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Ăśberblick
Meinhardiner
Habsburger
Lav Šubarić
Epochenbild
In dieser Epoche, die sich über Spätmittelalter und beginnende Frühe Neuzeit er-
streckt, erhielt das von Meinhard II. geschaffene Land Tirol durch kontinuierliche
territoriale Erweiterungen allmählich seine bis ins 20. Jh. gültigen Grenzen. Wäh-
rend am Anfang dieser Entwicklung ein zwar selbständiges, aber noch recht labiles
und von äußeren Feinden gefährdetes Gebilde steht, sieht man an ihrem Ende ein
starkes und stabiles Land, das eine bedeutende Rolle im weltumspannenden Habs-
burgerreich spielt, im Inneren zusammengehalten von den Landständen, die nicht
zögern, bei der Ablöse eines Fürsten durch einen neuen im Interesse des Landes
entscheidende Initiativen zu ergreifen.1
Nach Meinhards Tod im Jahr 1295 regierten zunächst seine drei Söhne ge-
meinsam, ab 1310 der einzige überlebende, Herzog Heinrich († 1335), alleine.
Da Heinrich keine männlichen Nachkommen hatte, wurde seine erbberechtigte
Tochter Margarethe (reg. 1335–1363, vgl. Abb. 5) zu einer begehrten Partie bei den
groĂźen Dynastien der Zeit, den Luxemburgern, Wittelsbachern und Habsburgern,
die hofften, Tirol in ihren Machtbereich eingliedern zu können. Von ihrem Vater
mit dem Luxemburger Johann-Heinrich verheiratet, musste sie nach dem Tod ihres
Vaters 1335 zunächst die Ansprüche der Habsburger und Wittelsbacher abwehren,
welche ihr Land untereinander aufteilen wollten. 1341 vertrieb sie ihren inzwischen
beim Volk unbeliebten luxemburgischen Gemahl und ging eine Ehe mit dem Wit-
telsbacher Markgraf Ludwig von Brandenburg ein. Daraufhin musste sie sich der
Angriffe der Luxemburger erwehren, die zunächst nicht auf Tirol verzichten woll-
ten. Aus Margarethes zweiter Ehe ging ein Sohn hervor, Meinhard III., der Tirol
und einen Teil Bayerns hätte erben sollen, aber schon 1363 starb.
Als sich nach dem Tod Meinhards III. abermals die Frage der Erbfolge in Ti-
rol stellte, übertrug Margarethe mit Einverständnis der Landstände noch 1363 die
Herrschaft über Tirol den Habsburgern. Dies löste wiederum einen kriegerischen
Konflikt mit den Wittelsbachern aus, der bis 1369 andauerte. Tirol blieb nach der
1 Ausführliche Darstellung der Tiroler Geschichte dieser Epoche : Riedmann 1990, 426–631 ; Palme
1998, 3–38. Ein Überblick über die lat. und volkssprachliche literarische Produktion findet sich
bei Riedmann 1990, 587–596, 598–603, eine ausführliche literaturgeschichtliche Darstellung bei
Knapp 1999, 419–452 und Knapp 2004, 481–572, buch- und bibliotheksgeschichtliche Aspekte
bei Neuhauser 2010.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593