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Überblick
Albert von
Neustift
Lukas Oberrauch
Musik
Für die Verwendung von Lat. im Bereich Musik zeichnet im Tirol des ausgehenden
Mittelalters bzw. der frühen Renaissance nach wie vor, wie auch in den Jahrhunder-
ten zuvor, hauptsächlich die Kirche verantwortlich. In Kloster- und Domschulen
wurde das Erlernen der Sprache mit dem Gesang insofern besonders verknüpft, als
der Lateinschulmeister zugleich zumeist auch der Gesangslehrer und somit verant-
wortlich für die musikalische Gestaltung und Umrahmung der Messfeier war (vgl.
Schubert 2010). Das älteste Beispiel für eine solche „Singschule“ in Tirol stellt die
769 durch Herzog Tassilo gegründete Stiftsschule in Innichen dar. Diese Tradition
wurde ab dem 15. Jh. auch in den Stadtschulen fortgeführt (Peintner 2001, 353–
366). Weniger von Belang für diese Untersuchung ist die Musikproduktion im bür-
gerlichen und höfischen Kontext : Sowohl der Meistersang, welcher sich in Tirol seit
dem beginnenden 14. Jh. großer Beliebtheit erfreute (Riedmann 1990, 596), als auch
der Minnesang bedienten sich vornehmlich der deutschen Sprache. Über die Car-
mina Burana wurde bereits an anderer Stelle gehandelt (vgl. hier S.
40–44). Es bleibt
jedoch festzuhalten, dass v.a. die zunehmende Bedeutung der bürgerlichen Schicht
in den Städten sehr wohl Einfluss auf die sprachliche Gestaltung sakraler Praktiken
nahm : Bedingt durch ihre dürftigen Lateinkenntnisse und ihr Engagement im kirch-
lichen Bereich erhielt die deutsche Sprache dort nach und nach mehr Daseinsberech-
tigung. Davon zeugen etwa die sogenannte Innicher Marienklage aus dem Jahr 1391,
welche als ein Fragment eines Oster- oder Passionsspiels identifiziert wurde (Hennig
1972), oder erste Übersetzungen von lat. Hymnen (etwa des Hymnus „Christ ist
erstanden“, wiederum aus der Osterliturgie) aus dem frühen 15. Jh. (Gozzi 2001,
477). Somit zeigt sich das Bild der lat. Texte zu Musikwerken aus der betreffenden
Zeit in Tirol recht homogen : Es handelt sich im Wesentlichen um die Vertonung
von Psalmen und Hymnen, Sequenzen sowie Antiphonaren, Missalia, Evangeliaria
und officia sanctorum („Heiligenoffizien“). Aufgrund der zahlreichen Exemplare ist
es schwierig, eine repräsentative Auswahl zu treffen, v.a. aufgrund der Tatsache, dass
diese zumeist nicht nach inhaltlichen, sondern allenfalls nach chronologischen bzw.
ästhetischen Gesichtspunkten erfolgen kann. Ein repräsentativer Überblick über sol-
che Vertonungen findet sich bei Neuhauser 2001. Daher sollen im Folgenden nur
einige interessante musikalische Werke etwas eingehender behandelt werden.
Im 14. Jh. gestaltete vermutlich Albert von Neustift (vgl. Schrott 1938) die in
ULBT, Cod. 710 überlieferte Mariensequenz Ave cella nova legis („Sei gegrüßt, neues
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593