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TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Seite - 335 -
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Kanzlei - korrespon denz und Humanistenbrief Martin Korenjak Brief Im Tirol des 16. Jhs. kreuzen sich mit der Korrespondenz der fürstlichen Kanzleien auf der einen, dem nichtamtlichen Humanistenbrief auf der anderen Seite sozusa- gen eine ab- und eine aufsteigende Entwicklungslinie des nlat. Briefes. Die Kanz- leikorrespondenz steht in einer mittelalterlichen Tradition : Sie folgt den Regeln der sogenannten Artes dictaminis, die mithilfe von Musterstücken und Formularen zum Verfassen verschiedenartiger Urkunden und Briefe anleiten, und orientiert sich dar- über hinaus an den jahrhundertealten Usancen wichtiger Kanzleien wie derjenigen der päpstlichen Kurie. In formaler Hinsicht ist sie v.a. durch folgende Merkmale gekennzeichnet : unantike Anfangs- und Schlussformeln : zu Beginn direkte An- rede an den Empfänger, am Schluss Datum und Name des Schreibers, jeweils mit streng nach Rang und Verhältnis der beiden Parteien geregelter, oft hyperbolisch- exuberanter Titulatur ; Gebrauch des pluralis maiestatis für die höhergestellte Par- tei, sowohl in der ersten als auch in der zweiten Person, oft in Formeln vom Typ Vestra Celsitudo („Eure Erhabenheit“) ; Hang zum ausufernden Periodenstil, dabei aber keine Scheu vor mittelalterlichen Wörtern und Wendungen sowie unklassi- schen Fachausdrücken ; Briefgattungen, die in der antiken Brieftheorie und -praxis nicht vorkommen ; fließende Übergänge zu anderen Arten von Kanzleischrifttum wie Dekret, Urkunde, Vertrag, Gesandtenbericht usw. Das Lat. wird hier in einem mehrere Jahrhunderte dauernden Prozess von den Volkssprachen zurückgedrängt (auch wenn es mancherorts, z.B. in den Klöstern, noch länger die ausschließliche Sprache des offiziellen Briefverkehrs bleiben wird, vgl. hier S.  995). Dagegen erlebt der Humanistenbrief (vgl. Palme 1993, 218–228) in der vorliegenden Epoche einen Aufschwung. Er orientiert sich v.a. an antiken Theoretikern und an Briefsamm- lungen wie denen Ciceros und des jüngeren Plinius. Dementsprechend bemüht er sich um antikes Briefformular (Beginn mit A B salutem dicit [„A grüßt B“], Schluss mit Vale [„Leb wohl“] o.ä.) und reine Latinität und strebt tendenziell einen urba- nen Gesprächsstil an. Während beim Kanzleibrief zwischen Absender und Adressat meist große Standesunterschiede bestehen, will der Humanistenbrief in erster Linie ein Austausch unter Freunden sein. Nicht mehr das Wohlwollen des Höhergestell- ten und die Ergebenheit des Untertanen bestimmen den Ton, sondern die Herz- lichkeit, die unter gleichgesinnten amici herrscht. In der Praxis kommen die beiden skizzierten Idealtypen allerdings nur selten ganz rein vor ; Mischformen sind eher die Regel als die Ausnahme (vgl. Schaller 1980 ; Gruber u.a. 1983, 652–662 ; Smo-
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TYROLIS LATINA Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
TYROLIS LATINA
Untertitel
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
Band
1
Autoren
Martin Korenjak
Florian Schaffenrath
Lav Šubarić
Herausgeber
Karlheinz Töchterle
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78868-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
602
Schlagwörter
Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. Epochenbild (Josef Riedmann) 21
  3. Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
  4. Epochenbild (Lav Šubarić) 55
  5. Dichtung (Martin Korenjak) 66
  6. Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
  7. Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
  8. Biographie (Wolfgang Kofler) 123
  9. Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
  10. Musik (Lukas Oberrauch) 143
  11. Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
  12. Philosophie (Stefan Tilg) 167
  13. Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
  14. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
  15. Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
  16. Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
  17. Theater (Stefan Tilg) 266
  18. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
  19. Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
  20. Brief (Martin Korenjak) 335
  21. Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
  22. Philosophie (Stefan Tilg) 349
  23. Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
  24. Medizin (Lukas Oberrauch) 362
  25. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
  26. Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
  27. Dichtung (Martin Korenjak) 397
  28. Theater (Stefan Tilg) 436
  29. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
  30. Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
  31. Biographie (Florian Schaffenrath) 505
  32. Brief (Martin Korenjak) 517
  33. Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
  34. Philosophie (Stefan Tilg) 545
  35. Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
  36. Medizin (Lav Šubarić) 564
  37. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
  38. Farbtafeln 593
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