Seite - 21 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
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früheste
Schriftzeugnisse
frühchristliche
Schriftquellen
Josef Riedmann
Epochenbild
Die ältesten Zeugnisse für die Verwendung der Schriftzeichen im Bereich des histo-
rischen Kronlandes Tirol zwischen Kufstein und Ala, Arlberg und Lienzer Tor rei-
chen in die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. zurück. Weihesprüche, Besitzangaben
und Namen wurden auf Stein, Metall, Keramik, Holz und Blei festgehalten. Die
benutzten Buchstaben stehen mit Alphabeten im Zusammenhang, die im benach-
barten italischen Raum Verwendung gefunden haben. Mit der schrittweisen Ein-
verleibung des späteren Tiroler Raumes in das Imperium Romanum im Laufe des
1. Jhs. v. Chr. nahm auch die Produktion von Schriftzeugnissen sprunghaft zu. Im
Zuge der Gesamtentwicklung im Römischen Reich entstanden in großer Zahl lat.
Inschriften auf Grabdenkmälern, Altären, Meilensteinen, Ziegeln und Gebrauchs-
gegenständen. Als eigene literarische Schöpfung wird man derartige Texte allerdings
nur in einem sehr beschränkten Umfang ansprechen können. Allein eine kurze
Beschwörung, die um 100 n. Chr. eine Secundina in Wilten auf Blei einritzen ließ,
um ein gestohlenes Gut wieder zu erlangen, verrät eine einigermaßen selbstständige
Diktion. Bemerkenswert ist trotz dieses vereinzelten Dokuments das weitgehende
Fehlen schriftlicher Zeugnisse im Bereich des heutigen Nordtirol. In Süd- und Ost-
tirol und v.a. im Trentino sind entsprechende Aufzeichnungen wesentlich häufiger
erhalten. Das Fehlen eines städtischen Zentrums im Inntal im Gegensatz zu Agun-
tum in Osttirol und Tridentum bietet eine Erklärung für diese Diskrepanz.1
Auch das Vordringen des christlichen Bekenntnisses in die Alpentäler im Laufe
der Spätantike änderte wenig an der Seltenheit der Überlieferung von schriftlichen
Zeugnissen aus diesen Jahrhunderten, obwohl man für den Kult entsprechende
Bücher benötigte und die Geistlichkeit in antiker Tradition über Fertigkeiten im
Lesen und Schreiben verfügt haben muss. In den in das 4./5. Jh. zurückreichen-
den Bischofssitzen von Trient und Säben existierten zweifellos auch noch in der
Folgezeit, wenn vielleicht auch in sehr reduzierter Form, Ausbildungsstätten von
Klerikern. Aus der Zeit um 400 stammen die frühesten einheimischen Texte aus
Trient in Gestalt von Briefen des Bischofs Vigilius. Frühe schriftliche Quellen lie-
gen auch über das Martyrium der Missionsboten auf dem Nonsberg vor, und wenn
Paulus Diaconus zur Zeit Karls des Großen in der Lage war, für seine Historia Lan-
gobardorum ein einschlägiges Werk des Abtes Secundus von Trient auszuschreiben,
1 Zur Geschichte der Epoche vgl. v.a. Riedmann 1990.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593