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Einleitung
Struktur
Giulio
Alessandrini
Biographie Lukas Oberrauch
Medizin
Die Medizin entwickelte sich im 16. Jh. gegenüber den vorhergehenden Jahrhun-
derten nur unwesentlich weiter, was v.a. mit den schleppenden Fortschritten der
Anatomie zusammenhing (Jütte 2001). Ihre Basis bildete immer noch die antike
Humoral- und Temperamentenlehre des Hippokrates und des Galen, deren Lehr-
meinungen nach wie vor maßgeblich die Bereiche Diagnostik und Therapie beein-
flussten. Der durch die revolutionären Ansichten und Schriften großer Gelehrter
wie Andreas Vesalius oder Theophrastus Paracelsus (der sich auch einige Jahre in
Tirol aufhielt)1 eingeleitete Umschwung hin zu einer moderneren, ‚wissenschaftli-
cheren‘ Verfahrensweise vollzog sich nur langsam und stieß im Tiroler Raum nur
bei wenigen Ärzten und Gelehrten auf Interesse, etwa bei Michael Schütz, der ein
Glossar zu den von Paracelsus verwendeten lat. Fachbegriffen verfasste.
Im Wesentlichen prägen drei Schwerpunkte die medizinische Literatur Tirols
dieser Zeit : 1. der Gesundheitszustand Ferdinands II. und seiner Familie ; 2. die
zunehmende Bedeutung der Wild- bzw. Naturbäder ; 3. die großen Seuchen des
Jahrhunderts. Im Folgenden sollen einige repräsentative literarische Beispiele für
die genannten thematischen Bereiche vorgestellt werden, ehe abschließend die Ga-
lenkommentare des Giovanni Pietro Merenda besprochen werden.
Über den Gesundheitszustand von Erzherzog Ferdinand II. sind wir bereits aus
der Zeit vor seinem Einzug in Tirol 1567 gut informiert. Medizinische Ratschläge,
sogenannte consilia, haben sich z.B. von Franciscus Emericus aus dem Jahr 1549
(ÖNB, Cod. 11207, Bl. 38rv) oder von Renato Brassavola aus dem Jahr 1554 (ÖNB,
Cod. 11155, Bl. 1v–24v) erhalten. Geraume Zeit später, etwa 1567/68, verfasste der
aus Civezzano nahe Trient stammende Arzt Giulio Alessandrini (vgl. Abb. 49) in
Zusammenarbeit mit Pietro Andrea Mattioli, dem bekannten Leibarzt Ferdinands
(vgl. hier S.
359–361), einen weiteren medizinischen Ratgeber für den Tiroler Lan-
desfürsten (Consilium medicum ; ÖNB, Cod. 11155, Bl. 27r–35r).
Bereits in jungen Jahren besuchte der 1506 in Trient geborene Alessandrini die
Universität in Padua, wo er neben Medizin auch Mathematik, Literatur und Grie-
1 Eine ausführlichere Behandlung des Paracelsus wird an dieser Stelle nicht erfolgen, da sein Büchlein
von der Pest an die Stadt Sterzingen aus dem Jahr 1534, in dem er sich in Innsbruck, Sterzing und
Meran aufhielt, wie alle seine Werke in deutscher Sprache verfasst wurde. Vgl. z.B. Pisa 1991, v.a.
79–109.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593