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Überblick,
Gliederung
Inama,
Laudatio funebris
für Lodovico
Madruzzo
Martin Korenjak
Beredsamkeit
In dieser Epoche fehlt wie in der vorhergehenden rhetorische Fachliteratur gänz-
lich. Darüber hinaus sind aus ihr, was angesichts der kontinuierlichen quantitativen
Zunahme des lat. Schrifttums in den ersten Jahrhunderten der Frühen Neuzeit
überrascht, nicht ganz so viele Reden erhalten wie aus jener. Das dominierende
Genos ist wieder die Panegyrik, innerhalb derer sich das Schwergewicht etwas von
der Leichenrede auf die Festrede zu freudigen Anlässen verschiebt und neben den
nach wie vor wichtigen Höfen in Trient und Innsbruck erstmals auch die Brixner
Fürstbischöfe als Auftraggeber erscheinen. Daneben haben sich wiederum einige
jesuitische Schulreden erhalten, die diesmal von etwas anderer Art sind als die der
Scholastica Oenipontana (vgl. hier S. 226–231). Die Darstellung bespricht analog
zum letzten Rhetorikkapitel zunächst die Trientner, dann die Brixner und die Inns-
brucker Panegyrik und schließt mit der Schulberedsamkeit.
Am 2. 4. 1600 starb in Rom der Trientner Fürstbischof und Kardinal Lodovico
Madruzzo (vgl. Abb. 67). Zu diesem Anlass hielt der aus Fando auf dem Nonsberg
stammende Magister der schönen Wissenschaften und Lehrer am Trientner Stadt-
gymnasium Nicolao Inama, von dem auch einige Gedichte erhalten sind (vgl. hier
S. 430) und der vielleicht sogar ein verlorenes Madruzzoepos verfasst hat,1 eine
laudatio funebris, die noch im selben Jahr in Trient gedruckt wurde. Aus Bl. 21r
geht hervor, dass Inama nicht in Rom sprach – es handelt sich also um eine Trauer-
rede in absentia, vgl. hier S. 286 –, auf Bl. 5r wird als Vortragsort ein „heiliger Ort“
genannt ; beides weist auf den Trientner Dom, der ja auch sonst häufig Schauplatz
von Leichenreden war. Im Druck gehen der Rede ein Widmungsbrief an Lodovicos
Neffen und Nachfolger Carlo Gaudenzio sowie ein Epigramm voran, gefolgt wird
sie von zehn Gedichten von Inama selbst und anderen.
Nach einer captatio benevolentiae, in die u.a. ein Lob von Lodovicos Mäzenatentum ein-
geflochten ist (Bl. 1r–2v), beklagt Inama den Tod des Kardinals, der in ganz Europa und
besonders in Trient Trauer ausgelöst hat (Bl. 2v–4v). Anschließend lobt er die Familie des
Verstorbenen und stellt sie mit ihren wichtigsten Vertretern vor (Bl. 4v–12r, mit einem
1 Der Widmungsbrief zu seinem Panegyricus (s.u.) trägt auf Bl. 3r die Ortsangabe „aus dem Gymna-
sium der großartigen Gemeinde Trient“. Auf ein Madruzzoepos scheint das Epigramm auf Bl. 3v
anzuspielen.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593