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vom 18.06.2022, aktuelle Version,

Kittsee

Marktgemeinde
Kittsee
Wappen Österreichkarte
Kittsee (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Burgenland
Politischer Bezirk: Neusiedl am See
Kfz-Kennzeichen: ND
Fläche: 19,27 km²
Koordinaten: 48° 5′ N, 17° 4′ O
Höhe: 138 m ü. A.
Einwohner: 3.506 (1. Jän. 2022)
Bevölkerungsdichte: 182 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2421
Vorwahl: 02143
Gemeindekennziffer: 1 07 11
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Hauptplatz 11
2421 Kittsee
Website: www.kittsee.at
Politik
Bürgermeister: Johannes Hornek (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2017)
(21 Mitglieder)
9
8
4
2
9  8  4  2 
Insgesamt 23 Sitze
  • ÖVP: 9
  • SPÖ: 8
  • LIKI: 4
  • UBFK: 2
Lage von Kittsee im Bezirk Neusiedl am See
Gattendorf
Lage der Gemeinde Kittsee im Bezirk Neusiedl am See (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

BW

Kittsee (slowakisch Kopčany, ungarisch Köpcsény, kroatisch Gijeca) ist eine Marktgemeinde mit 3506 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) im Bezirk Neusiedl am See im Burgenland in Österreich.

Geografie

Kittsee ist der einzige Ort in der Gemeinde. Er liegt direkt an der Grenze zur Slowakei bei Bratislava. Die ursprüngliche Gemeinde war größer und reichte bis auf das heutige Staatsgebiet der Slowakei. Nach der Grenzziehung von 1919 liegt nur mehr der westliche Teil auf österreichischem Gebiet. Der abgetrennte Teil ist heute ein Teil des fünften Bezirks von Bratislava, Petržalka, und trägt den slowakischen Namen Kopčany.

Nachbargemeinden:

Berg (BL)
Edelstal Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Slowakei
Prellenkirchen (BL) Pama

Geschichte

Kittsee (rechts oben) um 1873 im Aufnahmeblatt der Landesaufnahme (links schematisch dargestellt der Bereich des Militärlagers in Bruck an der Leitha)

Die Herrschaft Kittsee befand sich im vom ungarischen König Stephan I. gegründeten Grenzkomitat Wieselburg. Durch die Lage an der Donau und an der Straße zwischen Wien und Pressburg war Kittsee ein wichtiger Ort für den Ost-West-Handel. Vermutlich wurde bereits von Béla III. hier eine Mautstation errichtet. Mit deren Einnahmen wurden die Burg erbaut und für die Erhaltung der Straßen und Brücken gesorgt. Spätestens im 15. Jahrhundert hatte Kittsee das Marktrecht.

1529 wurde der Ort von den Osmanen zerstört. Im 16. Jahrhundert wurden in verödeten Dörfern kroatische Bauern angesiedelt. 1679 wütete die Pest in Kittsee. 1683 zerstörten die Osmanen den Ort auf ihrem Weg nach Wien. Auch der Bethlenkrieg 1619–1620 und der Kuruzenkrieg von 1704 stellten schwere Belastungen dar.[1]

Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Köpcsény verwendet werden. Um das Jahr 1910 wurden zahlreiche neue Häuser errichtet. Nach dem Ausspruch eines aus Amerika zurückgekehrten Auswanderers wurde der neue Ortsteil Chikago genannt.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes).

Am 1. Jänner 1971 wurde Kittsee mit Edelstal fusioniert[2], die Fusionierung wurde aber am 1. Jänner 1992 wieder rückgängig gemacht[3].

Bis zum Jahr 1990 lag Kittsee direkt am Eisernen Vorhang. Dieser Umstand führte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Rückgang der Einwohnerzahl. Seit den 2000er Jahren steigt die Bevölkerungszahl jedoch stark an, bedingt durch den Zuzug jüngerer, meist besser gestellter slowakischer Familien. Gründe sind vor allem niedrigere Grundstückspreise als in Bratislava, die günstige Lage nahe dem Stadtzentrum der slowakischen Hauptstadt sowie Kreditunterstützungen seitens des österreichischen Staats.[4] Im Jahr 2003 wurde in Kittsee die Region Centrope gegründet. Am 24. Juni 2009 wurde Kittsee zur Marktgemeinde erhoben.[5]

Das jüdische Kittsee

Kittsee gehörte zu den burgenländischen Siebengemeinden, wo sich seit 1670 unter dem Schutz der Fürsten Esterházy Juden niederlassen durften. 1735 lebten in Kittsee 266 Juden, 1821 waren es 789. Aufgrund starker Abwanderung in den Jahrzehnten danach – aus wirtschaftlichen Gründen – sank ihre Zahl bis 1934 auf 62. Rund einen Monat nach dem Anschluss kam es zur endgültigen Zerstörung der Judengemeinde Kittsee.

Ortszentrum von Kittsee mit der Synagoge (um 1920)

Mitte April 1938 wurden die 51 jüdischen Anwohner Kittsees und der Nachbargemeinde Pama nachts von Mitgliedern der SA aus ihren Häusern geholt, enteignet und auf einer Sandinsel in der Donau ausgesetzt. Die Flüchtlinge wurden von Einwohnern des tschechoslowakischen Dorfes Devín (heute ein Stadtteil von Bratislava) und der Militärpolizei gefunden und umgehend über die ungarische Grenze abgeschoben. Ungarn wiederum schob die Juden nach Österreich zurück. Nach einer längeren Irrfahrt konnten schließlich jüdische Hilfsorganisationen in Bratislava den deportierten Kittseer Juden die Emigration in verschiedene Aufnahmeländer ermöglichen.[6]

Das kroatische Kittsee

Kittsee zählt auch zum Siedlungsgebiet der Burgenlandkroaten. Allerdings ist dieses Bevölkerungselement seit Ende des Zweiten Weltkrieges auf nur mehr ein paar Dutzend Sprecher zusammengeschmolzen. Der Ort wurde um 1550 mit Kroaten besiedelt; der Anteil der Deutschen und der Kroaten hielt sich in Kittsee – ähnlich wie in den Orten Antau (Otava), Sigleß (Cikleš) und Stegersbach (Santalek) – in der Vergangenheit stets in der Waage. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verlagerte sich das Schwergewicht zu Gunsten der deutschsprachigen Gruppe, die kroatische behielt aber bis in die Zwischenkriegszeit einen namhaften Umfang (Anteil der Kroaten an der Gesamtbevölkerung 1910: 37,6 %, 1934: 31,8 %, 1951: 9,4 %, 2001: 2,6 %). Kittsee zählt noch heute zu den zweisprachigen Pfarren des Burgenlandes mit kroatischer Seelsorgesprache.

Der Ort zählt vor der Angliederung des Burgenlandes an Österreich auch einen Anteil von rund einem Viertel magyarischer Bevölkerung (1910: 25,2 %; 1920: 24,3 %). Die Volkszählung von 1923 verzeichnet hingegen einen Anteil von nur 7,3 % ungarischsprachiger Bevölkerung, der sich bis 1934 nochmals auf 4,7 % verringert.

Bevölkerungsentwicklung

Grenzübergang Kittsee/Petržalka

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Altes Schloss Kittsee und Jüdischer Friedhof Kittsee
Neues Schloss Kittsee
Ethnographisches Museum: Reste der Werbefläche an der Schlosspark- Einfriedung (April 2016)
Pfarrkirche Kittsee
  • Heidenturm Kittsee
  • Jüdischer Friedhof Kittsee
  • Altes Schloss Kittsee
  • Neues Schloss Kittsee: Schloss Kittsee wurde Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut, es ist mit seinem Schlosspark ein bedeutendes Barockschloss des nördlichen Burgenlandes. Das Schloss beherbergte bis zum 28. September 2008 das Ethnographische Museum Schloss Kittsee, welches ausgewählte Exponate der Volkskultur von Ost- und Südosteuropa zeigte, seitdem ist das Museum geschlossen. Seit 2007 finden in den Sommermonaten Musiktheater-Aufführungen im Rahmen des Sommerfestival Kittsee statt. Künstlerischer Leiter ist der Wiener Schauspieler, Sänger und Regisseur Gerhard Ernst.
  • Pfarrkirche Kittsee: Die dreischiffige Kirche hat einen rd. 36 m hohen (inklusive Kreuz) eingebundenen Westturm mit haubenförmigem Helm und eine halbrunde Apsis. Die Kirche mit einem Fassungsraum für rund 1250 Personen wurde nach den Plänen der Architektin Helene Koller-Buchwieser vom Baumeister Stefan Wilhelm Haderer ab 1948 errichtet und am 16. Nov. 1952 von Bischof Josef Schoiswohl eingeweiht.[7]

Kulinarische Spezialitäten

Die Kittseer Marille, eine Züchtung, die von der Frühen Ungarischen Gelben stammt, wurde im Jahr 2004 als Wortbildmarke geschützt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Kittsee liegt an der Bahnstrecke Parndorf – Kittsee – Petržalka und hatte früher außerdem einen Bahnhof an der Pressburger Bahn.

Ansässige Unternehmen

Aus landwirtschaftlicher Sicht spielt der Marillenanbau eine große Rolle. Aktuell bestehen circa 30.000 Marillenbäume auf etwa 110 ha.[8]

Öffentliche Einrichtungen

Kittsee spielt eine wichtige Rolle als medizinisches Zentrum. Das einzige Krankenhaus des Bezirkes befindet sich hier. Es wurde 1902 vom seliggesprochenen Augenarzt Ladislaus Batthyány-Strattmann gegründet und 2004 auch nach ihm benannt.

Politik

Gemeinderat

Gemeinderatswahl 2017
 %
40
30
20
10
0
35,16
(+0,80)
33,09
(−5,87)
19,49
(+2,02)
8,77
(+2,04)
3,48
(+0,99)
LIKI A1
UBFK A2
         

Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Einwohnerzahl insgesamt 21 Mitglieder.

Ergebnisse der Gemeinderatswahlen seit 1997
Partei 2017[9] 2012[10] 2007[11] 2002[12] 1997[12]
Sti.  % M. Sti.  % M. Sti.  % M. Sti.  % M. Sti.  % M.
ÖVP 525 35,16 9 470 34,36 7 447 35,93 8 493 39,25 8 593 54,76 12
SPÖ 494 33,09 8 533 38,96 9 699 56,19 12 636 50,64 11 490 45,24 9
FPÖ 52 3,48 0 34 2,49 0 20 1,61 0 127 10,11 2 nicht kandidiert
LIKIA1 291 19,49 4 239 17,47 4 nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert
UBFKA2 131 8,77 2 92 6,73 1 78 6,27 1 nicht kandidiert nicht kandidiert
Wahlberechtigte 2101 1922 1788 1646 1661
Wahlbeteiligung 72,54 % 75,13 % 80,31 % 86,88 % 81,40 %
A1 Liste Kittsee
A2 Unparteiische Bürgerliste Kittsee

Bürgermeister

Bürgermeister ist Johannes Hornek (ÖVP), der sich in der Stichwahl vom 29. Oktober 2017 mit 57,04 % der Stimmen gegenüber seiner Vorgängerin Gabriele Nabinger (SPÖ), die 42,96 % erreichte, durchsetzte.[9] Hornek wurde am 10. November 2017 von der Hauptfrau des Bezirks Neusiedl am See, Birgit Lentsch, angelobt.[13]

Frühere Bürgermeister von Kittsee waren (Auszug):

  • 1958–1970 Franz Böröczky (SPÖ)
  • 1977 Franz Böröczky (SPÖ)
  • 2010–2012 Klaus Senftner (SPÖ)[14]
  • 2012–2017 Gabriele Nabinger (SPÖ)

Wappen

Blasonierung: „Runder, silberner (weißer), schlanker Turm mit hohem Rundbogentor, einem Fensterschlitz im Mittelgeschoß und zwei Fenstern im Obergeschoß, einem vorspringenden, schindelgedecktem hohen Spitzdach mit Knauf und Spitze auf grünem Boden und blauem Schild.[15]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Veronika Plöckinger (Red.): Zerstörte jüdische Gemeinden im Burgenland – eine Spurensicherung am Beispiel Kittsee. Österreichisches Museum für Volkskunde, Wien 2005, ISBN 3-902381-07-8
  • Felix Tobler: Kroaten und Deutsche in Kittsee. Beispiele zu ihrem Verhältnis im 18. und 19. Jahrhundert. In: Burgenländische Heimatblätter. Nr. 54/1992, Eisenstadt 1992, S. 18–25, zobodat.at [PDF]
  • Abschnitt „Die Partnergemeinden“ in „TÜPL Bruckneudorf – 150 Jahre Brucker Lager“ von Petra Weiß, Hrsg. Stadtgemeinde Bruck an der Leitha, April 2017, S. 438/439.
Commons: Kittsee  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Kittsee  – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Michael Floiger: Kittsee. In: www.atlas-burgenland.at. Abgerufen am 25. Oktober 2017.
  2. Gemeindeänderungen ab 1945. Statistik Austria, S. 3. In: Änderungen in der Verwaltungsgliederung. Statistik Austria (ZIP, 1,3  MB; Inhalt PDF); abgerufen am 8. Juni 2022
  3. Gemeindeänderungen ab 1945. Statistik Austria, S. 83. In: Änderungen in der Verwaltungsgliederung. Statistik Austria (ZIP, 1,3  MB; Inhalt PDF); abgerufen am 8. Juni 2022
  4. Thomas Franke: Bratislavas neuer Vorort heißt Kittsee. In: derStandard.at. 13. März 2012, abgerufen am 11. September 2018.
  5. Gemeindeänderungen ab 1945. Statistik Austria, S. 120. In: Änderungen in der Verwaltungsgliederung. Statistik Austria (ZIP, 1,3  MB; Inhalt PDF); abgerufen am 8. Juni 2022
  6. Das Drama an der Donau, Teil 1
  7. Kittsee.at: Sehenswürdigkeiten; abgerufen am 6. Dez. 2016
  8. Kittseer Marille. Eintrag Nr. 86 im Register der Traditionellen Lebensmittel des österreichischen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus. Abgerufen am 15. Februar 2013
  9. 1 2 Land Burgenland: Wahlergebnis Kittsee 2017 (abgerufen am 30. November 2017)
  10. Land Burgenland: Wahlergebnis Kittsee 2012 (abgerufen am 30. November 2017)
  11. Land Burgenland: Wahlergebnis Kittsee 2007 (abgerufen am 30. November 2017)
  12. 1 2 Land Burgenland: Wahlergebnis Kittsee 2002 (abgerufen am 30. November 2017)
  13. meinbezirk.at vom 10. November 2017: Angelobung der Bürgermeister und Vizebürgermeister (abgerufen am 30. November 2017)
  14. Scheinanmeldungen Kittsee: Zwei Schuldsprüche. ORF, 29. Mai 2013, abgerufen am 29. Oktober 2017.
  15. Wappen. Marktgemeinde Kittsee, abgerufen am 25. Juni 2020.