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Quellenlage 15
Mit dem Leben und Werk von Friedl Dicker als Künstlerin und Pädagogin hat sich da-
gegen ausführlich die russisch-israelische Kunstpädagogin Elena Makarova befasst.35 Ihre
umfangreichen Recherche-Ergebnisse veröffentlichte sie in verschiedenen Publikationen.
Der 1999 herausgegebene Ausstellungskatalog der weltweit gezeigten Ausstellung Friedl
Dicker-Brandeis. Ein Leben für Kunst und Lehre36 schildert erstmals eine umfangreiche
Biografie der Künstlerin, für die Makarova zahlreiche Zeitzeugen interviewte. Die Anga-
ben aus Makarovas Katalog sind jedoch nicht immer durch verifizierbare Quellen belegt.
Neben Dickers Malerei und den Kinderzeichnungen aus ihrem Unterricht in Theresi-
enstadt werden auch einige Beispielarbeiten aus der Zusammenarbeit mit Franz Singer
präsentiert.37 Details zur Wiener Ateliergemeinschaft und der bereits vor der Gründung
bestehenden Arbeitsgemeinschaft der beiden wurden nicht aufgearbeitet. Später erschie-
nene biografische Beiträge über Friedl Dicker beziehen sich stets auf die Angaben von
Makarova bzw. die beiden Ausstellungskataloge von 1970 und 1988.38
1.3 Quellenlage
Die Grundlage für die wissenschaftliche Erforschung der Projekte und Möbelentwürfe
der Ateliergemeinschaft bildet der Nachlass, der sich in Privatbesitz und öffentlichen
Sammlungen erhalten hat. Er setzt sich zusammen aus Möbeln, Leuchten, Modellen,
Textilien, Skizzen, Planzeichnungen, Fotografien, zwei Werklisten Franz Singers, Kor-
respondenzen, programmatischen Texten sowie Zeitschriften- und Buchpublikationen.
Die umfangreichsten Bestände befinden sich im privaten Archiv von Georg Schrom in
Wien und im Bauhaus-Archiv Berlin. Kleinere Bestände werden im Archiv der Universi-
tät für Angewandte Kunst in Wien, im Archive of Art and Design des Victoria & Albert
35 Eine erste Biografie zu Dicker erschien in der amerikanischen Ausgabe des Ausstellungskatalogs 50
Years Bauhaus. Siehe: Kat. Ausst. Illinois Institute of Technology 1969, S. 344. Grundlage war der
deutsche Ausstellungskatalog der zunächst in Stuttgart gezeigten Ausstellung: Kat. Ausst. Württem-
bergischer Kunstverein 1968.
36 Makarova 1999. Die Ausstellung „Friedl Dicker-Brandeis: Life, Art, Teaching“ wurde in Wien,
Czesky Krumlov, Paris, Stockholm, Berlin, Atlanta, Los Angeles, New York, Tokio und fünf anderen
japanischen Orten gezeigt. Siehe: Makarova 2017d.
37 Weitere Ausstellungen von Elena Makarova zu Friedl Dicker wurden 1990 in der Gedenkstätte Yad
Vashem in Jerusalem und 1991 im Jüdischen Museum in Frankfurt gezeigt. In russischer Sprache
erschien auch eine romanhafte Biografie über Friedl Dicker von Elena Makarova. Siehe: Makarova
2012. Bisher liegt keine Übersetzung vor. Die unter Dickers Unterricht in Theresienstadt angefer-
tigten Kinderzeichnungen wurden erstmals 1988 im Jüdischen Museum in Prag ausgestellt. Siehe:
Pařík 1988.
38 Siehe beispielsweise: Müller 2009; Prokop 2016, S. 201–206; Romauch 2003; Fritzsch 2010.
© 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH
https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
Bauhaus in Wien?
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Titel
- Bauhaus in Wien?
- Untertitel
- Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Autor
- Katharina Hövelmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21316-1
- Abmessungen
- 17.4 x 25.6 cm
- Seiten
- 492
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 9
- 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
- 1.2 Forschungsstand 10
- 1.3 Quellenlage 15
- 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
- 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
- 2.1 Die Zeit in Wien 27
- 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
- 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
- 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
- 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
- 2.2.2 Unterricht 56
- 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
- 3 Berufliche Anfänge 89
- 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
- 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
- 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
- 3.2.2 Die Auflösung 114
- 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
- 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
- 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
- 4.3 AuftraggeberInnen 140
- 4.4 Strategien der Bewerbung 147
- 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
- 4.4.2 Fotografie 154
- 4.4.3 Publikationen 157
- 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
- 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
- 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
- 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
- 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
- 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
- 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
- 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
- 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
- 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
- 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
- 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
- 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
- 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
- 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
- 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
- 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
- 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
- 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
- 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
- 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
- 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
- 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
- 5.4.5 Kachelöfen 302
- 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
- 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
- |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
- 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
- 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
- 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
- 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
- 5.5.3.1 Einwohnräume 339
- 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
- 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
- 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
- 6 Resümee und Ausblick 417
- 7 Anhang 425
- 7.1 Quellentexte 425
- 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
- 7.3 Archive und Sammlungen 431
- 7.4 Literatur 436
- 7.5 Webseiten 473
- 7.6 Bildnachweis 477
- 7.7 Abkürzungen 480
- 7.8 Abstract 481
- 7.9 Register 482