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Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
schienenen Text „Bauhaus Dessau – Grundsätze der Bauhausproduktion“ schrieb er, dass
„die Schaffung von Typen für die nützlichen Gegenstände des täglichen Gebrauchs“ eine
„soziale Notwendigkeit“71 sei. Gropius verlangte dabei vor allem funktional durchdachte
Entwürfe, die praktisch, haltbar, billig und schön sein müssten.72 Im Text „Das moderne
Wohnprinzip“ ist die Wortwahl ähnlich. Häufig wird das Wort „rationell“ verwendet,
mit dem auf die Wichtigkeit der Funktion des Möbels verwiesen wird, das weder schwie-
rig in der Handhabung noch „unbequem, hässlich oder teuer“73 sein dürfe.
5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen
5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929
5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild
Singer hatte seine vertraglich abgeschlossene Lehre in der Tischlerei-Werkstätte des Bau-
hauses ab 1922 begonnen. Nachdem Gropius die Leitung der Tischlereiwerkstätte von
Johannes Itten ab Februar 1922 übernommen hatte, zeichnete sich dort eine Wende in
der Formgestaltung ab. Dies äußerte sich in der Abwendung von expressionistischen
Formvorstellungen hin zu einer zunehmenden Geometrisierung. Einerseits lässt sich dies
auf die Entwicklung des gestalterischen Konsenses am Bauhaus zurückführen, der sich an
geometrischen Grundformen orientierte und sich sowohl im Vorkurs bei Itten als auch
im Unterricht von Paul Klee und Wassily Kandinsky ausbildete.74 Der Wandel wurde an-
dererseits auch durch den Niederländer Theo van Doesburg begünstigt, der 1922 seinen
De Stijl-Kurs in Weimar im Atelier des Bauhaus-Studierenden Karl Peter Röhl abhielt.75
Diesen Kurs besuchten neben Franz Singer weitere Studierende der Tischlerei wie Hans
Ulrich Fuchs und Erich Brendel sowie der Handwerksmeister der Tischlerei Josef Zach-
mann.76 Kursteilnehmer waren zudem die Studierenden Fred Forbát, Peter Keler, Farkas
Molnár, Gyula Pap, Kurt Schmidt und Andor Weininger, die sich in Opposition zu Itten
71 Walter Gropius, Bauhaus Dessau – Grundsätze der Bauhausproduktion, 1926, in: Wingler 20024,
S. 120.
72 Walter Gropius, Bauhaus Dessau – Grundsätze der Bauhausproduktion, 1926, in: Wingler 20024,
S. 120.
73 Kölner Tageblatt 1931.
74 Elbe/Glemnitz 2006, S. 69.
75 Elbe/Glemnitz 2006, S. 68–69.
76 Siehe: RKD Nederlands Instituut voor Kunstgeschiedenis, Den Haag, Archiv von Theo und Nelly
van Doesburg, Teilnehmerlisten des „Stijl-Kursus“ März–Juli 1922, Inv.-Nr. 0408-1217. Siehe auch:
Svestka 1990, S. 31.
© 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH
https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
Bauhaus in Wien?
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Titel
- Bauhaus in Wien?
- Untertitel
- Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Autor
- Katharina Hövelmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21316-1
- Abmessungen
- 17.4 x 25.6 cm
- Seiten
- 492
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 9
- 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
- 1.2 Forschungsstand 10
- 1.3 Quellenlage 15
- 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
- 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
- 2.1 Die Zeit in Wien 27
- 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
- 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
- 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
- 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
- 2.2.2 Unterricht 56
- 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
- 3 Berufliche Anfänge 89
- 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
- 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
- 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
- 3.2.2 Die Auflösung 114
- 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
- 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
- 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
- 4.3 AuftraggeberInnen 140
- 4.4 Strategien der Bewerbung 147
- 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
- 4.4.2 Fotografie 154
- 4.4.3 Publikationen 157
- 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
- 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
- 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
- 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
- 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
- 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
- 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
- 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
- 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
- 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
- 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
- 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
- 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
- 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
- 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
- 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
- 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
- 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
- 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
- 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
- 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
- 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
- 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
- 5.4.5 Kachelöfen 302
- 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
- 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
- |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
- 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
- 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
- 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
- 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
- 5.5.3.1 Einwohnräume 339
- 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
- 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
- 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
- 6 Resümee und Ausblick 417
- 7 Anhang 425
- 7.1 Quellentexte 425
- 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
- 7.3 Archive und Sammlungen 431
- 7.4 Literatur 436
- 7.5 Webseiten 473
- 7.6 Bildnachweis 477
- 7.7 Abkürzungen 480
- 7.8 Abstract 481
- 7.9 Register 482