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Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
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Seite - 114 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer

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Berufliche Anfänge114 3.2.2 Die Auflösung Finanziell hatten auch die Werkstätten Bildender Kunst gravierende Probleme. So schreibt der nicht identifizierbare Geschäftsführer in einem Brief an Ludwig Münz am 28. Januar 1924: „Die Werkstätten Bildender Kunst G.m.b.H. haben mich mit der geschäftlichen Leitung betraut. Bei der Durchsicht der Papiere der Gesellschaft bemerkte ich die erheb- lichen Posten, die die Truppe uns schuldet. [...] Die G.m.b.H. ist in der unangenehmsten wirtschaftlichen Lage, so daß ich Herrn Singer erklären mußte, daß ich jede Verantwor- tung für das Schicksal der G.m.b.H. ablehne, wenn nicht Schritte getan würden, wenigs- tens ein Teil der 3033,67 hereinzubringen. [...] Mir ist bekannt, daß Sie, verehrter Herr Doktor, die Truppe unter bedeutenden Opfern durchhalten, ich bitte Sie daher, meine Stellung nicht als die eines kaltherzigen Gläubigers aufzufassen, wir, die Truppe & die G.m.b.H. stehen vielmehr gemeinsam vor der Notwendigkeit, Geld aufzubringen. [...] Wie dringlich, wie grundlegend für unsere Existenz die Lösung dieser Frage ist, wollen Sie daraus entnehmen, daß wir vor der Frage stehen, ob wir nicht zum 15., spätestens 29. Feber unseren sämtlichen Arbeitern & Angestellten kündigen, sie brotlos machen & und unseren Betrieb einstellen müssen. Zudem bitte ich Sie zu beachten, daß Herr Singer nicht eigene, sondern fremde Gelder verwaltet & als Geschäftsführer der G.m.b.H. deren Gläubiger haftet, vor allem im Falle des nicht unmöglichen Konkurses.“97 Diese finan- ziellen Missstände hielten weiter an. Aus einem Brief von Juli 1924 der Werkstätten Bil- dender Kunst GmbH geht hervor, dass auch Berthold Viertel gebeten wurde, ausstehende Zahlungen, ein ihm von Franz Singer ausgegebenes Darlehen, wieder zurückzuzahlen: „In Folge der schlechten geschäftlichen Lage und der katastrophalen Geldknappheit, die unser Unternehmen in schwerster Weise gefährden, sind wir gezwungen, die schnellste Begleichung unserer Aussenstände zu verlangen. Wir bitten Sie daher höflichst, uns mög- lichst umgehend diese Summe zukommenlassen [sic!] zu wollen.“98 Aus Briefen Dickers an ihre Freundin Anny Wottitz gehen auch Unstimmigkeiten mit einigen MitarbeiterInnen der Werkstätten hervor: „Sluzky [sic!] ist jetzt fleißig aber schwierig. – Mit Dolly ist es ‚ein Kreuz‘, sie kriegt einen Gehalt der ihr zu klein und uns zu groß ist, Du hörst über diesen Punkt mehr von Franz aus diesen Gründen, der zu teuren Arbeitskräfte, kommen unsere Sachen zu hoch, das alte Lied.“99 In einem weiteren Brief deutet sich die baldige Auflösung der Werkstätten an: „Gorodisky geht, hoff ich, bald. [...] Der Schachtitz ist zu teuer [...]. Die Werkstatt ohne Wanda100 ist der blanke 97 AGS, Brief Geschäftsführer Dr. Rep[unleserlich] der Werkstätten Bildender Kunst GmbH an Lud- wig Münz, 28.1.1924. 98 AGS, Brief Werkstätten Bildender Kunst GmbH an Berthold Viertel, 5.7.1924. 99 UAKKA, Brief Friedl Dicker an Anny Wottitz, undatiert, um 1924, Inv.-Nr. 13.702. 100 Nicht identifizierte Mitarbeiterin. © 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
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Bauhaus in Wien? Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
Titel
Bauhaus in Wien?
Untertitel
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
Autor
Katharina Hövelmann
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-205-21316-1
Abmessungen
17.4 x 25.6 cm
Seiten
492

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Einleitung 9
  2. 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
  3. 1.2 Forschungsstand 10
  4. 1.3 Quellenlage 15
  5. 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
  6. 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
  7. 2.1 Die Zeit in Wien 27
  8. 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
  9. 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
  10. 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
  11. 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
  12. 2.2.2 Unterricht 56
  13. 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
  14. 3 Berufliche Anfänge 89
  15. 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
  16. 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
  17. 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
  18. 3.2.2 Die Auflösung 114
  19. 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
  20. 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
  21. 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
  22. 4.3 AuftraggeberInnen 140
  23. 4.4 Strategien der Bewerbung 147
  24. 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
  25. 4.4.2 Fotografie 154
  26. 4.4.3 Publikationen 157
  27. 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
  28. 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
  29. 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
  30. 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
  31. 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
  32. 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
  33. 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
  34. 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
  35. 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
  36. 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
  37. 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
  38. 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
  39. 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
  40. 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
  41. 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
  42. 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
  43. 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
  44. 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
  45. 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
  46. 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
  47. 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
  48. 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
  49. 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
  50. 5.4.5 Kachelöfen 302
  51. 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
  52. 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
  53. |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
  54. 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
  55. 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
  56. 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
  57. 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
  58. 5.5.3.1 Einwohnräume 339
  59. 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
  60. 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
  61. 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
  62. 6 Resümee und Ausblick 417
  63. 7 Anhang 425
  64. 7.1 Quellentexte 425
  65. 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
  66. 7.3 Archive und Sammlungen 431
  67. 7.4 Literatur 436
  68. 7.5 Webseiten 473
  69. 7.6 Bildnachweis 477
  70. 7.7 Abkürzungen 480
  71. 7.8 Abstract 481
  72. 7.9 Register 482
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