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Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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88 bung hinweist. Vielleicht dürfen entsprechend drei Varianten Typ 2.1 (Kat. 33), 2.2 (Kat. 34) und 2.3 (Kat. 35  –  36) differenziert werden. Parallelen stam- men aus Flavia Solva-Wagna275, Gleisdorf276, Hasendorf und Obergralla277, Kapfenstein278, Krus- dorf279, Rannersdorf 280 und Veržej281. Die ange- führten Vergleichsbeispiele sprechen dafür, die als Mindestlaufzeit bestimmte Zeitspanne der zweiten Hälfte des 2. Jahr hunderts n. Chr. für Schüsseln, die dem Typ 2 zuzurechnen sind, wenigstens auf das gesamte 2. Jahr hundert n. Chr. auszudehnen. Eine nähere funktionale Zuweisung ist nicht mög- lich. Vielleicht darf nach der Größe an eine Funktion in Zusammenhang mit der Vorratshaltung gedacht werden? Der Nachweis von Pichung an einem Typ- vertreter aus Flavia Solva-Wagna282 spricht eher gegen eine Verwendung als Kochgeschirr. Zugehö- rige Deckel fehlen im vorliegenden Fundmaterial. Sämtliche Typvertreter aus der Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna sind dem redu- zierend gebrannten Fabrikat II zuzurechnen. Schüssel Typ 3 (Kat. 37  –  42) Schüsseln vom Typ 3 sind einerseits durch ihre exzeptionelle Größe, andererseits durch ein hori- zontales bis leicht aufwärts geneigtes, mitunter verdicktes und unterschnittenes Mündungsprofil und die mehrfache Profilierung der Halszone durch horizontale Grate und/oder Rillen gekennzeich- net. Beide Merkmale finden Entsprechungen bei den Töpfen vom Typ 1, weshalb wir vielleicht von Bestandteilen einer zusammengehörenden Gefäß- garnitur, die aus einem großen Topf und einer gro- ßen Schüssel besteht, ausgehen dürfen. In diesem Zusammenhang ist jedoch anzumerken, dass im vorliegenden Fundmaterial lediglich mindestens sechs Typvertreter der Schüssel Typ 3 immer- hin mindestens 31 Typvertretern des Topfes Typ 1 gegenüberstehen. Sämtliche Schüsseln aus der Brandschuttschicht, die Typ 3 zugeordnet werden können, weisen Besen- oder Kammstrichdekor auf. Dieser bedeckt wie bei den Töpfen vom Typ 1 in der Regel den Gefäßkörper ab der Halszone bis zum untersten Gefäßviertel. Der maximale Durchmesser der Schüsseln liegt etwa am Übergang zum obers- ten Viertel des Gefäßkörpers. 275 Fuchs 1980, 65 Taf. A 7, 4. 276 Jeschek 2000, 88  –  91 Abb. 1, 4; 2, 10 (Mitte 1.–Mitte 2. Jh. n. Chr.) Taf. 75 (diese allerdings »grautonig fein«); Taf. 77. 277 Groh – Sedlmayer 2010, 106. 110 Abb. 20 (mittlere Kaiser- zeit). 278 Urban 1984, 122 f. Taf. 65, C11 (Hügel 53, t.p.q.: Hadrian). 279 Hinker 2008a, 314. 322. 329 Taf. 1, 13. 280 Schrettle – Tsironi 2007, 267. 292 Taf. 3, 11 (SE 73); 267. 293 Taf. 4, 7 (SE 72); 272. 309 Taf. 20, 3  –  5 (SE 97, 100  –  170 n. Chr.). 281 Koprivnik 1995, 87 Taf. 10, 5. 282 Fuchs 1980, 76 Taf. A 15, 1 (Gräberfeld Marburgerstraße, Grab 53, Anfang 2. Jh. n. Chr.). Die großen Schüsseln Kat. 37  –  42 können dem Typ 3 zugeordnet werden. Der definierte Typ 3 ist dem Typ S 2b »Horizontalrandschüsseln« aus dem Vicus von Kalsdorf ähnlich283. Der vom Boden bis zur Mündung als durchgehend erhalten rekonstru- ierbare Wandungsverlauf des Typvertreters Kat. 37 zeigt, dass Schüsseln von dieser Größe ohne Ein- satz der Töpferscheibe von Hand aufgebaut und im Boden- und Mündungsbereich partiell nachgedreht wurden. Vergleichsbeispiele stammen aus Grünau284, Fla- via Solva-Wagna285, Hörbing286, Lassenberg287, Osek288 und Rannersdorf289. Eine Ausdehnung des Datierungsrahmens über die vorgeschlagene Min- destlaufzeit hinaus ist nach den derzeit vorliegen- den Typvertretern aus datierten Fundzusammen- hängen nicht möglich. Die am Typvertreter Kat. 41 und auf der Parallele aus Rannersdorf angebrachte Pichung spricht gegen eine Verwendung, zumindest dieser Typvertreter, als Kochgeschirr. Abgesehen vom Typvertreter Kat. 39, für den Hin- weise auf eine gemischte Brennatmosphäre (Fab- rikat I/II) vorliegen, sind sämtliche Schüsseln vom Typ 3 aus der Periode II/II+ der Insula XLI von Fla- via Solva-Wagna dem reduzierend gebrannten Fab- rikat II zuzurechnen. Weitere Schüsselformen ohne Typenbildung (Kat. 43  –  44) Bei verschiedenen Schüsselformen wurde wegen des fragmentarischen Erhaltungszustandes und des geringen Nachweises auf eine Typenbildung ver- zichtet. Die Schüssel Kat. 43 ist grundlegend den Schüsseln vom Typ 2 formal ähnlich. Das Mündungsprofil ist jedoch nach innen verdickt und weist keinen ausge- prägten Knick knapp unter dem Rand auf, weshalb eine Zuweisung an Typ 2 nicht gerechtfertigt ist. Die Schüssel Kat. 44 ist durch das sowohl nach außen als auch nach innen leicht verdickte Mün- dungsprofil gekennzeichnet. Das Randprofil ent- spricht jenem der »Dreifußschüssel 1« aus dem Vicus von Saaz290. Eine weitere Parallele liegt aus 283 Pammer-Hudeczek 2009, 374 f. Typentaf. 9; 394. 449 Taf. 42, 23 (Grube 7, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.). 284 Fürnholzer – Hinker (in Druck) (Schüssel mit sichelförmigem Rand, Grünau Kat. 16, 2. Jh. n. Chr.). 285 Groh 1996, 189 Taf. 15, K20 (Insula XLI, Grube G36, Baupe- riode I+, um 150/160 n. Chr.). 286 Steinklauber 1991, 179 f. Taf. 1, 2. Vgl. Fürnholzer – Hinker (in Druck). 287 Lamm 2000, 58 Nr. 52. 288 Koprivnik 1995, 81 Taf. 6, 6. 289 Schrettle – Tsironi 2007, 266. 291 Taf. 2, 3 (SE 33, Anm.: als Topf angesprochen). 290 Sedlmayer 2006, 142 f. Abb. 97 (bes. Periode 4, 170/180  –  230 n. Chr., mit weiteren Nachweisen aus Kapfen- stein, St. Martin an der Raab und Velenik).
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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