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Lediglich ein Stempelabdruck (L.L.C) einer Firma-
lampe ist erhalten: Kat. 318 (Groh 1996, LAM 18).
Nach D. Iványi ist dieser Stempel auf Lampen der
Form Iványi XVII, die dem Typus Loeschcke X ent-
spricht, beschränkt491. Vielleicht darf nach dem
Stempelabdruck davon ausgegangen werden,
dass es sich um einen italischen (?) Import handelt.
Ein Typvertreter Loeschcke X mit entsprechender
Stempelung L.L.C. aus Poetovio-Ptuj für den ein
münzdatierter terminus post quem von 72/73 n. Chr.
vorliegt, wurde als Importware charakterisiert492. Im
Rahmen der Provenienzuntersuchung römischer
Keramiklampen wurde die Abkürzung L.L.C. zwar
mit einem norditalischen Erzeuger in Verbindung
gebracht493, die Firmalampe mit dem entsprechen-
den Stempelabdruck konnte aber weder näher der
oberitalischen Produktion in Mutina-Modena noch
den gallischen (Filial-[?])Betrieben in Augusta Tre-
verorum-Trier oder Lugdunum-Lyon zugerechnet
werden494. Weitere Belege für den Stempelabdruck
L.L.C. auf Firmalampen stammen aus Aquileia495,
Augusta Raurica-Augst496, Carnuntum497, Emona-
Ljubljana498 und Stična499.
Bei der Lampe Kat. 315 (Groh 1996, LAM 5) handelt
es sich um einen Typvertreter Loeschcke VIII oder
Iványi VII500.
Ob es sich bei den aus Periode II/II+ aus Insula XLI
von Flavia Solva-Wagna vorliegenden Keramik-
lampen um Importware handeln muss, oder ob auch
eine autochthone Produktion dieser Typen im Muni-
zipium oder dessen Territorium in Betracht zu zie-
hen ist, muss offenbleiben. Lediglich die Keramik-
lampe Kat. 319 (Groh 1996, LAM 25) wurde von
S. Groh als italische Importware angesprochen501.
Die Produktion von Keramiklampen ist im unmittel-
baren Einzugsgebiet von Flavia Solva-Wagna indi-
rekt durch den Fund eines Lampenmodels in Retz-
nei belegt502. Eine weitere Matrize zur Herstellung
von Firmalampen aus dem Stadtterritorium von Fla-
via Solva-Wagna stammt aus der Umgebung von
Gleisdorf503.
491 Iványi 1935, 32. 195 Nr. 2482 – 2498; 274 Nr. 3860 – 3861;
334 Taf. 92, 43 – 61 (Aquincum-Budapest, Ivkanec, Neviodu-
num-Drnovo, Óbuda, Ószőny, Poetovio-Ptuj, Savaria-Szom-
bathely, Siscia-Sisak).
492 Iványi 1935, 194 Nr. 2482; Istenič 1999, 153 f.; Istenič 2000,
73. 301 Taf. 41, 2 (Grab 192); vgl. Vomer-Gojkovič 2006, 230.
493 Dazu bereits Loeschcke 1919, 293 – 296.
494 Schneider 1994, 133 Tab. 1, A.
495 Bucchi 1975, 111 f.
496 Leibundgut 1977, 73. 287 Taf. 12, 887.
497 Alram-Stern 1989, 255 f. Taf. 10, 488 (Legionslager).
498 Vidrih Perko 2008, 209.
499 Menzel 1969, 129 Abb. 127 a–b, 741.
500 Iványi 1935, 12 f. Taf. 26, 2; 27, 3. 7 (1. Jh. n. Chr.).
501 Groh 1996, 120.
502 Hudeczek 1988b, 52 Abb.; Hudeczek 1990, 269.
503 Jeschek 1994, 35 Nr. 5. Für die Töpfereien von Poetovio-Ptuj konnte die Pro-
duktion von Firmalampen Typ Loeschcke IX (Fabri-
kate F7, F7/8, F8, F8/7) und Loeschcke X (Fabrikate
F7, F7/8, F8, F9) sowie Iványi X (Fabrikat F7) nach-
gewiesen werden504. Mit den Stempelabdrücken
IVSTINIANVS versehene, in Poetovio-Ptuj erzeugte
Firmalampen Loeschcke X (Fabrikat F7/8) und Ivá-
nyi X (Fabrikat F7) sowie mit dem Stempelabdruck
VRSVLVS versehene Typvertreter Loeschcke X
(Fabrikat F7) dürften von Poetovio-Ptuj auch nach
Flavia Solva-Wagna verhandelt worden sein505. Für
Emona-Ljubljana dürfen wir von einer weiteren loka-
len Produktion von Firmalampen an der Bernstein-
straße ausgehen506.
Typ Anzahl
Loeschcke VIII oder Iványi VII 1
Loeschcke IX/X 5
Loeschcke X 5
Tab. 2: Übersicht über die Keramiklampen aus Periode II/II+
Bereich/
Haus Loeschcke
VIII oder
Iványi VII Loeschcke IX/X Loeschcke X
IV 1 3 2
V 1
Straße K 1
Grube G32 3
Tab. 3: Übersicht über die Keramiklampen aus Periode II/II+
nach Häusern
Tabelle 3 zeigt die Verteilung von Keramiklampen
nach Häusern und Fundbereichen. Eine mögliche
von Öllampen ausgehende Feuergefahr beschränkt
sich deshalb auf die Häuser IV und V (Abb. 13, vgl.
Kap. 16). Für die Häuser II und III sind deshalb viel-
leicht einfachere organische Beleuchtungskörper,
z. B. Kienspäne, die sich im Fundmaterial nicht
abzeichnen (deshalb freilich nicht minder feuerge-
fährlich sind), vorauszusetzen. Dass in Haus II keine
Keramiklampen nachgewiesen sind, spricht gegen
eine Verwendung des indirekt durch das Ampho-
renfragment Kat. 326 (Groh 1996, AM 6) nachge-
wiesenen Olivenöls zu Beleuchtungszwecken (vgl.
Kap. 10; 11.1.25. 11.2.3). Analysen von Rückstän-
den an Lampen aus Augusta Raurica-Augst konn-
ten zeigen, dass in Zusammenhang mit Öllampen
durchaus auch mit der Verwendung lokaler Pflan-
zenöle zu rechnen ist507.
504 Istenič 1999, 149. 152. 155 – 159; Istenič – Tomanič Jevremov
2004, 318 – 320 (Loeschcke X, Xk).
505 Istenič 1999, 192 f. Abb. 186; 195 f. Abb. 189.
506 Istenič u. a. 2003, 84.
507 Rottländer 1992, 227 Tab. 1.
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Titel
- Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Autor
- Christoph Hinker
- Verlag
- Österreichisches Archäologisches Institut
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-900305-70-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Einleitung 9
- 1 Lage 11
- 2 Historischer Kontext 15
- 3 Forschungsgeschichte 23
- 4 Forschungsmeinungen 27
- 5 Quellenkritik 31
- 6 Terminologie 35
- 7 Taphonomie 37
- 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
- 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
- 10 Definition von Aktivitätszonen 57
- 10.1 Exkurs: Grube G21 66
- 10.2 Exkurs: Grube G32 72
- 11 Fundauswertung 77
- 12 Chronologie 153
- 13 Technologie und Werkstätten 157
- 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
- 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
- 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
- 16.1 Holzarchitektur 180
- 16.2 Schadensfeuer 180
- 16.3 Pompeji-Prämisse 180
- 16.4 Militaria 181
- 16.5 Menschliche Skelettreste 182
- 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
- 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
- 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
- 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
- 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
- 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
- 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
- 18 Resümee 195
- 19 Katalog 199
- 20 Tafeln 263
- Tafeln 1 – 43 265
- Fototafeln 1–9 308
- Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
- 21 Anhang 321