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Südgallische Modelware – Drag. 37
Lediglich ein Terra Sigillata-Fragment einer Schüs-
sel Drag. 37 (Kat. 351 [Groh 1996, TS 70]) kann
der südgallischen Terra Sigillata-Produktion von
Banass ac zugeordnet werden (Diagramm Abb. 31).
Es stammt aus Grube G21 in Raum E von Haus II.
Mittelgallische Modelware – Drag. 37.
Der Großteil (56) an näher bestimmbaren Kata-
lognummern ist mittelgallischer Produktion:
Kat. 352 – 407; Groh 1996, TS 74. 78. 80. 83 – 84.
89. 93 – 94. 99. 102 –
104. 106 –
116. 121. 123 –
127.
134. 138. 143. 146 – 148. 153. 161. 164 – 165. 167.
169 – 170. 174. 177 – 178. 180. 186 – 187. 189.
191. 196 – 197. 211 und 213 (Diagramm Abb. 31
Tab. 8 – 9). Innerhalb dieser Kategorie sind die
meisten Katalognummern (30) Cinnamus zuzurech-
nen524. Das Wandfragment Kat. 368 (Groh 1996,
TS 213), das eine Zuweisung an Mercator II erlaubt,
ist der jüngste Import aus Lezoux525. Nach D. Gab-
ler gelangte nach den Markomannenkriegen kaum
noch mittelgallische Terra Sigillata nach Panno-
nien526.
Modelware aus Rheinzabern und Westerndorf –
Drag. 37
Gegenüber der mittelgallischen Ware sind Typvertre-
ter Rheinzaberner Modelware im vorliegenden Terra
Sigillata-Spektrum in wesentlich kleineren Mengen
vertreten (Diagramm Abb. 31 Tab. 8. 11 – 12). Ledig-
lich neun Katalognummern sind Rheinzaberner
Manufakturen zuzurechnen: Kat. 408 – 416 (Groh
1996, TS 215. 238. 240. 244 – 245. 249. 265. 283.
288). In dieser Rubrik dominiert die Gruppe Ia nach
H. Bernhard, die gegenüber anderen Gruppen (IIa,
IIb), auf die lediglich drei Typvertreter Drag. 37 ent-
fallen, mit fünf Exemplaren nachgewiesen ist. Für
Produkte der Gruppe Ia wird eine Zeitstellung von
150 – 170/180 n. Chr. angegeben527. Das Endda-
tum 170/180 n. Chr. oder »vor 180 n. Chr.« beruht
vor allem auf den Beobachtungen T. Fischers im
Zusammenhang mit rätischen Fundorten528. Der
Beginn der Gruppe Ib wird entsprechend in die
80-iger Jahre des 2. Jahr hunderts n. Chr., d. h. in die
Zeit nach den Markomannenkriegen, datiert529. Die
Ablöse der Gruppe Ib durch die Gruppe II wird für
die Zeit um 200 n. Chr. angenommen530. Schließlich
ist Gruppe II chronologisch bis in spätseverische
Zeit, der Übergang von IIa zu IIb um 210/220 n.
Chr. anzusetzen531. Darauf, dass gegenüber den
524 Groh 1996, 111.
525 Groh 1996, 87. 112.
526 Gabler 1987, 82 f.
527 Diskussion: Zanier 1992, 123 – 130.
528 Fischer 1990, 45. 48.
529 Fischer 1981, 71; Zanier 1992, 124 (170/180 n. Chr.).
530 Fischer 1990, 48 f.
531 Zanier 1992, 125 f. 130. Verhältnissen im südlichen Obergermanien und in
Rätien für Noricum und Pannonien von einer Ver-
zögerung des Beginns der Distribution von Terra
Sigillata der Gruppe Ia auszugehen ist, hat bereits
W. Zanier hingewiesen532. Zuvor hatte schon
D. Gabler angemerkt, dass für Pannonien nach
der Evidenz markomannenkriegzeitlicher Brand-
schichten zumindest hinsichtlich der Cerialis-Ware
der Gruppe Ib ein früherer Beginn um 160/170 n.
Chr. angenommen werden darf533. Die hinsichtlich
dieses Details dünne Materialdecke spiegelt sich
jedoch in der Feststellung wider, dass trotz dieses
möglicherweise früheren Einsetzens der Gruppe Ib
der Anteil von Produkten antoninischer Zeitstel-
lung aus Rheinzabern in den westlichen Provinzen
wesentlich höher gewesen sei534.
Die Verteilung der im Brandhorizont der Insula XLI
von Flavia Solva-Wagna festgestellten Töpfer
Rheinzaberner Reliefware auf die Jaccard-Grup-
pen 3 (B F Attoni [Kat. 408. 415. 416], Cobnertus
III [Kat. 411] und Firmus I [Kat. 414]), 4 (Attilus
[Kat. 409]) und 5 (Iulius I [Kat. 412]) entspricht den
von A. Mees geäußerten Annahmen bezüglich der
Belieferungs- und Marktsituation in den mittleren
Donauprovinzen535. Produkte des B F Attoni und
Firmus I (Gruppe 3) sowie Comitialis V (Gruppe R
[Kat. 413]) sind in Noricum und Pannonien häufig
nachgewiesen536. Für die genannten Töpferserien
der Jaccard-Gruppe 3 gibt A. Mees Datierungen in
die Zeit der Markomannenkriege (Cobnertus III537)
bzw. das ausgehende 2. Jahr hundert n. Chr. (B F
Attoni538) und die Zeit der Regierungsjahre des
Commodus bis in die Dynastie der Severer (Fir-
mus I539) an. Die Datierung des Attilius540 als Ver-
treter der Jaccard-Gruppe 4 ist unsicher, dürfte
aber jedenfalls vor dem 3. Jahr hundert n. Chr.
liegen. Iulius I541, welcher der Jaccard-Gruppe
5 zuzurechnen ist, kann lediglich allgemein dem
3. Jahr hundert n. Chr., Comitialis V542, welcher der
Gruppe R angehört, dem ausgehenden 2.–3. Jahr-
hundert n. Chr. zugeordnet werden.
532 Zanier 1992, 126 f.
533 Gabler 1987, 79. 82 f. 88.
534 Gabler 1987, 87 Anm. 36.
535 Mees 2002, 161 – 163 Abb. 117 – 118.
536 Mees 2002, 161. 330 Nr. 8 – 9; 335 f. Nr. 24.
537 Mees 2002, 329 Nr. 7 Beil. 9 (Evidenzen in Eining-Unterfeld,
Sulz am Neckar und Trimontium-Newstead).
538 Mees 2002, 330 Nr. 9.
539 Mees 2002, 330 Nr. 8.
540 Mees 2002, 347 f. Nr. 57 Beil. 9 (Evidenzen in Nida-Frankfurt/
Heddernheim, Jagsthausen, Langenhain und Lopodunum-
Ladenburg).
541 Mees 2002, 344 Nr. 46 Beil. 9 (Evidenzen in Niederbieber,
Jagsthausen, Langenhain, Lopodunum-Ladenburg, Mogon-
tiacum-Mainz und Augusta Raurica-Augst).
542 Mees 2002, 355 f. Nr. 24 Beil. 9 (Evidenzen in Nida-Frankfurt/
Heddernheim, Echzell, Jagsthausen, Mogontiacum-Mainz,
Langenhain, Lopodunum-Ladenburg und Sponeck).
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Titel
- Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Autor
- Christoph Hinker
- Verlag
- Österreichisches Archäologisches Institut
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-900305-70-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Einleitung 9
- 1 Lage 11
- 2 Historischer Kontext 15
- 3 Forschungsgeschichte 23
- 4 Forschungsmeinungen 27
- 5 Quellenkritik 31
- 6 Terminologie 35
- 7 Taphonomie 37
- 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
- 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
- 10 Definition von Aktivitätszonen 57
- 10.1 Exkurs: Grube G21 66
- 10.2 Exkurs: Grube G32 72
- 11 Fundauswertung 77
- 12 Chronologie 153
- 13 Technologie und Werkstätten 157
- 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
- 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
- 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
- 16.1 Holzarchitektur 180
- 16.2 Schadensfeuer 180
- 16.3 Pompeji-Prämisse 180
- 16.4 Militaria 181
- 16.5 Menschliche Skelettreste 182
- 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
- 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
- 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
- 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
- 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
- 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
- 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
- 18 Resümee 195
- 19 Katalog 199
- 20 Tafeln 263
- Tafeln 1 – 43 265
- Fototafeln 1–9 308
- Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
- 21 Anhang 321