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dem Holz-Erde-Lager von Celemantia-Iža sind nicht
so zahlreich.«561 Auffallend ist, dass Produkte aus
Rheinzabern gegenüber jenen aus Lezoux häu-
figer nachgewiesen sind, während kontemporäre
Spektren sowohl in Pannonien als auch im weite-
ren Vorfeld nördlich der Donau gewöhnlich durch
umgekehrte Relationen gekennzeichnet sind562. Für
Regensburg-Kumpfmühl stellt A. Faber fest: »Kein
Teller Drag. 32 ist mit Sicherheit der Kastellzeit
zuzuweisen […]; er fehlt auch im Zerstörungshori-
zont, […].«563
Zwei Typvertreter der Form Curle 23, die auch aus
Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna
vorliegt, sind in Regensburg-Kumpfmühl nachge-
wiesen und werden von A. Faber bis in die 70er
Jahre des 2. Jahr hunderts n. Chr. datiert564. Typ-
vertreter der Form Drag. 38, die auch in Periode II/
II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna nachge-
wiesen sind, sind in Rätien sowohl in Regensburg-
Kumpfmühl565 als auch in Eining-Unterfeld566 belegt
und werden von A. Faber bis in die 70er Jahre des
2. Jahr hunderts n. Chr. datiert. Sigillaten der Gruppe
Bernhard Ia aus Rheinzabern, die auch im vorlie-
genden Terra Sigillata-Spektrum der Periode II/II+
der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna an der Ware
aus Rheinzabern den größten Anteil bilden, werden
von A. Faber als Leitfunde des markomannenkrieg-
zeitlichen Horizontes von Regensburg-Kumpfmühl
bezeichnet567. A. Mees wies dagegen explizit dar-
auf hin, dass vom weitgehenden Fehlen jünge-
rer Rheinzaberner Sigillaten, gerade an rätischen
Fundstellen, keine zwingenden chronologischen
Rückschlüsse abzuleiten sind568.
Im zeitlich eng auf die 70er Jahre des 2. Jahr-
hunderts n. Chr. eingrenzbaren Militärlager von
Eining-Unterfeld überwiegt unter den Reliefsigillaten
die Gruppe Bernhard Ia mit 69 % (11 Gefäße)569.
Die Aussagekraft wird durch die mengenmäßig als
gering zu beurteilende Materialgrundlage von insge-
samt lediglich 16 Gefäßen relativiert570. Im Spekt-
rum glatter Terra Sigillata aus Eining-Unterfeld fehlt
die Form Drag. 32, während Typvertreter Drag.
18/31 nachgewiesen sind571.
561 Rajtár 1992, 162.
562 Kuzmová 1994, 247; Kuzmová 1997, 87 – 91. Vgl. das modi-
fizierte Bild bei Kuzmová 2002, 154 Abb. 1.
563 Faber 1994, 224; vgl. Fischer 1983/1984, 29; Fischer 1994,
344.
564 Faber 1994, 223 Beil. 8, Nr. 67 (ab Mitte 2. Jh. n. Chr.).
565 Faber 1994, 236 Beil. 11, Nr. 138.
566 Jütting 1995, 183. 227 f. Abb. 30, 511 (Laxtucissa, Lezoux).
567 Faber 1994, 191 f. Zum TS-Spektrum in Regensburg zuletzt:
Fischer 2012, 33.
568 Mees 2002, 86. 150 – 152 Abb. 102 – 204; 159 – 161
Abb. 115 – 116; 207.
569 Jütting 1995, 183 – 185 Tab. 7.
570 Kritisch zur Repräsentativität der Terra Sigillata-Reihe aus
Eining-Unterfeld: Mees 2002, 84.
571 Jütting 1995, 183. Die für den Zerstörungshorizont in Kastell und Vicus
von Regensburg-Kumpfmühl signifikante Dominanz
von Terra Sigillata aus Lezoux, besonders Cinna-
mus-Ware, bei verhältnismäßig geringem Anteil frü-
her Rheinzaberner Modelware (Bernhard Ia) konnte
von T. Fischer auch bei der Auswertung verbrannter
Reliefsigillata aus Gauting festgestellt werden572.
Die nachgewiesene Kombination aus Zeitstellung,
Zusammensetzung und sekundären Brandspuren
an den Terra Sigillata-Funden wurde entsprechend
der historischen Interpretation des Befundes von
Regensburg-Kumpfmühl mit den Markomannenkrie-
gen in Verbindung gebracht573. Von insgesamt 140
verbrannten Reliefsigillaten aus Gauting entfallen
75 (53,5 %) auf Gefäße aus Lezoux und lediglich
9 (6,4 %) auf Gefäße aus Rheinzabern der Gruppe
Bernhard Ia574.
Nach der Zusammensetzung des Spektrums von
Terra Sigillata aus Mangolding/Mintraching (Her-
zogmühle) sowie dem »Vorkommen zahlreicher
einschlägiger Scherben mit Brandspuren«575 geht
T. Fischer von einem Brand zur Zeit der Markoman-
nenkriege in der Siedlung aus. Von 126 Reliefsigil-
laten dieser Siedlungsstelle entfallen 24 % auf die
Gruppe Ia aus Rheinzabern und 37 % auf Produkte
aus Lezoux576. Von den angeführten Reliefsigillaten
sind im Katalog der Publikation lediglich elf Typver-
treter Drag. 37 (8,7 %), davon zwei aus Lezoux,
sechs aus Rheinzabern und drei aus Heiligenberg,
als sekundär verbrannt ausgewiesen577. Sechs wei-
tere Terra Sigillata-Gefäße der Formen Drag. 31,
36 und 43 weisen sekundäre Brandspuren auf 578.
Von der übrigen Gefäßkeramik sind je eine Imitation
Drag. 30 und Drag. 37 sowie ein Teller sekundär
verbrannt579.
Methodisch nicht unbedenklich ist es, für ein nicht
(mehr) stratifizierbares Konvolut glatter Sigillaten
der Formen Drag. 18/31 und Drag. 32 von einer
572 Fischer 1981, 70. Zuletzt: Fischer 2012, 35.
573 Fischer 1981, 70.
574 Fischer 1981, 70 Tab. 2.
575 Fischer 1990, 48.
576 Fischer 1990, 47 f. Abb. 11.
577 Fischer 1990, 267 Taf. 146, 68 (Drag. 37, Lezoux); 267
Taf. 147, 77 (Drag. 37, Lezoux); 267 Taf. 147, 88 (Drag. 37,
Heiligenberg); 268 Taf. 148, 104 (Drag. 37, Rheinzabern);
269 Taf. 150, 130 (Drag. 37, Rheinzabern); 273 Taf. 160,
52 (Drag. 37, Rheinzabern); 273 Taf. 161, 58 (Drag. 37,
Rheinzabern); 274 Taf. 170B, 17 (Drag. 37, Heiligenberg);
275 Taf. 170B, 20 (Drag. 37, Rheinzabern); 277 Taf. 174B,
10 (Drag. 37, Heiligenberg); 277 Taf. 174B, 12 (Drag. 37,
Rheinzabern).
578 Fischer 1990, 269 Taf. 151, 138 (Drag. 31, Lezoux); 269
Taf. 151, 143 (Drag. 43, ostgallisch-Rheinzabern); 269
Taf. 152, 156 (Drag. 31, Heiligenberg oder Rheinzabern);
269 Taf. 152, 159 (Drag. 36, Heiligenberg); 269 Taf. 152, 160
(Drag. 31, Heiligenberg); 269 Taf. 152, 161 (Drag. 31, mittel-
oder ostgallisch).
579 Fischer 1990, 269 Taf. 152, 163 (Imitation Drag. 37); 271
Taf. 157, 76 (Teller); 273 Taf. 162, 79 (Imitation Drag. 30).
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Titel
- Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Autor
- Christoph Hinker
- Verlag
- Österreichisches Archäologisches Institut
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-900305-70-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Einleitung 9
- 1 Lage 11
- 2 Historischer Kontext 15
- 3 Forschungsgeschichte 23
- 4 Forschungsmeinungen 27
- 5 Quellenkritik 31
- 6 Terminologie 35
- 7 Taphonomie 37
- 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
- 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
- 10 Definition von Aktivitätszonen 57
- 10.1 Exkurs: Grube G21 66
- 10.2 Exkurs: Grube G32 72
- 11 Fundauswertung 77
- 12 Chronologie 153
- 13 Technologie und Werkstätten 157
- 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
- 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
- 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
- 16.1 Holzarchitektur 180
- 16.2 Schadensfeuer 180
- 16.3 Pompeji-Prämisse 180
- 16.4 Militaria 181
- 16.5 Menschliche Skelettreste 182
- 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
- 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
- 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
- 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
- 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
- 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
- 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
- 18 Resümee 195
- 19 Katalog 199
- 20 Tafeln 263
- Tafeln 1 – 43 265
- Fototafeln 1–9 308
- Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
- 21 Anhang 321