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schlägt, wonach ältere Prägungen selten
sind, die Belegzahlen danach kontinuierlich
ansteigen bis zu einem Peak und anschlie-
ßend schnell abfallen.
Dieses Phänomen zeigt sich an dem Münz-
bestand der Periode II/II+ der Insula XLI von
Flavia Solva-Wagna deutlich. Die Verlust-
zahlen steigen bis Antoninus Pius kontinuier-
lich an, um unter diesem Kaiser einen Peak
zu erreichen, danach fallen sie markant ab
und enden mit einer Prägung von 166 n. Chr.
(Diagramm Abb. 33)679. Betrachten wir nun
den Abnutzungsgrad der Münzen, fällt auf,
dass die Stücke ab Hadrian z. T. nicht mehr
so stark abgegriffen sind, insbesondere jene
der Periode ab 134 n. Chr. sind deutlich
besser erhalten. Keine signifikanten Unter-
schiede zeigen sich zwischen den späteren
Münzen Hadrians und jenen des Antoninus
Pius und Marcus Aurelius, was wohl bedeu-
ten könnte, dass allesamt in etwa eine gleich
lange Zeitspanne im Umlauf verblieben sind.
Die früheren Stücke kamen folglich auch frü-
her in die Erde als die späteren. Demgegen-
über weisen das iulisch-claudische Stück
sowie die traianischen Prägungen einen
höheren Abnutzungsgrad auf, was für länge-
ren Verbleib im Umlauf spricht. Demnach kann man
ihren Verlust wohl in nachtraianischer Zeit anneh-
men.
Summa summarum könnte man aus dem Diagramm
(Abb. 33) ein Münzvolumen erkennen, das charak-
teristisch für die Zeit um (166+t) war. Berücksichti-
gen wir allerdings auch die Abnutzungsgrade der
Münzen, ersieht man, dass es sich um über einen
gewissen Zeitraum verteilte Verluste handelt. Damit
kann man die Nutzungsphase II der Insula XLI sehr
gut auf ca. 150/160 bis 170 n. Chr. eingrenzen.
Die Zusammensetzung der Nominalien entspricht
dem gängigen Buntmetallvorrat der Zeit, wie er bei
Einzelfunden üblich ist. Er entspricht zudem einem
überregionalen Muster, welches aus den Gesamt-
münzkurven zahlreicher Siedlungen bekannt ist.
Demnach herrscht im 1. Jahr hundert n. Chr. der
As vor, ab den Flaviern differenziert sich die Bunt-
metallpräsenz, sodass im 2. Jahr hundert n. Chr.
alle drei großen Nominalien (Sesterz, Dupondius,
As) – abgesehen von punktuellen münzpolitischen
Maßnahmen unter Domitianus und Traianus, die
sich naturgemäß in den Münzspektren bemerk-
bar machen –, vertreten sind. Unter den Flaviern
und später ab Marcus Aurelius finden sich in Ein-
zelfunden auch Denare in steigender Anzahl. Der
679 Die Diagramm- Form kommt in den Balken nach Prägeher-
ren deutlicher zum Ausdruck als in Jahresindices, die sich für
die Darstellung eines zahlenmäßig geringen Fundbestandes
nicht so gut eignen. Fundbestand der Periode II/II+ der Insula XLI von
Flavia Solva-Wagna fügt sich folglich gut in das
Gesamtspektrum des 2. Jahr hunderts n. Chr. von
Flavia Solva ein (Diagramm Abb. 34). Traianisches
Buntmetall ist in allen drei Nominalien vertreten,
wobei Asse und Dupondien stärker präsent sind und
in der zweiten Regierungshälfte zunehmen. Auch in
der Periode II/II+ der Insula XLI sind alle drei Nomi-
nalien vorhanden. Ein Anstieg in der Gesamtmünz-
kurve manifestiert sich mit den starken Emissionen
Hadrians zwischen 125 und 128 n. Chr., die auf
der Insula XLI nicht vorkommen, erst jene der Peri-
ode 134/138 n. Chr. liegen in vier Exemplaren vor,
was angesichts der relativ geringen Fundzahl über-
repräsentativ erscheint. Ab Antoninus Pius nehmen
Sesterze und Denare in Flavia Solva-Wagna zu;
von der Insula XLI sind zwei Denare und ein Sesterz
neben drei Assen überliefert. Unter Marcus Aurelius
steigt das Fundaufkommen in Flavia Solva etwas
an, insbesondere die Jahre 161 bis 165 n. Chr. sind
etwas stärker belegt, danach geht die Fundfrequenz
wieder etwas zurück; zwischen 174 und 180 n. Chr.
ist dann wieder ein Anstieg zu beobachten. Das
niedrige Niveau unter Commodus ist auch andern-
orts belegt.
Sehen wir uns die Verteilung der Münzen nach
Häusern und Räumen an (vgl. Tab. 15), deckt sich
diese Evidenz mit dem oben bereits Gesagten. Die
chronologische Verteilung nach Prägejahren erweist
sich als annähernd gleichmäßig, was an den Häu-
sern mit Mehrfachfunden deutlich wird.
Haus Münz-Nr., Kontext Technicum Nom., Datierung
Haus II Mü 193 (im Becher
Kat. 58, Raum J) As, 98/117
Mü 27 (Raum I/1) As, 134/138
Mü 30 (im Becher
Kat. 58, Raum J) Brandspuren As, 139
Mü 32 (Hof) Brandspuren As, 141/161
Mü 34 (im Becher
Kat. 58, Raum J) Brandspuren As, 153/154
Mü 40 (im Becher
Kat. 58, Raum J) Dp, 166
Haus III Mü 38 (östl. von
Raum M bzw. L) Brandspuren D, 159/160
Haus IV Mü 160 (Raum R) As, 14/37
Mü 13 (Raum R) Ausgeglüht As, 98/99
Mü 10 (Raum R) Ausgeglüht S, 106/107
Mü 14 (Innenhof) Ausgeglüht Dp, 107/109
Mü 17 (Raum R) As, 128/136
Mü 18 (Raum N) As, 134/138
Mü 26 (Raum N) As, 134/138
Mü 31 (Raum N) Brandspuren As, 141/161
Mü 33 (Raum N) Brandspuren D, 147/148
Haus V Mü 161 (südlich au-
ßerhalb d. Hauses) As, -23/192
Haus VI Mü 28 (Raum U) As, 134/138
Tab. 15: Münzfunde der Insula XLI nach Häusern und Räumen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Titel
- Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Autor
- Christoph Hinker
- Verlag
- Österreichisches Archäologisches Institut
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-900305-70-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Einleitung 9
- 1 Lage 11
- 2 Historischer Kontext 15
- 3 Forschungsgeschichte 23
- 4 Forschungsmeinungen 27
- 5 Quellenkritik 31
- 6 Terminologie 35
- 7 Taphonomie 37
- 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
- 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
- 10 Definition von Aktivitätszonen 57
- 10.1 Exkurs: Grube G21 66
- 10.2 Exkurs: Grube G32 72
- 11 Fundauswertung 77
- 12 Chronologie 153
- 13 Technologie und Werkstätten 157
- 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
- 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
- 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
- 16.1 Holzarchitektur 180
- 16.2 Schadensfeuer 180
- 16.3 Pompeji-Prämisse 180
- 16.4 Militaria 181
- 16.5 Menschliche Skelettreste 182
- 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
- 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
- 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
- 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
- 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
- 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
- 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
- 18 Resümee 195
- 19 Katalog 199
- 20 Tafeln 263
- Tafeln 1 – 43 265
- Fototafeln 1–9 308
- Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
- 21 Anhang 321