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Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Seite - 176 -
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Seite - 176 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

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176 zwar einerseits auf das Fehlen von Militaria in den entsprechenden Straten hin, möchte aber einen möglichen Zusammenhang auch nicht ausschlie- ßen: »[…], da Metallgegenstände beim Einplanie- ren gezielt aus dem Schutt aussortiert wurden.«1039 Diese Befundsituation, die durch die fehlende Evi- denz von Militaria gekennzeichnet ist, ähnelt stark jener der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna. In diesem Zusammenhang ist freilich auf die Proble- matik von Schlüssen ex tacendo hinzuweisen (vgl. Kap. 7). In weiterer Folge wurden die um 170 n. Chr. datier- ten Brandzerstörungen in Iuvavum-Salzburg mit kontemporären Brandbefunden einer Villa Rustica in Mondsee in Verbindung gebracht und vice versa. Einerseits bezieht A. Kaltenberger die Befunde in Iuvavum-Salzburg in ihre Überlegungen mit ein und meint: »Daß die Einfälle der Markomannen auch die Villa Rustica von Mondsee betroffen haben könnten, wäre möglich, da auch Iuvavum, zerstört wurde.«1040 Andererseits zieht A. Krammer wiede- rum bei Überlegungen zu einem möglichen Kau- salzusammenhang zwischen Brandschichten und Germaneneinfall in Iuvavum-Salzburg die römische Villa von Mondsee in Betracht und argumentiert, dass »es eines gewaltigen Zufalls bedürfte, wenn die Villa Rustica zur gleichen Zeit wie auch die Stadt Iuvavum durch ein Feuer zerstört worden wäre ohne dass ein kausaler Zusammenhang bestünde«1041. Die abwechselnde Anführung des einen – in sei- ner Verknüpfung mit den Germaneneinfällen unsi- cheren – Befundes zur Unterstützung des anderen – in seiner Verknüpfung mit den Germaneneinfäl- len ebenso unsicheren – Befundes trägt weder zur Bekräftigung des einen noch des anderen Befundes hinsichtlich einer Verbindung mit der Ereignisge- schichte, explizit den Markomannenkriegen, bei. In diesem Zusammenhang ist besonders darauf hin- zuweisen, dass es sich lediglich um eine vermeint- liche Gleichzeitigkeit der Datierungen der jeweiligen Brandschichten in Iuvavum-Salzburg und Mondsee handeln kann. Eine mit herkömmlichen archäologi- schen Methoden erarbeitete Zeitangabe »um 170 n. Chr.« ist zwar für archäologische Verhältnisse rela- tiv exakt und methodisch sauber erarbeitet, aber gerade deshalb nicht noch näher eingrenzbar und hinsichtlich ihrer Gleichzeitigkeit mit anderen Datie- rungen »um 170 n. Chr.« de facto vage. Die Zeit- spanne zwischen zwei Befunden, die jeweils nicht präziser als »um 170 n. Chr.« datiert sind, mag Wochen, Monate, ein bis zwei Jahre oder nach unterschiedlichem Ermessen noch länger betragen. 1039 Krammer 2007, 44. Vgl. dazu die gleiche Argumentation be- reits 1999 bei Seebacher 1999, 267 f. 1040 Kaltenberger 1995, 14. 1041 Krammer 2007, 44. Bereits G. Alföldy wies darauf hin, dass Nachweise von Zerstörungen aus der Zeit der Markomannen- kriege für die Villen um Iuvavum-Salzburg feh- len1042. Schließlich wurde der Zerstörungshorizont in Iuvavum-Salzburg gemeinsam mit fraglichen Brandbefunden in Katsch unter Einbeziehung kon- temporärer Münzhorte dafür herangezogen, römi- sche Passstraßen über die Alpen als mögliche Einfallsrouten germanischer Verbündeter zu rekon- struieren1043: »Diese Befunde lassen wohl kaum einen anderen Schluss zu, als daß einzelne Invaso- rengruppen, in diesem Fall wohl hauptsächlich Mar- komannen, auf den römischen Passstraßen auch in die Alpenregion hinein und über die Alpenpässe nach Süden vorgestoßen sind.«1044 Der Gedanke, dass der Germaneneinfall weiter westlich über die Alpenpässe erfolgt sein könnte, wurde zuletzt von U. Schachinger als mögliche Erklärung der für Flavia Solva-Wagna während der Markomannen- kriege vorliegenden lückenlosen Münzreihe (vgl. Kap. 11.1.3.1) aufgegriffen1045. Die Befundlage bezüglich markomannenkriegzeitlicher Zerstörun- gen an der sog. Norischen Hauptstraße im Bereich des Alpenhauptkammes wurde von M. Pollak als negativ bewertet1046. Von T. Fischer wurde zuletzt auch für Hallstatt-Lahn angenommen, »that this wealthy vicus had also fallen to the pillaging enemies […]«1047. Er bezieht sich auf Angaben eines Brandbefundes der zwei- ten Hälfte des 2. Jahr hunderts n. Chr. in einer sog. Villa der Gräber, die zuletzt von M. Pollak zwar in diesem Zusammenhang, aber durchaus kritisch angeführt worden war1048. Eine Datierung dieser in einem Bereich der sog. Villa der Gräber fest- gestellten Brandschicht in die zweite Hälfte des 2. Jahr hunderts n. Chr. erscheint plausibel1049, eine 1042 Alföldy 1974, 153. 1043 Haider 1993, 253. 1044 Haider 1994, 26. 1045 Schachinger 2006, 112, Diagramm III.34; 113 f.; vgl. Scha- chinger 2006a, 110. Für mehrere Insulae, darunter auch die Insula XLI, für die bereits S. Groh auf eine Abnahme des Münzumlaufs nach dem Brandereignis hinwies, wird jedoch ein deutlicher Rückgang des Münzzulaufs zur Zeit der Marko- mannenkriege angeführt. Vgl. Groh 1996, 124; Schachinger 2006a, 110 f. 1046 Pollak 1994, 432. 1047 Fischer 2012, 36. 1048 Pollak 1994, 432. 1049 Zur zeitlichen Bestimmung des Brandereignisses liegen aus dem Nutzungszeitraum des Gebäudes je ein Typvertreter Drag. 18/31, Drag. 32 und Drag. 33 vor. Diese stammen of- fenbar nicht direkt aus der Brandschicht, sondern lagen auf demselben Gussmörtelestrich, über dem an anderer Stelle die bis 0,1 m mächtige Brandschicht festzustellen war: Wie- singer – Morton 1941, Beibl. 90 f. Der Typvertreter Drag. 33 könnte nach den Angaben von Mörtelspuren aus dem Estrich stammen: Morton 1965, 175. Der Teller Drag. 32 mit Stem- pelabdruck ATTIANVS FEC(it) ist bei Hartley – Dickinson 2008, 303 Nr. 32 (Attianus iv, 160  –  260 n. Chr.) verzeichnet. Bei Wiesinger – Morton 1941, 102 Nr. 44 wird der Teller als
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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