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Historische Aufzeichnungen
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
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20 | Inschriftenüberlieferung bis zum Ende des 14. Jahrhunderts auf „gelegentliche, meist rein gedächtnismäßige und oft ungenaue Erwähnungen oder Citate aus Inschriften“, wie schon Hermann Dessau zusammenfasste.17 Einen Spezialfall für frühes Interesse an Inschriften stellen die ältesten christlichen Inschriften dar, denen relativ bald nach ihrer Setzung Aufmerksamkeit entgegen- gebracht wurde. Bereits in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts war es Sitte, Grab- stätten von Märtyrern zu besuchen, die vor oder während der Diokletianischen Christenverfolgung umgekommen waren. Um den Bedürfnissen der rasch wachsen- den Zahl von Pilgern entgegenzukommen, verfasste Papst Damasus I. (366–384) Epigramme auf Märtyrer, für die sein Sekretär und Freund Furius Dionysius Filocalus besonders schöne Buchstabenformen entwickelte (sie wurden als „litterae Damasianae“ bekannt).18 Die in Marmortafeln eingemeißelten Inschriften wurden in den Katakomben Roms bei den entsprechenden Grabstätten angebracht, um am Sterbetag des Märtyrers seiner an Ort und Stelle gedenken zu können.19 Somit wurden diese Inschriftplatten als Beweis für die Authentizität eines Grabmals heran- gezogen, (noch) nicht um ihrer selbst willen. In den folgenden Jahrhunderten entstanden für die stets wachsende Zahl an Rom- reisenden Pilgerführer, die sie auf ihrem Weg durch die ewige Stadt und zu den 17 Hermann Dessau, Lateinische Epigraphik, in: Alfred Gercke, Eduard Norden, Einleitung in die Alter- tumswissenschaft I 10, Leipzig/Berlin 1925, 2. Ein interessanter Zusammenhang zwischen einer Inschrift und der literarischen Überlieferung ihrer Thematik liegt bei Tacitus, ann. 11,24,1–7, vor. Es geht dabei um die sog. Tabula Lugdunensis, eine Bronzetafel, auf der die Rede des Kaisers Claudius über die Aufnahme von Galliern in den Senat im Jahr seiner Zensur (48 n. Chr.) eingraviert ist, und die in Gestalt großer Bruchstücke 1528 in Lyon gefunden wurde (CIL XIII 1668). Als mit dem taciteischen Text vergleichbares Original- zeugnis spielt sie daher eine wesentliche Rolle in der langjährigen Forschungsdebatte um die Arbeitsweise von Tacitus in den Annales, insbesondere bei der Frage nach der Benutzung der acta senatus und der literarischen Textgestaltung. Siehe dazu ausführlich Mehran A. Nickbakht, Tacitus und das senatus consultum de Cn. Pisone patre. Untersuchungen zur historischen Arbeitsweise des Tacitus in den Annalen (ungedr. Diss.), Düsseldorf 2005, bes. 39–70, mit Nennung des Großteils der älteren Literatur (zusätzlich online verfügbar; URL: http://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/ DocumentServlet?id=9954, abgerufen am 31.08.2015). Ergänzend sei hingewiesen auf Maria Antonietta Giua, Discorsi e acta senatus negli annales di Tacito, in: Anna Maria Biraschi u. a. (Hrsg.), L'uso dei documenti nella storiografia antica (Atti del Convegno, Gubbio, 22–24 Maggio 2001), Napoli 2003, 549–560, sowie auf die jüngsten relevanten Beiträge von S. J. V. Malloch bzw. Miriam T. Griffin, in: Anthony J. Woodman (Hrsg.), The Cambridge Companion to Tacitus, Cambridge 2009, 116–126 bzw. 168–183. 18 Zu den Damasus-Inschriften siehe umfassend Antonio Ferrua (Hrsg.), Epigrammata Damasiana (Sussidi allo studio delle antichità cristiane 2), Città del Vaticano 1942, sowie Ursula Reutter, Damasus, Bischof von Rom (366–384; Studien und Texte zu Antike und Christentum 55), Tübingen 2009, 57–153. 19 Möglicherweise zu demselben Zweck enthält auch ein chronologisches Sammelwerk aus der Mitte des 4. Jh. – Theodor Mommsen bezeichnete es als „Chronograph vom Jahr 354“ –u. a. Verzeich- nisse von Tag und Ort für das Gedenken von römischen Bischöfen und Märtyrern (depositio episcoporum bzw. depositio martyrum). Diese finden sich neben Monatsfasten, denen der obengenannte Filocalus ein Frontispiz vorangestellt hat, u. a. im Wiener CVP 3416, der eine wesentliche Grundlage für Mommsens Edition des „Chronographus Anni CCCLIIII“ in den MGH Auct. Ant., Bd. IX (1892) darstellt. Siehe nun die von langer Hand vorbereitete Neuedition des Gesamttextes: Johannes Divjak, Wolfgang Wischmeyer (Hrsg.), Das Kalenderhandbuch von 354. Der Chronograph des Filocalus, 2 Bde.; I: Der Bildteil des Chronographen. II: Der Textteil – Listen der Ver- waltung (Wien 2014).
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Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Title
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Subtitle
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Author
Doris Marth
Publisher
Holzhausen Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-902976-43-7
Size
21.4 x 30.2 cm
Pages
572
Keywords
Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
    1. 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
    2. 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
    3. 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
    4. 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
  2. 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
  3. 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
    1. 3.1 Das Itinerarium des Paolo Santonino 59
    2. 3.2 Aufschwung des antiquarischen Interesses und Einflussrichtungen des Humanismus im Ostalpenraum 71
    3. 3.3 Große Humanisten – kleine(re) epigraphische Spuren 77
    4. 3.4 Johannes Fuchsmagen: „Graue Eminenz der frühen Inschriftenüberlieferung“? 83
  4. 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
    1. 4.1 Leben und Werk 99
    2. 4.2 Die Inschriftensammlung des Augustinus Tyfernus in Gestalt ihrer Abschriften 108
    3. 4.3 Die Überlieferung norischer Inschriften durch Augustinus Tyfernus 120
  5. 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
  6. 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
    1. 6.1 Die Inschriftensammlung des Publius Licinius: CVP 3255*, fol. 11v–103v 152
    2. 6.2 Das Register einer Inschriftensammlung: CVP 3255*, fol. 105r–131v 158
  7. 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
    1. 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
      1. 7.1.1 Die Reihenfolge der Inschriften 170
      2. 7.1.2 Leere und fehlende Seiten im CP XIII G 14 171
      3. 7.1.3 Mängel im Register des CVP 3255* 173
    2. 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
      1. 7.2.1 Die Arbeitsweise des Registrators im CVP 3255* 175
      2. 7.2.2 Wechselweise Ergänzungen zwischen CVP 3255* und CP XIII G 14 177
      3. 7.2.3 Präzisierung der Entstehungszeit des CP XIII G 14 in Verbindung mit der Identifizierung von Johannes Fuchsmagen als Hand II 177
    3. 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
      1. 7.3.1 Fuchsmagens Hand im CP XIII 14 182
      2. 7.3.2 Inhaltliche Hinweise im CP XIII G 14 auf Fuchsmagens Tätigkeit 190
    4. 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
      1. 7.4.1 Das Verhältnis des CP XIII G 14 zur Sammlung von Augustinus Prygl Tyfernus 200
      2. 7.4.2 Das Verhältnis des CP XIII G 14 zur Sammlung des sogenannten Antiquus Austriacus und deren Erweiterung 203
      3. 7.4.3 Weitere Quellen für die norischen und oberpannonischen Inschriften 211
    5. 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
  8. 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
    1. 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
    2. 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
    3. 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
      1. 8.3.1 Beobachtungen zu Peutingers Arbeitsweise 247
      2. 8.3.2 „Augustiniana“ 250
      3. 8.3.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ im 2° Cod. H 24 und im CP XIII G 14 254
    4. 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
  9. 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
    1. 9.1 Zur Biographie von Johannes Choler 265
    2. 9.2 Cholers Beschäftigung mit Inschriften 275
      1. 9.2.1 Cholers epigraphischer Nachlass: Der Codex Latinus Monacensis 394 277
      2. 9.2.2 Zu Cholers Quellen 282
      3. 9.2.3 Der CLM 394 und der CP XIII G 14 286
      4. 9.2.4 Wertvolles in und an Cholers Inschriftensammlung 292
  10. 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
    1. 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
    2. 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
    3. 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
    4. 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
    5. 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
      1. 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
      2. 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
      3. 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
    6. 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
    7. 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
  11. 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
    1. 11.1 Intention und Funktion des CP XIII G 14 347
    2. 11.2 Johannes Fuchsmagen – „Antiquus Austriacus“ 350
    3. 11.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ im Spiegel aller derzeit bekannten Sammlungen 361
    4. 11.4 Abschließende Bemerkungen zu den Aussagen von Theodor Mommsen 367
  12. 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
    1. Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
    2. Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
    3. Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
    4. Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
    5. Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
    6. Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
    7. Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
    8. Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
    9. Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
    10. Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
    11. Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
    12. Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
    13. Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
  13. Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
  14. Quellen- und Literaturverzeichnis 508
    1. I. Quellen 508
      1. I.1 Handschriftliche Quellen 508
      2. I.2 Gedruckte Quellen 510
      3. I.3 Onlinequellen und -datenbanken 516
    2. II. Literatur 517
      1. II.1 Bio- und bibliographische Sammelwerke, Handschriftenkataloge sowie Wasserzeichenfindbücher 517
      2. II.2 Sekundärliteratur 522
  15. Abbildungsnachweis 539
  16. Indices 542
  17. Inschriftenindex 542
  18. Orts- und Personenindex 548
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