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38 | Inschriftenüberlieferung bis zum Ende des 14. Jahrhunderts
Abb. 4: CIL III 5630 = lupa 4528 (Stadtmuseum Wels, Minoritengebäude)
Nicht zuletzt durch die gute Sicht- und Lesbarkeit des Steines ist dem Schreiber eine
qualitativ sehr hoch stehende Abschrift gelungen. Er geht zwar nicht auf die Zeilen-
trennung des Originals ein, bemüht sich jedoch sichtlich um die korrekte Wiedergabe
des Wortlautes einschließlich der zahlreichen Ligaturen. Bei „Mansueti“ (Z. 5) gelang
ihm sogar die einwandfreie Wiedergabe der schwierigen Wortendung, doch am
Wortanfang unterlief ihm der Lapsus, anstelle der Ligatur von „A“ und „N“ den
Buchstaben „A“ in das voranstehende „M“ einzuschreiben. Mit der Wiedergabe der
beiden Formen des Namens „Orgetia“, insbesondere mit dem auf dem Stein nach
links ausgerichteten „E“, hatte er ebenfalls geringe Schwierigkeiten. Doch auch wenn
die Ligaturen nur teilweise korrekt wiedergegeben wurden, ist nicht zu bezweifeln,
dass der Schreiber den epigraphischen Text in seiner Gesamtheit lesen und – mit
hoher Wahrscheinlichkeit – auch verstehen konnte.
Die Identität des Schreibers kann wie erwähnt nicht eruiert werden, ebenso wenig
jener Hand, welche im 15. Jahrhundert die Erklärung, worum es sich bei dem nach-
folgenden Dokument handelt und wo dieses zu finden ist, hinzugefügt hat. Es
handelt sich dabei jedenfalls um einen weiteren Beleg für frühes und reges huma-
nistisches Interesse im Stift Lambach.102
Ein Vergleich der Inschriftenwiedergabe im Lambacher Codex und in den übrigen
bisher bekannten Überlieferungsträgern des ausgehenden 15. bzw. beginnenden
16. Jahrhunderts erbrachte weitere bemerkenswerte Ergebnisse. Interessanterweise
wird nämlich in einer Peutinger-Handschrift nur der Text dieser Inschrift ähnlich wie
102 Bald nach der Wende zum 16. Jh. wurde Konrad Celtis von seinem Schüler und damaligen Prior
des Stiftes Paul Graf(f) gebeten, ein Epigramm auf den Klosterstifter Adalbero zu verfassen.
Dieses Epitaphium wurde sogar auf dem Spiegelblatt des Vorderdeckels desselben Codex (CmL
LIV, fol. 1v) eingetragen. Siehe dazu vorläufig Georg Wacha, St. Adalbero – sein Grab in Lambach und
Epigramme von Konrad Celtis für Oberösterreich, in: Kulturzeitschrift Oberösterreich 39 (1989), Heft 1,
43–46 sowie Lhotsky, Quellenkunde 211. Demnächst dazu ausführlich Andreas Zajic, Epigramm und
Epitaph. Celtis, Cuspinian und der Humanismus am Hof Maximilians I., in der Reihe Singularia Vindo-
bonensia, hrsg. von Christian Gastgeber und Elisabeth Klecker.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548