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Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum | 61
ursprünglichen Amt bestätigt, in dem ihn sein jüngster Sohn Teofilo zunächst als
Koadjutor unterstützte (belegt für 1507) und ihm vor oder spätestens 1510 auch
nachfolgte.216 Dass Paolo Santonino zu diesem Zeitpunkt bereits tot gewesen sein
dürfte, ist zusätzlich aus dem Testament seiner Schwiegermutter zu schließen, wo
seine Gattin nicht mehr nach ihm, sondern nach einem der Söhne benannt ist.217
Die Heirat mit Allegrezza aus der angesehenen Udineser Bürgerfamilie Rainoldi
hatte ihm als Mitgift ein stattliches Landgut im h. Aiello del Friuli eingebracht, auch
ein Haus im Zentrum von Udine konnte er sein eigen nennen. Er war also kein
Kleriker, sondern Laie, mit einem ausgeprägten Blick und Faible für die schönen und
angenehmen Seiten des Lebens, was in seinen Reiseaufzeichnungen deutlich spürbar
wird.
Von Santoninos itinerarium liegt nur eine einzige Fassung in Form des Codex Vatica-
nus Latinus 3795 vor. Die Handschrift gelangte im Jahre 1549 in die Vatikanische
Bibliothek und blieb dort ohne weitere Vervielfältigung liegen.218 Auch die recht
genauen Erwähnungen von diesem Werk in den Jahren 1761219 und 1830220 führten zu
keiner eingehenden Beschäftigung mit der Handschrift. Erst 1937 wurden die Auf-
zeichnungen von Kardinal Giovanni Mercati wiederentdeckt und auszugsweise
publiziert.221 Die vollständige, umfangreich eingeleitete und kommentierte Edition
von Giuseppe Vale lieferte schließlich die optimale Grundlage für weitere Unter-
suchungen und Textausgaben.222
Der Cod. Vat. Lat. 3795 weist heute noch den Originaleinband (geprägtes Leder auf
Holzdeckel) auf, die Schließen wurden entfernt. Er besteht bei einer Größe von
214 × 147 mm aus insgesamt 140 Pergament- und Papierblättern. Als Deckblatt vorne
und hinten fungiert ein quer beigebundenes Pergamentblatt aus einer älteren Hand-
schrift (der hintere Teil ist als fol. 139 nummeriert und auf der recto-Seite von einer
216 Vgl. Vale, Santonino 109 und 115.
217 Vale, Santonino 115. Zur Biographie seiner Kinder – fünf Söhne und eine Tochter sind namentlich
bekannt – siehe Vale, Santonino 104–109.
218 Zum Weg des Codex in die Biblioteca Apostolica Vaticana siehe Giovanni Card. Mercati, Codici
latini Pico Grimani Pio e di altra biblioteca ignota del secolo XVI esistenti nell’Ottoboniana e i codici greci
Pio di Modena con una digressione per la storia dei codici di S. Pietro in Vaticano (StT 75), Città del Vati-
cano 1938, 14–15 und 20–21, sowie ders., Una visità a Cilli del 1487, in: Scritti in onore di Bartolomeo
Nogara. Raccolti in occasione del suo 70 anno (Città del Vaticano 1937), 263–273 e Tav. XXIX, hier:
264–265. Vale, Santonino 118, und Hundsbichler, Santonino 15, beziehen sich auf Mercatis Erkennt-
nisse.
219 Angelo-Maria Querini, Tiara et purpura Veneta ab anno MCCCLXXIX ad annum MDCCLIX. Serenissi-
mae Reipublicae Venetae a civitate Brixiae dicata, Brixia 1761, 70–72 (mit einer Publikation der ersten
vier folia des Codex und zahlreichen Anmerkungen).
220 Gian-Giuseppe Liruti, Notizie delle vite ed opere scritte da’letterati del Friuli IV, Venezia 1830, 40–42.
221 Dabei handelt es sich interessanterweise um den Abschnitt über Cilli samt Inschriftentranskriptio-
nen: Siehe Mercati, Vìsita a Cilli.
222 Siehe Vale, Santonino. Nach der oben erwähnten Übertragung ins Deutsche von Rudolf Egger,
Klagenfurt 1947 (Ndr. Völkermarkt 1988), erschienen u. a. auch Übersetzungen ins Slowenische
und Italienische: Primoz Simoniti, Popotni dnevniki 1485–1487, Celovec/Dunaj/Ljubljana 1991 bzw.
Roberto Gagliardi (Übers.), Paolo Santonino, Itinerario in Carinzia, Stiria e Carniola (1485–1487). Edi-
zione italiana con testo latino a fronte (Biblioteca de L’unicorno 1), Pisa/Roma 1999.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548