Page - 82 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Image of the Page - 82 -
Text of the Page - 82 -
82 | Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum
Die wertvolle Nachricht über Fundjahr und Fundort der norischen Inschrift CIL III
5670a aus Ybbs ist ebenfalls Cuspinianus zu verdanken: „[...] lapis nuper anno salutis
M.D.VIII in ipsa (nomen oppidi est) Danubii ripa effossus [...]“ (siehe Abb. 11).323 Seine
beigefügte Mitteilung über den aktuellen Aufstellungsort des Steines „hodie in collegio
ducali Viennae affixus“ dürfte sich allerdings erst auf die Zeit nach dem Tod von
Dr. Johannes Fuchsmagen am 3. Mai 1510 beziehen, da sich die Inschrift nach dem
Zeugnis von Apianus/Amantius und einer noch fast unbekannten Prager Hand-
schrift (zumindest vorübergehend) im Wiener Haus von Fuchsmagen befunden hat,
der sie aus Ybbs dorthin bringen ließ.324 Cuspinianus teilt uns in seinem Werk auch
den Text der Inschrift mit. Ein Vergleich seiner gedruckten Textwiedergabe mit der
Überlieferung durch die übrigen auctores antiquissimi lässt auf eine eigenständige und
vermutlich eigenhändige Abschrift des Textes schließen.
Abb. 11: Cuspinianus, De Consulibus 509 (Ausschnitt)
Wie aus Abbildung 11 hervorgeht, wird der Wortlaut der Inschrift ab der zweiten
Zeile nicht mehr in Majuskeln, sondern in Minuskeln wiedergegeben, die sich
allerdings durch ihre Schriftgröße vom übrigen Lauftext abheben. Auf die Zeilen-
trennung des römerzeitlichen Originals wird keine Rücksicht genommen, der
Inschrifttext auch nicht ganz fehlerfrei wiedergegeben. Dies schmälert freilich die
insgesamt große Bedeutung von Cuspinianus für die Nachwelt keinesfalls, da diese
nicht aus seiner punktuellen Inschriftenüberlieferung herrührt, sondern aus seiner
Tätigkeit als Geschichtsschreiber, der bereits nach modernen Wissenschafts-
323 Cuspinianus, De Consulibus 509.
324 Apianus/Amantius, Inscriptiones 402,3 bzw. CP XIII G 14, fol. 214v–215r: „Etiam in aedib. eiusdem
Doctoris est lapis quem ex Ibs illuc transtulit.“ Zu dieser Handschrift und der Frage nach ihrem Ver-
hältnis zum Werk von Apianus/Amantius siehe v. a. Kap. 7 und 10. Beim collegium ducale handelt
es sich um das von Herzog Albrecht gestiftete erste eigene Haus der Wiener Universität (h. Post-
gasse 7–9); dazu ausführlich Paul Uiblein, Die Universität Wien im 14. und 15. Jahrhundert, in:
Günther Hamann, Kurt Mühlberger, Franz Skacel, (Hrsg.), Das alte Universitätsviertel in Wien,
1385–1985 (Schriftenreihe des Universitätsarchivs 2), Wien 1985, 17–45, sowie Wolfgang Eric
Wagner, Aspekte der Gelehrtenkultur im Collegium ducale der Universität Wien um 1400, in: Maisel,
Artes – Artisten – Wissenschaft, 51–83.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548