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Augustinus Prygl Tyfernus | 103
Auch in den nächsten Jahren hielt sich Tyfernus im engsten Umkreis von Christoph
Raubar auf, der mit kaiserlicher Unterstützung einige lukrative kirchliche Pfründe
erlangen konnte: 1508 wurde er Kommendator des Benediktinerstiftes Admont, 1509
wurde er Koadjutor des Bistums Graz-Seckau, 1512 ebendort Administrator.433 Die
Begleiterrolle, die Tyfernus bei den entsprechenden Reisen Raubars einnahm, spie-
gelt sich auch in seiner Inschriftensammlung wider, wo insgesamt acht Steine aus
Admont bzw. Graz und Umgebung enthalten sind.434
Im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts finden wir Augustinus Tyfernus vor-
nehmlich in Wien in der Umgebung des Bischofs Georg von Slatkonia
(Chrysippus).435 Slatkonia stammte wie Raubar aus Laibach und war ebenso ein
„Freund der Künste und Wissenschaften, der sich als ein besonderer Gönner der
Humanisten erwies“.436 Es ist zwar nicht bekannt, ob Tyfernus sein neues Amt als
Kanzler gleichzeitig mit der Bischofsweihe Slatkonias im Jahre 1513 angetreten und
bis zu dessen Tod 1522 ausgeübt hat, doch ist er in dieser Funktion zumindest
zwischen 18. Juni 1514 und 31. August 1521 mehrfach bezeugt.437
Für das 1519 erschienene „Iudicium astronomicum“ von Georg Tannstetter (Colli-
mitius) verfasste Augustinus Tyfernus einige Gelegenheitsgedichte, die Michael
Denis treffend als „poetische Applause“ bezeichnete.438 Im Jänner 1520 wurde von
Philipp Gundel439 eine Trauerschrift (vermutlich) aus Anlass des ersten Todestages
von Kaiser Maximilian I. († 12. Jänner 1519 in Wels) publiziert. Der schmale Band
trägt den Titel „In divum Imp. Caes. Maximilianum P. F. August. Epicoedion [...]” und
enthält ferner „epitaphia item quaedam Graeca atque Latina eidem principi ab eruditibus
quibusdam pie posita”. Drei dieser Epigramme auf den verstorbenen Kaiser stammen
von „Augustinus P[rygl] Tyfernus Episcopi Viennensis cancellarius“.440
433 Vgl. Amon, Rauber 200–203. In der Vorrede zu den „Orationes duae luculentissimae“ tituliert ihn
Tyfernus entsprechend als „Antistes Laibacensis, Episcopatus Seccoviensis perpetuus Administrator et
Abbatiae Admontensis Commendator” (S. Aiv).
434 Siehe Kap. 4.3.
435 Zur Schreibung seines Namens siehe Edo Škulj, Georg von Slatkonia als Propst von Novo mesto, in:
Antonicek/Hilscher/Krones, Wr. Hofmusikkapelle I, 92–94.
436 Aschbach, Wiener Universität II 108.
437 Johann Weißensteiner (Wiener Diözesanarchiv) wies mir dankenswerterweise den Weg zu insge-
samt acht ebendort aufbewahrten Originalurkunden aus dem Episkopat Slatkonias. Die Schrift-
stücke enthalten leider keinen Hinweis, ob sie von Tyfernus selbst – was nicht unwahrscheinlich
ist – oder einem allfälligen Kanzleimitarbeiter angefertigt wurden. Vgl. auch die graphologischen
Bemerkungen im Zusammenhang mit Tyfernus’ Inschriftensammlung in Kap. 4.2.
In einer Urkunde des Collegiatcapitels in Rudolfswerth vom 12. November 1517 ist ebenfalls die
Rede von „Augustinus Tefernus, Canzler des Bischofes zu Wien“: siehe Adalbert Kraus, Urkunden des
Collegiatcapitels in Rudolfswerth, in: MHVK 20 (1865) 76, und Simoniti, Sloven. Humanismus 106.
438 Denis, Buchdruckergeschichte 338. Vgl. auch Anton Mayer, Wiens Buchdruckergeschichte I: 1482–1682,
Wien 1883, 44 (Nr. 57).
439 1530 ist er an der Universität Wien als Dekan der juridischen Fakultät bezeugt, 1540 als Rektor
(vgl. Aschbach, Wiener Universität III 381 und 383, ferner 319–326).
440 Fol. E iir. Das erste der Gedichte wird an dieser Stelle beispielhaft wiedergegeben:
Occidit heu Caesar vasti lux unicus mundi
Armorumque parens praesidiumque togae.
Qui cum pacasset socios sibi foedere iunctos
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548