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104 | Augustinus Prygl Tyfernus
Tyfernus verfasste nicht nur Gelegenheitsgedichte für die Publikationen anderer,
sondern war auch selbst als Herausgeber tätig: Nach dem Libellus de mirabilibus
(Neapel 1507) gab er in Wien 1519 zwei panegyrische Reden heraus, die am
30. Oktober 1517 von Angehörigen der Universität Wien zur Begrüßung der Bischöfe
Christoph Raubar (Laibach) und Pietro Bonomo (Triest) gehalten worden waren.441
Den beiden Reden ist ein kurzer Widmungsbrief von Tyfernus an Raubar und
Bonomo vorangestellt.442 Daraus geht hervor, dass Tyfernus die beiden Reden um
viele Zusätze erweitert hat, deren Inhalte er aus der jahrelangen persönlichen Be-
kanntschaft mit den beiden Bischöfen geschöpft hat: Mit Raubar hatte er – wie
erwähnt – nicht nur die Studienjahre in Padua gemeinsam verbracht, und Bonomo
schätzte ihn wie kaum einen anderen, wie wir von Tyfernus selbst erfahren.443
Allein der enge Kontakt zu Georg von Slatkonia und Pietro Bonomo deutet darauf
hin, dass Augustinus Tyfernus ebenfalls zu den Spitzen der Wiener humanistischen
Gesellschaft zu zählen war, die sich hauptsächlich am Hof Kaiser Maximilians etab-
liert hatte. Er stand auch mit Dr. Johannes Fuchsmagen in Verbindung, wie ein
Brieffragment und ein Gedicht von Tyfernus belegen.444 Dass er ferner mit Matthäus
Lang von Wellenburg, dem lange Zeit engsten Vertrauten des Kaisers und späteren
Erzbischof von Salzburg, bekannt oder sogar befreundet war, beweist ebenfalls eine
Notiz in Tyfernus‘ Inschriftensammlung: Dort heißt es vor der Textwiedergabe der
Inschrift CIL III 5442, dass der Prior des Stiftes Rein bei Graz ihm die Buchstaben
„I O M“ als „I(ntroitus) o(mnium) m(onachorum)“ gedeutet habe. Als Lang (damals
noch Bischof von Gurk) dies von Tyfernus vernommen habe, sei er in schallendes
Gelächter ausgebrochen.445
Promptus in Aemonios arma movere plagas.
Vuelsae obit oppidulo vita feliciter acta
Menteque sydereas mox adeunte domos.
441 Es handelt sich dabei um die oben genannten Orationes duae luculentissimae. Zur Funktion der-
artiger Begrüßungsansprachen von Universitätsangehörigen vgl. Elisabeth Klecker, Das Reich der
Gelehrten. Europa im Blick der Wiener Humanisten um 1500, in: Heidrun Rosenberg, Michael Viktor
Schwarz (Hrsg.), Wien 1365. Eine Universität entsteht, Wien 2015, 250–267, hier: 255; zu Bonomo
siehe dies., Bonomus (Bonomo) Petrus (Pietro), in: Verfasserlexikon-Humanismus I 1 (2005) 225–230,
sowie Stefano di Brazzano, Pietro Bonomo (1458–1546), Diplomatico, Umanista E Vescovo Di Trieste:
La Vita E L'opera Letteraria, Triest 2005.
442 Illustriss. ac reverendiss. Princip. & DD D Christophoro Raubaro Antistiti Laibacensi, Episcopatus
Seccoviensis perpetuo Administratori et Abbatiae Admontensis Commendatori etc. &D. Petro Bonomo
Praesuli ac Comiti Tergestino etc. DD suis colendiss. Augustinus P. Tyfernus se devotissime commendat
(Viennae Austriae ultima Februarii MDXIX).
443 In der Widmungsrede zu den Orationes duae luculentissimae, S. A iv.
444 Das Brieffragment blieb im CVP 3492, fol. 13v–14r, erhalten, das Gedicht im Cod. 664 der ULBT,
fol. 144v. Vgl. auch Kap. 3.4 und 4.3.
445 CVP 3528, fol. 66r = CVP 3540, fol. 15r: „Hic lapis iacet in pavimento capituli eiusdem monasterii [=Rein]
in limine forium ingressu; tres litteras primas prior eisdem cenobii mihi interpretatus est: I.O.M. introitus
omnium monachorum: quam rem quum R. D. Ioanni [eig. Matthaeo] Lango episcopo Gurcensi rettulissem,
in tantum risum solutus est etc., ut etc.“ Zu dem wiederholten „etc.“ siehe Kap. 4.2.
Vgl. auch Uiblein, Altertumsforschung 62, Weber, Altertumskundl. Forschung 90, und Simoniti,
Sloven. Humanismus 128. Zur Person von Matthäus Lang hat Johann Sallaberger eine umfassende
Studie vorgelegt: Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1468–1540). Staatsmann und Kirchenfürst
im Zeitalter von Renaissance, Reformation und Bauernkriegen, Salzburg/München 1997.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548