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Augustinus Prygl Tyfernus | 107
von St. Stefan, das unter anderem fünf „Chrämerläden“ beherbergte, um aus deren
Zins Sänger, Organist und Mesner zu erhalten.457
In jener Pfarre, wo Tyfernus die letzten Jahre seines Lebens verbrachte, setzte er sich
selbst gewissermaßen ein architektonisches Denkmal: Er erweiterte die Kirche
St. Radegund von Altenmarkt (h. Stari Trg) und bestätigte sie 1529 als neue Pfarr-
kirche der Pfarre Windischgraz. Wenn auch von diesem Umbau nichts mehr sichtbar
ist – die Kirche erhielt ihre heutige Gestalt unter Pfarrer Maren (1715–1732)458 – so
zeugt davon heute noch eine nach antikem Vorbild gestaltete Inschrift an der
Ostseite der Kirche.459
Die Krypta, die der Pfarrer damals unter dem Presbyterium der Kirche errichten ließ,
war als seine eigene Grabstätte gedacht. In diesem Zusammenhang vermutet
Simoniti meines Erachtens zu Recht, dass Tyfernus mit dieser Geste den von ihm
verehrten neapolitanischen Dichter Pontano nachahmen wollte, der für sich und
seine Familie in Neapel eine Grabkapelle errichten ließ.460 Darin befand sich auch
eine größere Anzahl antiker und moderner Inschriften, die Pontano gesammelt hatte
bzw. anfertigen ließ. Im erhaltenen Teil von Tyfernus‘ Inschriftensammlung finden
wir nicht wenige Abschriften dieser epigraphischen Denkmäler, die er wie die
Kapelle selbst offensichtlich sehr bewundert hat: „In pariete sacelli, quod Ioannes
Iovianus Pontanus divae Mariae matri dei et Ioanni Evangel. dedicatum magnifice extruxit
sua impensa. Sunt haec elogia ab eo composita et iucundissimo charactere in morem anti-
quum candidissimis marmoreis tabellis incisa“ schreibt er an einer Stelle.461 Ein anderes
Mal lobt er vor allem die schönen antikisierenden Buchstaben der modernen Inschrif-
ten: „Haec omnia elogia sunt posita in sacello Pontani Neapoli, quorum quaedam sunt nova,
quaedam vero vetera. Omnia autem litteris vetustis, et eis quidem iucundissimis et luculentis
incisa“ (CVP 3528, fol. 27r = CVP 3540, fol. 11r). Auch die Inschriften, die Augustinus
Tyfernus anfertigen ließ, weisen wie erwähnt eine klassische Buchstabenform auf.462
Dadurch zeigt sich erneut, wie sehr dieser Humanist mit römerzeitlichen Inschriften
vertraut war.
457 Vgl. Simoniti, Sloven. Humanismus 135 mit Anm. 353, sowie ders., Tyfernus, Slatkonia und Raubar 76,
und Joseph Kopallik, Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. II: Regesten zur Geschichte der
Bischöfe und Erzbischöfe Wiens, Wien 1897, 3 (Nr. 17).
458 Vgl. Skuk, Pfarre Windischgraz 74.
459 DEO OMNIPOT / ET DIVAE RADEGVNDI / REGINAE NITIGIORVM / PRAESIDI / ANIMAEQ
DEFVNCTOR EXPIAND / AVGVSTINVS PRYGL / HVIVS PAROCHIAE PASTOR / DVCTV
IMPENSAQ SVA PARTIM / PARTIM COLLATA POPVLI STIPE / HANC CRYPTAM HOC
AEDIS CAPVT / EXERVI DEDICARIQ ET / COEMETERIVM COAEQARI / STVDEBAT /
INCOEPT ANNO CHRISTI / MD XXIX. Vgl. die Abbildung bei Simoniti, Sloven. Humanismus 134.
460 Simoniti, Sloven. Humanismus 137.
461 CVP 3528, fol. 24v = CVP 3540, fol. 7v–8r .
462 Vgl. dazu künftig auch Zajic, Epigramm und Epitaph.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548