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118 | Augustinus Prygl Tyfernus
Johannes Fuchsmagen entstanden ist. Denn die Tatsache, dass Fuchsmagen einerseits
Abschriften von historischen bzw. altertumskundlichen Werken in Auftrag gab,
anderseits gerade mit Augustinus Tyfernus in engem Kontakt hinsichtlich des Aus-
tausches von Inschriftenkopien stand, ist hinlänglich bekannt.509
Einen weiteren möglichen Fingerzeig auf Fuchsmagen liefert der Provenienzverlauf
dieses Handschriftenpaars, das – wie erwähnt – im Jahre 1780 als zusammen-
gehörende Einheit aus der alten Wiener Stadtbibliothek in die Hofbibliothek gelangt
ist. Über dessen Weg in die Stadtbibliothek ist nichts bekannt, jedoch weist ein
anderer Codex derselben Provenienz (CVP 3221) Johannes Fuchsmagen als Vorbe-
sitzer auf. CVP 3492+3540 könnten somit in gleicher Weise auf diesen Humanisten
zurückzuführen sein.510
Auch die zweite Abschrift der Tyfernus-Sammlung, CVP 3528, scheint Indizien für
einen Zusammenhang mit Fuchsmagen aufzuweisen: An ihrem oberen Schnitt sind
neben einer Zahl auf der Innenseite in der Mitte weitere stark verwaschene Reste
einer Beschriftung zu erkennen. In meinen Augen dürften diese das hier etwas
schräg gestellte Monogramm von Cuspinianus darstellen („CMP“ für „Cuspinianus
Medicus Poeta“), der damit häufig in dieser oder ähnlicher Weise seine Bücher kenn-
zeichnete.511 636 Werke der Cuspinianus-Bibliothek erwarb im Jahr 1530 der Wiener
Bischof Johann Fabri512, der durch einen Eintrag auf fol. 1r als Besitzer des CVP 3528
belegt ist. Cuspinianus wiederum hatte fast alle Handschriften aus Fuchsmagens
Besitz (darunter viele historischen Inhalts) übernommen. Auf diese Weise gelangten
etwa die von Fuchsmagen für den Eigenbedarf in Auftrag gegebene Abschrift der
509 Siehe Kap. 3.4. Ob es in diesem Zusammenhang mehr als nur reiner Zufall ist, dass die Abschrift
eines Briefes von Augustinus Tyfernus an Johannes Fuchsmagen (CVP 3492, fol. 13v–14r) just aus
Hand B stammt, kann nicht beurteilt werden. Es ist jedenfalls ferner eine gewisse Ähnlichkeit mit
der Schrift auf zumindest vier Urkunden aus der Kanzlei von Bischof Slatkonia (aus den Jahren
1514, 1520 und 1521) zu bemerken. Auch dort können eine gleichartige Ligatur der Buchstaben
„ct“ und der deutlich nach unten verlängerte und nach innen geschwungene Abstrich des „h“
festgestellt werden, was auf denselben Schreiber hinweisen könnte. Fundierte Aussagen sind hier
allerdings sehr schwierig, da der Duktus einer „Gebrauchsschrift“, wie er in der gewöhnlichen
Kopie einer Inschriftensammlung Verwendung gefunden hat, ein anderer ist als der einer „Kanz-
leischrift“ für die Ausfertigung von Urkunden.
510 Martin Roland hat sich mit der frühen Geschichte der alten Wiener Stadtbibliothek beschäftigt
und konnte feststellen, dass „die Bibliothekswerdung auf das Engste mit Georg Ratzenberger zu-
sammenhängt“, der von 1501–1537 Rektor der Bürgerschule bei St. Stephan war (siehe Roland,
Handschriften der alten Wr. Stadtbibliothek 11 bzw. 25–27). Die Annahme, dass Schulrektor
Ratzenberger und Kanzler Tyfernus einander gut kannten, dürfte keine allzu kühne sein, doch
konnte für eine Verbindung zwischen diesen Zeitgenossen – beide starben im Jahr 1537 – kein Be-
leg gefunden werden. Wie die beiden Handschriften in die alte Wiener Stadtbibliothek gekommen
sind, muss daher gegenwärtig offen bleiben.
511 Vgl. Ankwicz-Kleehoven, Cuspinian-Bibliothek 214–215. Friedrich Simader (ÖNB) hat den Codex
aus Gründen der Unsicherheit (mangelnde Gebrauchsspuren durch Cuspinianus entgegen seiner
Gewohnheit) nicht in seine Liste der Cuspinianus-Bücher aufgenommen, obwohl der erste vor-
sichtige Hinweis auf eine mögliche Cuspinianus-Signatur dankenswerterweise von ihm stammt;
vgl. ders., Bücher aus der mittelalterlichen Universität Wien und ihrem Umfeld, Wien ab 2007 (online
im Internet): http://www.onb.ac.at/sammlungen/hschrift/kataloge/universitaet/Register.htm [abge-
rufen am 31.08.2015].
512 Ankwicz-Kleehoven, Cuspinian-Bibliothek 225, und Lhotsky, Bibliothek des Bischof Fabri 230.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548