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Augustinus Prygl Tyfernus | 121
schriften aus dem Stift Rein wurden ebenfalls schon etwas früher kopiert, nämlich
nach Tyfernus’ eigener Mitteilung im Jahr 1506, als sich Kaiser Maximilian in Graz
aufhielt.522
Eine wesentlich größere Zahl von Inschriftenkopien ist der ehemaligen Untersteier-
mark, Tyfernus’ Heimat, zuzurechnen: Aus der Gegend von Marburg (h. Maribor),
Cilli (h. Celje) und Pettau (h. Ptuj) verzeichnete er insgesamt 16 Inschriften. Die
Kopien von weiteren 17 Inschriften („Augustiniana“) sind nach Mommsen nur ab-
schriftlich durch Konrad Peutinger erhalten geblieben.523 Aus Tyfernus’ Geburtsort
Tüffer (h. Laško) waren im 16. Jahrhundert offenbar noch keine römerzeitlichen
Inschriften bekannt. Er hätte sie wohl sonst ebenfalls in seine Sammlung aufge-
nommen, zumal er auch im unmittelbar benachbarten Cilli seiner epigraphischen
Tätigkeit nachgegangen ist.524
Aus Kärnten enthält die Sammlung des Augustinus Tyfernus die Abschriften von
lediglich zwei tituli. Während die Inschrift CIL III 4729 tatsächlich aus Kärnten, und
zwar aus Lurnfeld, stammt525, ist Tyfernus’ Ortsangabe zur zweiten Inschrift
CIL III 4730 unklar: „Etiam in Caranthania in monte Peczen/Petzen in valle quae dicitur
Caput Rolandi“526. Aufgrund der Überlieferung gemeinsam mit CIL III 4729 wurde
das inzwischen verschollene Denkmal von Mommsen im CIL unter die Inschriften
der Region Gmünd platziert, wo es am wenigsten hingehört. Es ist allerdings schwer,
aus Tyfernus’ Angaben den tatsächlichen Fundort zu bestimmen. Aus seiner Formu-
lierung ist fast zwangsläufig auf die Petzen – ein Bergmassiv der Karawanken süd-
lich von Bleiburg zwischen Kärnten und Slowenien – zu schließen. Eine geographi-
sche Bezeichnung „Rolandskopf“ oder ähnlich („Caput Rolandi“) ist bei den
Einheimischen jedoch nicht (mehr?) bekannt, obwohl eine Bergspitze der Petzen
heute noch den Namen „Kordeschkopf“ trägt.527 Durch Wolfgang Lazius wurde der
Pötschen(pass) in der Nähe von Bad Aussee ins Spiel gebracht.528 Dieser ober-
steirische Ort liegt zumindest auf dem Weg von Lurnfeld nach Speyer, woher die
vor- bzw. nachstehenden Inschriften bei Tyfernus stammen. Wenn man rein geogra-
phische Gesichtspunkte heranzieht, ergibt sich mit dem Betzenberg in Kaiserslautern
unweit von Speyer eine weitere, allerdings wenig plausible Möglichkeit. Da jedoch
kein Grund besteht, an der klaren Angabe „In Caranthania in monte Peczen“ von
522 Siehe Kap. 4.1.
523 Vgl. die Übersichtstabelle in Kap. 5. Die Tatsache, dass das Gebiet von Pettau und Krain in römi-
scher Zeit zur Provinz Pannonia superior gehörten, spielt hier eine untergeordnete Rolle. Zu den
„Augustiniana“ siehe CIL III, S. 479a sowie Kap. 8.3.2.
524 Die im CIL III verzeichneten Inschriften aus Laško bzw. dem benachbarten Rimske
Toplice/„Römerbad“ (CIL III 5145–5153) wurden erst zwischen 1796 und 1857 gefunden.
525 Sie befindet sich heute im Heimatmuseum Gmünd.
526 CVP 3528, fol. 67r = CVP 3540, fol. 15v.
527 Mit Ausnahme eines Hügels im deutschen Niedersachsen hat sich die weitere gezielte Suche nach
einer Lokalität namens „Rolandskopf“ o. ä. als ergebnislos erwiesen.
528 Vgl. den Kommentar zur Inschrift 4729 im CIL III. Auch Albert von Muchar, Geschichte des Herzog-
tums Steiermark I, Graz 1844, 417, ordnete die Inschrift dem „Pötschenberg bei Aussee“ zu und sah
diesen als passendes Bindeglied zwischen Ischl und Liezen als weiteren Fundorten römerzeitlicher
Inschriften bzw. als Hinweis auf eine entsprechende alte Verkehrsverbindung.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548