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Augustinus Prygl Tyfernus | 133
nur fünf Inschriften finden. Diese hat er vermutlich alle von Andreas Chienberger,
dem Historiographen des Salzburger Kardinals Matthäus Lang561, erhalten. Während
Chienberger die beiden Kärntner Inschriften aus St. Paul im Lavanttal möglicher-
weise selbst abschrieb562, entnahm er die Denkmäler CIL III 5209 (Cilli/h. Celje) und
5443 (Stift Rein) der Sammlung des Augustinus Tyfernus und übermittelte sie
Aventin. Daher rührt wohl die Ursache für die irrige Behauptung Aventins, die In-
schrift CIL III 5654 sei von Augustinus Tyfernus gefunden worden.563 Diese Be-
merkung hätte sich wohl auf die Inschrift aus dem Stift Rein beziehen sollen, die
Tyfernus nach seiner eigenen Schilderung auf dem Turm des Klosters entdeckt hat.564
In der Publikation von Apianus und Amantius aus dem Jahr 1534 sind nur drei nori-
sche Inschriften enthalten, die mit Sicherheit auf Abschriften von Augustinus Tyfer-
nus zurückgehen.565 Diese sind auf den Seiten 111,2–112,2 unter den Denkmälern aus
Neapel zu finden. Ein Zusammenhang zwischen Tyfernus und Apianus/Amantius
wird zunächst dadurch evident, dass die betreffenden Inschriften (CIL III 5114, 5113
und 5453) in beiden Sammlungen in derselben Reihenfolge unter italienischen
Denkmälern verborgen sind.566 Zudem ähneln die Ortsangaben der drei Inschriften
einander in auffallender Weise: Sie treten bei Apianus/Amantius lediglich gekürzt
(CIL III 5114)567 bzw. geringfügig verändert (CIL III 5113)568 auf. Der Text des dritten
Denkmals ist in beiden Sammlungen mit „Ibidem“ überschrieben.569
Abb. 30: Apianus/Amantius, Inscriptiones 111,2 (CIL III 5114)
561 Lang war bereits in seiner Funktion als Bischof von Gurk mit Tyfernus bekannt (vgl. Kap. 4.1).
562 CIL III 5097 und 5098; siehe Uiblein, Altertumsforschung 85.
563 Vgl. auch weiter oben in diesem Kapitel.
564 Vgl. Kap. 4.1 und CIL III, S. 479.
565 Zu den zehn weiteren Inschriften, die in beiden Quellen vorkommen, und der Frage nach ihrem
möglichen Zusammenhang siehe Kap. 10.3.
566 CVP 3528, fol. 25v,2–26r,2 = CVP 3540, fol. 9r,2–9v,2.
567 Im Fall der Inschrift CIL III 5114 stark gekürzt.
568 Die Veränderung hat allerdings einen praktischen Grund: Da die Inschrift am oberen Rand einer
neuen Seite positioniert ist, wurde die Ortsangabe des vorangegangenen Denkmals („Prope arcem
Saneck II. Mil. a Celeia“) in abermals gekürzter Form („Prope arcem Saneck“) wiederholt, während
sich bei Tyfernus nur „ibidem“ findet.
569 Zu den Wiedergaben bei Tyfernus siehe weiter oben in diesem Kapitel (mit Abb. 18–24).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548