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140 | Der sogenannte Antiquus Austriacus
(inhaltliche Untersuchung relevanter Inschriftensammlungen und Einordnung in
den wissenschaftsgeschichtlichen Kontext). Schließlich haben paläographische und
kodikologische Methoden wesentlichen Raum einzunehmen, und zwar keineswegs
nur bei der Untersuchung von Handschriften, für die kein Autoren- oder Schreiber-
name bekannt ist.
Die zentrale Frage der historisch-biographischen Herangehensweise lautet natürlich,
wer sich hinter der Bezeichnung „Antiquus Austriacus“ verbirgt. Theodor Mommsen
gab sich diesbezüglich relativ bedeckt und beschränkte sich auf die Erwähnung eines
bei Apianus/Amantius verzeichneten Fundes von Konrad Celtis. Damit brachte er
gewohnt vorsichtig zum Ausdruck, dass dieser Humanist mit einer (etwas jüngeren)
Erweiterung der rekonstruierten Sammlung in Zusammenhang stehen könnte.593
Hinsichtlich der Identität des unbekannten Verfassers der (älteren) Hauptsammlung
ließ sich Mommsen auf keine Namensäußerung ein, warnte jedoch vor einer Gleich-
setzung mit Augustinus Tyfernus.594
Dennoch spricht – immer noch – sehr vieles für eine Identität des „Antiquus
Austriacus“ mit Augustinus Tyfernus: Nach Mommsens Rekonstruktion hat der un-
bekannte Humanist seine Inschriftensammlung zwischen 1493 und 1502 angelegt595,
nur wenige Jahre später (1507) verfasste Augustinus Tyfernus das Vorwort zu sei-
nem Werk, das zu jenem Zeitpunkt zumindest großteils abgeschlossen war.596 Das
Gebiet, in dem die beiden Sammlungen entstanden, war im Wesentlichen dasselbe:
Kärnten, (Unter-)Steiermark und Krain; einige weitere Inschriften stammen aus
Ober- und Niederösterreich sowie Wien. Lediglich bei der Schwerpunktsetzung der
epigraphischen Sammeltätigkeit sind Unterschiede festzustellen: Augustinus hat
zahlreiche Inschriften aus Krain, während dieses Gebiet für die Sammlung des soge-
nannten Antiquus Austriacus kaum relevant ist. Wesentlich stärker vertreten sind
darin Denkmäler aus Kärnten und der heutigen Steiermark. Die Region der ehemali-
gen Untersteiermark spielt in beiden Sammlungen eine etwa gleichwertige Rolle597:
„Antiquus Austriacus“: Augustinus Tyfernus:
Krain 2598 39
Untersteiermark599 24 33
593 CIL III, S. 477b. Zur Frage der Erweiterung der „Antiquus-Austriacus-Sammlung“ siehe weiter
unten.
594 CIL III, S. 479b.
595 CIL III, S. 477a.
596 Siehe Kap. 4.3.
597 Die Aufstellung inkludiert auch die sog. Augustiniana bei Konrad Peutinger und weist gegenüber
Simoniti, Sloven. Humanismus 114, und Greinegger, Tyfernus/Boissard 71, kleine Korrekturen auf.
598 CIL III 3895 ist wie CIL III 3843 ebenfalls zur Sammlung des „Antiquus Austriacus“ zu zählen, da
die Inschriftenwiedergabe bei Peutinger, 2° Cod. H 23, fol. 46v,2, und Apianus/Amantius,
Inscriptiones 372,4, viele Gemeinsamkeiten enthält. Mommsen wies diese beiden Nummern zwar
auch in den (Stadtbereichs-)Einleitungen des CIL III, S. 477 und 488, der „Antiquus-Austriacus“-
Sammlung zu, doch im Lemma von CIL III 3895 lautet die Formulierung „Peutinger [...] eodemque
exemplo Apianus [...]“.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548