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Codex Pragensis XIII G 14 | 185
Die letzten Blätter des Codex Pragensis tragen ausschließlich Fuchsmagens Hand-
schrift. Es handelt sich hierbei offensichtlich um Nachträge zur Inschriftensamm-
lung. Auf fol. 214v fügte Fuchsmagen sogar – zwischen zwei von Hand I geschrie-
benen Inschriften aus seinem eigenen Haus – einen Querverweis ein, um deren
geographischen Zusammenhang mit anderen Wiener Denkmälern in der Sammlung
hervorzuheben772: Die Bemerkung bezieht sich auf fol. 220v–221r, wo insgesamt drei
Inschriften zu finden sind. Bei der ersten handelt es sich um das in Geheimschrift
verfasste Epitaph Rudolfs IV. (1339–1365) im Wiener Stephansdom, das hier –
chronologisch abweichend – wiedergegeben wird.773 Möglicherweise wollte Fuchs-
magen dadurch seine Verbundenheit mit den Habsburgern wie mit der Wiener
Universität zum Ausdruck bringen. Die Bedeutung der Schrift war für ihn offen-
sichtlich nicht geheim, denn sie wird im Codex bis auf zwei fehlende Zeichen sehr
genau wiedergegeben und Buchstabe für Buchstabe weitestgehend korrekt tran-
skribiert.774 Fuchsmagens Ortsangabe des Denkmals „Viennae iuxta Ecclesiam
S. Stephani circa Ianuam qua itur versus Liechtensteg“ entspricht dem bis heute aktuel-
len Aufstellungsort im Bereich des sogenannten Bischofstores im Stephansdom.
Bei den anderen beiden Inschriften handelt es sich um CIL III 4560 und 4561. Die un-
gewöhnlich ausführliche Einleitung der ersten Inschrift, die Jahr, Ort und besondere
Fundumstände enthält, ist bereits kurz thematisiert worden: „Viennae inventum in
domo Iohannis Gennter in der Wulpingerstrass sub terra Anno domini 1493 per Henricum
Schruttawer Civem Vienn. et suos complices Inquirentes Thesaurum abditum et per
Sompnium ut augurabant ostensum.“776 Im CIL wird für beide Inschriften der soge-
nannte Antiquus Austriacus als ältester Gewährsmann genannt, von dem im konkre-
ten Fall Konrad Peutinger und Apianus/Amantius abhängen sollen. Nun weisen die
beiden vorliegenden Abschriften aus der Hand von Johannes Fuchsmagen auffal-
lende Ähnlichkeiten zu den Wiedergaben von Peutinger und Apianus/Amantius auf,
was für alle weiteren Überlegungen hinsichtlich der angestrebten Identifizierung
dieses Anonymus von wesentlicher Bedeutung ist.777
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts tauchte in Prag ein kleines Bronzetäfelchen
auf, das den Inschrifttext von CIL III 4560 enthält.778 Spätere Untersuchungen an dem
Fundstück haben ergeben, dass es sich – anders als aus der Publikation des Fundes
772 Vgl. Kap. 7.1.
773 Siehe dazu Abb. 36 und Taf. 7. Zur verwendeten Geheimschrift vgl. ausführlich Stephan Müller,
Der Herrscher und sein Alphabet. Zur Geheimschrift Rudolfs des Stifters, in: Heidrun Rosenberg,
Michael Viktor Schwarz (Hrsg.), Wien 1365. Eine Universität entsteht, Wien 2015, 42–53 (mit Abb.).
774 Zum Vergleich von Fuchsmagens Wiedergabe dieser Inschrift mit Peutingers Cod. H 23 siehe
Kap. 8.1, mit Apianus/Amantius, Inscriptiones 403,1, siehe Kap. 10.5.2.
776 CP XIII G 14, fol. 220v. Siehe ebenfalls Abb. 36 und Taf. 7.
777 Peutinger, SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 110v,11 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 401,1. Vgl.
dazu Kap. 5 und 8.1.
778 Publiziert wurde der Fund von Bohumil Ryba, Nově zjištěný originál nápisu CIL III 4560 a text
Ptolemaiovy Geographie II 6,28; 14,3, in: Listy filologické 74 (1950) 71–75; dazu Tab. II (mit einem
Photo des Täfelchens) nach S. 64.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548