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Codex Pragensis XIII G 14 | 199
etwas zu wünschen übrig, da die Angabe der Lebenstage fehlt: „L. pinnus sp f celsus
vixit an XiiX“. Zudem ist das „i“ in „pinnus“ ist mit einem „r“ anderer Schreibweise
(wie es Fuchsmagen gerne verwendete) leicht zu verwechseln. Die Wiedergabe im
Prager Codex „L PRIMVS SP F CELSVS VIX AN XIIX“ 854 ist insgesamt die
schlechteste: Der Name ist unrichtig, Ligaturen und Tagesangabe fehlen. Gerade im
vorliegenden Fall ist die Möglichkeit, dass (auch) der CT 3569 dem Prager Codex zu-
grunde lag, nicht ganz von der Hand zu weisen: Die Reihenfolge der vor- und nach-
stehenden Inschriften ist dieselbe, ebenso textliche Besonderheiten sowie der
fehlende Schluss der Inschrift – anders als im CVP 3255*, im CS hist. 4° 316 und auch
im Cod. Borg. Lat. 336. Das Naheverhältnis der Prager Handschrift zum sogenannten
Codex Gar scheint hier größer zu sein als zu anderen Licinius-/Giocondo-Hand-
schriften. Dies zeigt sich auch bei der Inschrift CIL VI 14440, wo „ONESIMVS“ zu
lesen ist mit interlinear ergänztem „V“, d. h., der Schreiber hat die Lesart
„OVESIMVS“ als zweite Möglichkeit angedeutet.855 Im CT 3569 ist der Name
schlecht, aber doch eindeutig lesbar als „ovesimus“.856 Die Wiener und die Stuttgarter
Licinius-Abschrift sowie auch der jucundische Cod. Borg. Lat. 336 haben ebenso
eindeutig „onesimus“.857
Die Ursache für die exemplarisch dargelegten Divergenzen und bemerkenswerten
Konvergenzen kann nach meiner Ansicht nur darin liegen, dass dem Urheber bzw.
Schreiber der Handschrift – Johannes Fuchsmagen – der CT 3569 und eine weitere,
ebenfalls in Minuskeln geschriebene Fassung der Licinius-Sammlung (von
Giocondo?) für den Prager Codex zur Verfügung gestanden sind. Bei dieser zweiten
Handschrift muss es sich um dieselbe handeln, die er für seine Ergänzungen im
CT 3569 herangezogen hat.858 Dass die im Trienter Codex überlieferten Inschriften
jedenfalls für eine nach anderen (geographischen?) Gesichtspunkten angeordnete
Sammlung weiterverwendet wurden, ist daran erkennbar, dass jede einzelne von
ihnen am Blattrand mit einer Art Paraphe versehen wurde, welche die jeweilige
Inschrift als bereits berücksichtigt kennzeichnet.859
Der vorhin zitierte Text von CIL VI 24202 kann auch als Beispiel für den eher gerin-
gen Wert der Inschriften aus Rom und Italien in der Prager Sammlung dienen. Da es
sich größtenteils um Abschriften aus zweiter oder auch dritter Hand handelt,
konstatierte bereits Ladislav Vidman, dass das Manuskript hier nichts bietet, was
nicht von woanders her bekannt wäre.860
Hinsichtlich der Überlieferung norischer und (ober)pannonischer Inschriften ist die
Bedeutung des Codex Pragensis XIII G 14 ungleich höher einzuschätzen. Der Um-
854 CP XIII G 14, fol. 60v.
855 CP fol. 61r,4.
856 CT 3569, fol. 43r/S. 96.
857 CVP 3255*, fol. 18r,2; CS hist. 4° 316, fol. 75r,2; Cod. Borg. Lat. 336 fol. 12v,7–13r.
858 Vgl. Kap. 7.3.2.
859 Siehe Kap. 3.4, Abb. 12.
860 Vidman, Epigrafický Rukopis Pražský 68.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548