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224 | Codex Pragensis XIII G 14
Unter anderem aber genau darin liegt der hohe Wert von Fuchsmagens Arbeit im
Codex Pragensis: Er schmälert die Zuverlässigkeit einer guten Quelle nicht und ver-
sucht ebenso wenig, den Text einer minderwertigen Quelle durch (vermeintliche)
Interpolationen zu verbessern.963
Auch diese Feststellung fügt sich bestens in die bereits bekannte Charakteristik der
Arbeitsweise von Johannes Fuchsmagen ein – in seine Art, Vorhandenes eifrig zu
sammeln, akribisch abzuschreiben oder abschreiben zu lassen und weniger selbst
schöpferisch tätig zu werden.
Doch wie es scheint, ist Fuchsmagen gerade durch seine epigraphische Sammeltätig-
keit sehr wohl schöpferisch tätig geworden. Denn in Form des Prager Pergament-
codex liegt eine frühe, geographisch sehr weitreichende Inschriftensammlung vor,
die gestalterischen Prinzipien folgt.
Anders als der Typus der epigraphisch-antiquarischen Handschrift, dem das Werk
des Augustinus Prygl Tyfernus zuzurechnen ist964, enthält der Codex Pragensis bereits
eine gewollte Ordnung der Inschriften. Damit reiht er sich offenkundig in die von
Martin Ott herausgearbeitete Tradition humanistischer Inschriftensammlungen ein,
die sich durch eine bewusste geographische Anordnung und damit topographische
Intention auszeichnen.965 Wie zahlreiche italienische Sammlungen des ausgehenden
15. Jahrhunderts, die auch Fuchsmagen bekannt waren und zur Verfügung stan-
den966, beginnt auch der CP XIII G 14 mit den stadtrömischen Inschriften, gefolgt von
den italienischen Denkmälern.967 Dieser Teil der Sammlung scheint dabei nahtlos an
den stadtrömischen Teil anzuschließen. Den „Übergang“ zwischen den beiden
Abschnitten bildet aber passenderweise eine in der Lokalisierung unsichere In-
schrift.968 Sie trägt die unauffällige Ortsangabe „In porticu aedis Beati Petri apostoli“
und weist am unteren Seitenrand eine aussagekräftige Zusatzbemerkung aus der
Hand des Schreibers auf: „Alii volunt hoc Elogium Ravennae esse apud aedem S. Ioannis
Evangelistae“.
Dem italienischen Teil der Handschrift folgen ab fol. 176v „NVNC QVAE IN
ILLYRIDE SVNT REPERTA“. Mit dieser Formulierung findet sich der erste zarte
Ansatz einer Gliederung nach antiken geographischen Einheiten, doch wird diese
963 Aus heutiger Sicht könnte man ihm lediglich die Schreibung von „-CI-“ statt „-TI-“ und „-E“ statt
„-AE“ ankreiden, doch muss man ihn diesbezüglich als „Kind seiner Zeit“ betrachten.
964 Vgl. Kap. 2 und 4.3.
965 Siehe Ott, Entdeckung des Altertums, sowie Kap. 2.
966 Es möge an dieser Stelle genügen, v. a. auf die zahlreichen Versionen von Giocondos Sammlung
hinzuweisen.
967 Durch den erwiesenen Zusammenhang mit dem im CVP 3255* vorliegenden Register kann die
verlorene erste Lage der Prager Inschriftensammlung rekonstruiert werden. Siehe Kap. 7
und 7.2.2.
968 CIL XI 126 (fol. 127r). Es folgen ab fol. 127v Inschriften aus der Umgebung Roms, beginnend mit
Inschriften aus Tibur (h. Tivoli).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548