Page - 235 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Image of the Page - 235 -
Text of the Page - 235 -
Konrad Peutinger | 235
von König Enzio (Heinrich) von Sardinien in Bologna zu finden.1015 Offensichtlich
ließ Peutinger im heutigen Cod. H 23 all das abschriftlich vereinen, was er aus ver-
schiedensten Orten und Quellen zusammengetragen hatte.
Im CP XIII G 14 ist die eben erwähnte Inschrift CIL III 3895 auf fol. 178r,2 zu finden,
wo sie im Gegensatz zu Peutingers Beleg eine ausführliche Ortsangabe aufweist („In
villa quae Monspurg vocitatur apud Stain oppidum Carniolae“). Der Inschrifttext der
Prager Handschrift ist gleichfalls von wesentlich größerer Nähe zum erhaltenen
Original: Abgesehen von der zeitgenössischen Schreibung von „-ci-“ für „-ti-“1016 ist
die Abschrift einschließlich ihrer Zeilentrennung als korrekt zu bezeichnen. In
Peutingers Codex ist ähnlich dem Prager Codex in der ersten Zeile „Tercia“ für
„TERTIA“ zu lesen, jedoch sind dort zwei zusätzliche fehlerhafte Abweichungen zu
konstatieren: „Maximus S Rustici F.“ für „MAXIMVS RVSTICI F(ILIVS)“ und
„faciunt“ für „FACIVND(VM)“.1017
Nach einigen eher minderwertigen, teilweise unvollständigen und fehlerhaften
Inschriftenkopien aus Römerzeit und Mittelalter mit Schwerpunkt Italien folgen in
Peutingers Handschrift Cod. H 23 auf fol. 47r vor einigen Schmähgedichten auf Papst
Alexander VI. drei norische Inschriften. Die erste von diesen ist korrekt über-
schrieben mit „Melck“ (CIL III 5667), die zweite, mit „ibidem“ lokalisiert, stammt
allerdings aus Wels (CIL III 5631) und beim letzten, ohne Ortsangabe überlieferten
Denkmal handelt es sich um eines aus Salzburg (CIL III 5727). Auch diese drei
Abschriften der inhaltlich bunt gemischten Handschrift sind als qualitativ minder-
wertig zu bezeichnen.
Während die Salzburger Inschrift bei Peutinger nach den Angaben des CIL von
Aventin stammen soll1018, werden die Urabschriften der Melker und der Welser In-
schrift in diesem Codex auf den sogenannten Antiquus Austriacus zurückgeführt. Zu
diesem Ansatz passt die Tatsache, dass nur die beiden letztgenannten Denkmäler im
Prager Codex enthalten sind.1019 Alle drei Inschriften sind auch in einer zweiten um-
fangreichen Inschriftensammlung Peutingers enthalten.1020 Sie scheinen dort in
derselben Reihenfolge auf, allerdings unterbrochen durch eine weitere Welser
Inschrift (CIL III 5629), die auch im Prager Codex in unmittelbarer Nähe überliefert
1015 SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 46v.
1016 CP XIII G 14, fol. 178r,2: „TERCIA“, „LASCONCIAE“ und „TERCI“.
1017 Theoretisch könnten die enthaltenen Fehler auch Peutingers unkundigem Schreiber – als solcher
hatte sich dieser auf der Vorderseite desselben Blattes bei CIL III 4567 erwiesen – unterlaufen sein
und somit dem Augsburger wie dem Prager Codex eine (entfernt?) verwandte Quelle zugrunde
liegen. Sehr wahrscheinlich ist dies jedoch nicht, da auch bei anderen „Antiquus-Austriacus-
Inschriften“ deutliche Unterschiede zu den entsprechenden Belegen in anderen Handschriften wie
Cholers CLM 394 oder dem Prager Codex bestehen.
1018 Sowohl hier als auch in einer anderen Peutinger-Handschrift (SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 56ra,2).
1019 Hier stehen sie allerdings weit voneinander entfernt: CP XIII G 14, fol. 204v,2 (CIL III 5631) bzw.
224r,1 (CIL III 5667).
1020 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 55vb,6–56ra,2. CIL III 5631 ist dort auf fol. 85va,2 ein weiteres Mal über-
liefert. Zu dieser Handschrift siehe weiter unten.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548