Page - 260 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Image of the Page - 260 -
Text of the Page - 260 -
260 | Konrad Peutinger
Überschrift „Epitaphia ex limitibus patrimonialibus ducatus Austriae“.1151 Neben einem
kleinen Abstand vor der ersten Inschrift ist vor allem vor dem Text des zweiten und
dritten Denkmals Platz frei geblieben, und es scheint so, als hätte Peutinger hier eine
weitere Ortsangabe nachtragen wollen1152, aber letztlich darauf vergessen. Im Prager
Codex werden zwei dieser Inschriften nach Rottenmann in der Steiermark gesetzt:
CIL III 5637 und 5636 folgen dort mit der Angabe „ibid(em)“ auf CIL III 5638,
wodurch sich die Angabe „In Ecclesia oppidi Rottenman(n)“ auf alle drei genannten
Inschriften bezieht.1153 Auf die heute verschollene Inschrift CIL III 5638 dürfte diese
Lokalisierung zutreffen, denn auch Peutinger überliefert diese etwas weiter unten in
derselben Spalte seiner Handschrift mit der Angabe „Rotenmanii in ecclesia“.1154 Ob sie
je auch für CIL III 5636 und 5637 Gültigkeit hatte, muss bezweifelt werden. Zum
einen ist für die erstgenannte Inschrift eine Herkunft aus Carnuntum sehr wahr-
scheinlich1155, während sie ab dem frühen 16. Jahrhundert für verschiedene Standorte
in Wien bezeugt ist, zunächst für das Haus von Johannes Fuchsmagen (!), was auch
aus einem weiteren Beleg im Prager Codex hervorgeht.1156 Die Inschrift CIL III 5637
wiederum tauchte 1995 im Zuge der Revitalisierung der Klosterruine Arnoldstein in
Kärnten wieder auf. Daraus ergibt sich die Frage, ob es zulässig ist, die vage Angabe
Peutingers, wonach die Denkmäler „ex limitibus patrimonialibus ducatus Austriae“
stammen, auf das Grenzgebiet der österreichischen Länder zu Italien/(Friaul-
Julisch)Venetien zu beziehen.1157 Ein Argument, das für diese Überlegungen spricht,
mag folgender Umstand sein: Die Inschrift CIL III 5639, die Peutinger unter der-
selben ungenauen Ortsangabe nennt, wurde im CP XIII G 14 unter die Kärntner
Inschriften eingereiht.1158
Bei den sogenannten Antiquus-Austriacus-Inschriften sind Unterschiede zwischen
Peutingers Manuskript und dem Prager Pergamentcodex nicht nur hinsichtlich der
Ortsangaben zu konstatieren, sondern auch hinsichtlich der Qualität der Inschrift-
texte. Der Detailvergleich führt hierbei zum Ergebnis, dass keiner der beiden Über-
lieferungsträger der generell bessere ist:
Bei CIL III 4811 steht Peutingers Handschrift textlich noch näher am Original, das
sich – wie in beiden Codices angegeben – noch heute in einem Haus in St. Veit an der
Glan gleichsam als Gewölbesäule befindet.1159 Während der Augsburger Codex
1151 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 57ra, 1–3.
1152 Vielleicht mit roter Tinte, die er in diesem Codex abschnittweise für Überschriften oder sonstige
Rubrizierungsformen verwendete. Vgl. oben die Ausführungen zur Gliederung und zu den kodi-
kologischen Besonderheiten der vorliegenden Handschrift.
1153 CP XIII G 14, fol. 199r,2–4.
1154 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 57ra, 7.
1155 Vgl. Kap. 3.4.
1156 CP XIII G 14, fol. 214v,2: „Vien(nae) in Domo Doctoris Fuchsmag“. Vgl. auch die einleitenden Bemer-
kungen im CIL III zur Inschrift 5636 sowie Kap. 11.2.
1157 Mommsen und die Mitherausgeber des CIL III bemerken hingegen zur Überlieferung der Inschrift
5639, dass mit Peutingers Formulierung die „regio ad Rottenmann in confiniis Austriae et Stiriae“
gemeint sei.
1158 Fol. 190v,2: „IBID(EM)“, sc. „In S. Viti oppido“.
1159 Vgl. lupa 9020.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548