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Johannes Choler | 269
heiten profaner Autoren war es vor allem die gemeinsame Lektüre der Psalmen,
welche Luscinius veranlasste, sich näher mit der Exegese dieser biblischen Texte zu
beschäftigen.1194 1524 gab er in Augsburg die Allegoriae Psalmorum Davidis Prophetae
heraus und widmete die dem Werk beigebundenen Plectra in singulos Psalmos Davidis
sive rerum argumentum seinem Freund Johannes Choler.1195
Wie andere Widmungsbriefe weist auch dieser naturgemäß enkomiastische Züge
auf. Dennoch ist Cholers Persönlichkeit zumindest in Ansätzen greifbar und es
lassen sich – bei aller gebotenen Vorsicht – einige biographische Details herauslesen:
Der gewiss nicht nur obligat als doctissimus und eruditione clarissimus titulierte
Humanist hat sich offenbar mit großem persönlichem und finanziellem Einsatz für
die bonae litterae und die Rechtswissenschaften stark gemacht, wofür ihm Luscinius
große Achtung zollt. Leider ist nicht näher bekannt, worin der große Aufwand
Cholers bestanden hat.
Aus einem mit Jänner 1516 datierten Brief des Augsburger Mönches Veit Bild (1481–
1529)1196 an Dr. u(triusque) i(uris) Johann Koler erfahren wir, dass sich unser Humanist
ebenso wie etwa Raymund Fugger und Konrad Peutinger für seine astronomischen
Kenntnisse interessierte. Das genannte Schreiben war einer (nicht erhaltenen) Schrift
von Veit Bild beigegeben worden, in der dieser für Choler seine Kenntnisse in der
Berechnung der Nativität darlegt, d. h. betreffend den Stand der Gestirne bei der
Geburt und das angeblich dadurch vorbestimmte Schicksal.1197
Außer zu Luscinius und Veit Bild pflegte Choler zu zahlreichen anderen hochge-
bildeten Zeitgenossen freundschaftliche Kontakte, wofür weitere Bücherwidmungen
Zeugnis ablegen.1198 An erster Stelle ist hier Konrad Peutinger zu nennen. Nach
Veith1199 soll ihm Choler aus der Bibliothek zu Chur – offenbar anlässlich seiner weni-
gen Aufenthalte – leihweise Pergamenthandschriften übermittelt haben. Der Histori-
ker des 18. Jahrhunderts führt dafür leider ebenso wenig einen Beleg an wie für die
Behauptung, Choler sei von Peutinger „municeps“ genannt worden (und habe daher
ebenfalls aus Augsburg gestammt). Veith ist auch der einzige, der hinsichtlich der
1194 Vgl. Schmidt, Histoire littéraire II 197.
1195 Die Seiten des betreffenden Exemplars der StStBA (Sig.: Th Ex 676) sind von Hand nummeriert.
Den Allegoriae sind die Plectra beigebunden. Sie enthalten auf dem ersten Blatt (fol. 47) den an
Choler gerichteten Widmungsbrief vom 13. August 1524. Unter dem Titel der Plectra sind die
gleichfalls beigebundenen Scrupi psalterii genannt, die Luscinius damit ebenso Choler gewidmet
hat.
1196 Zur Biographie von Veit Bild vgl. Schröder, Veit Bild 173–190, und auch Lier, Augsburger
Humanistenkreis 74.
1197 Vgl. Alfred Schröder, Der Humanist Veit Bild, Mönch bei St. Ulrich. Sein Leben und sein Briefwechsel,
in: ZHVSN 20 (1893) 173–227, hier: 180–181 und 201 (Nr. 105).
1198 Cholers Name wird zwar in Liers Aufsatz über den Augsburger Humanistenkreis nicht ge-
nannt, aber der Autor betont an mehreren Stellen, er erhebe keinen Anspruch auf Vollständig-
keit. Da Choler nachweislich zu einigen von Lier genannten Humanisten (u. a. Peutinger, Bild)
eine freundschaftliche Verbindung unterhielt, wird man wohl auch ihn zu diesem Kreis rechnen
dürfen.
1199 Veith, Bibliotheca Augustana IV 164 und ders., Peutinger-Vita 127.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548