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Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 323
Bei den Inschriften aus Celeia haben sich wie erwähnt abschnittweise parallele
Abfolgen und auf dieser Basis weitestgehend idente Ortsangaben in den
beiden Vergleichsobjekten offenbart. Ergänzend dazu sind auffällige
Übereinstimmungen in den Inschrifttexten zu erwähnen. Dazu zwei Beispiele:
Im Text von CIL III 5224 sind bei Apianus/Amantius dieselben Fehler
(„V ET“ für „VET“ in Z. 5, „AIAE“ für „ALAE“ in Z. 6) zu finden wie im
Prager Codex.1450 In der vergleichbaren Abschrift von Konrad Peutinger1451
werden diese Stellen richtig überliefert, ebenso ist dort die die letzte Zeile der
Inschrift vorhanden, die im Prager Codex und auch bei Apianus/Amantius
fehlt. Auch bei CIL III 5269 stimmen wieder nur Druckwerk und Codex
Pragensis in auffälliger Weise überein.1452 Die beiden Vergleichsobjekte weisen
exakt denselben Wortlaut auf, einschließlich des Fehlers „OVARTI“ anstelle
von „QVARTI“ in Zeile 2. Dieser Befund gilt auch für die Ligaturen dieser
Inschrift, die in Peutingers Handschrift 2° Cod. H 24 völlig fehlen. Überdies
schreibt er „Litugen“ anstelle von „LITVGENE
“, was wieder der Prager Codex
und Apianus/Amantius richtig haben.1453
Die Kärntner Inschrift CIL III 4811 weist bei Apianus/Amantius und im Prager
Codex in der vorletzten Zeile 12 „FVSC“ statt „SVSC“ (sucepit) auf.1454 Auch
Choler hatte diesen Fehler, doch er besserte ihn aus, indem er die Majuskel
„F“ mit „S“ überschrieb.1455 Ohne Kenntnis des Codex Pragensis, der wie
erwähnt auf dieselbe Grundlage zurückgeht wie Cholers Handschrift an der
relevanten Stelle, wäre das „F“ bei Choler kaum mehr zu entziffern. Daraus
wird klar, dass Apianus/Amantius ihre Form „FVSC“ nicht von Choler haben
können und auch nicht von Peutinger, denn dieser überliefert ebenfalls
„SVSC“.1456
1450 CP XIII G 14, fol. 184v,2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 378,1.
1451 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 67va,3.
1452 CP XIII G 14, fol. 185r,4 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 375,4.
1453 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 67rb,8. Auch in der „Picturae“ genannten Handschrift aus Peutingers
Besitz steht nur „LITVGEN“, ferner „QVRTI“ statt „QVARTI“ (SuStBA, 4° Cod. H 26, fol. 45r.)
Diese Handschrift kommt aber schon deshalb als Vorlage für Apianus/Amantius nicht in Betracht,
da sie keine Ortsangaben aufweist, die für das Druckwerk einen wesentlichen Inhalts- und Gliede-
rungsbestandteil darstellen. Es zeigt sich aber, dass aus dieser Handschrift bei Apianus/Amantius
dieselben fünf Inschriften aus Celeia fehlen, die man auch im Prager Codex vergeblich sucht – ein
weiterer Hinweis auf einen engen Zusammenhang dieser beiden Überlieferungsträger. Zur
Handschrift der „Picturae“ siehe Kap. 8.1.
1454 CP XIII G 14, fol. 184v,2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 398,2.
1455 CLM 394, fol. 139v,1.
1456 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 57rb,8.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548