Page - 334 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Image of the Page - 334 -
Text of the Page - 334 -
334 | Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius
damals bekannten Überlieferung bei Apianus/Amantius.1500 Aufgrund der
dort enthaltenen Formulierung „In Neunmarckt apud idem Oppid(um)
[= Slaming]“ hatte man fälschlicherweise auf Schladming bzw. auf Neumarkt
in der Steiermark geschlossen, anstatt auf Neumarkt im Tauchental in der
Nähe von (Stadt-)Schlaining, wo die Inschrift heute noch an der Pfarrkirche
erhalten ist.1501 Im Prager Codex ist auf fol. 199v,2 exakt dieselbe Formulierung
wie im Druckwerk zu finden, jedoch ist sie dort nicht ganz eindeutig zu ent-
ziffern. Dies gilt auch für andere Textpassagen aus Hand I mit ähnlichen
Buchstabenfolgen, wo zum einen die Formen der einzelnen Buchstaben nur
durch die i-Punkte (oder vielmehr feinen „i-Striche“) zu unterscheiden sind,
zum anderen nicht alle diese Selbstlaute ein derartiges diakritisches Zeichen
aufweisen.1502 Doch während bei Wörtern wie „oppidi“, „pariete“ oder „(a)edis“
ein fehlender i-Punkt sehr leicht ergänzt werden kann, führt dies bei einem
unbekannten Ortsnamen unweigerlich zu Schwierigkeiten. Mit richtig er-
gänzten i-Punkten wäre an der fraglichen Stelle im Prager Codex tatsächlich
„Slaining“ zu lesen, doch kann dieser Name wesentlich leichter für das augen-
scheinliche „Slaming“ gehalten werden und wurde von Apianus/Amantius
auch dafür gehalten. Für den Schreiber des Registers von CVP 3255* war
dieser Ort ebenfalls nicht eindeutig zu entziffern, wie ein Blick auf die
entsprechende Stelle (fol. 129r,9; siehe Abb. 71) zeigt. Dort sieht es ganz so aus,
als hätte er zuerst „Slani...“ schreiben wollen (der dritte Abstrich ist etwas
weiter nach rechts gerückt, der i-Punkt wurde direkt darüber gesetzt), sich
aber dann wie später Apianus/Amantius ebenfalls für „Slaming“ entschieden.
So haben fehlende i-Punkte im Prager Codex letztlich zu einer Fehlzuordnung
im CIL geführt.
Bei jenen verschollenen Inschriften, die bisher als Erstbeleg von Apianus/
Amantius geführt wurden, ist bei einer Neuedition die Zeilentrennung an-
hand des Prager Codex zu überprüfen bzw. zu korrigieren. Dabei ist vor allem
auf vorhandene Trennstriche im Inschrifttext zu achten, die auf die Zeilen-
trennung des Originals bzw. der Vorlage hinweisen und bei der Erstellung
des Druckwerkes nicht übernommen wurden. Dies betrifft jedenfalls die ver-
schollene Inschrift CIL III 5439 aus Graz, für die im CIL ohnedies „versuum
divisio incerta“ vermerkt ist. Die Zeilen dieser Inschrift sind besser nach den
Trennstrichen der Prager Handschrift wiederzugeben.1503
1500 Apianus/Amantius, Inscriptiones 393,3. Siehe Kap. 7.3.1.
1501 Aus dieser Tatsache kann mit großer Berechtigung festgestellt werden, dass mit der Ortsangabe
„Iuxta aedem S. Martini apud oppidum Slaming“ für die vorangehende, heute verschollene Inschrift
CIL III 5525 (CP XIII G 14, fol. 199v,1 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 393,2) St. Martin in der
Wart gemeint sein muss, ebenfalls unweit von Stadtschlaining entfernt.
1502 Vgl. z. B. „virginis“ auf fol. 198v,4 oder „Liburnia in Insula“ auf fol. 178v,2.
1503 CP XIII G 14, fol. 196r,2.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548