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336 | Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius
Das Vorkommen derartiger Unzulänglichkeiten hatte sich auch im Verlauf der vor-
liegenden Arbeit im Rahmen der Untersuchung des Abkürzungsverzeichnisses
bestätigt, aber auch bei detaillierten Vergleichen einzelner Inschrifttexte. In diesem
Zusammenhang sei beispielhaft erinnert an die (weitere) Verschlechterung des Orts-
namens „Kalhofen“ zu „Kolhofen“, aber auch an weitere Nachlässigkeiten wie die
nicht seltene Missachtung von Ligaturen (insbesondere für „ET“), obwohl den Her-
ausgebern diesbezüglich sehr wohl großes Bemühen zu attestieren ist, das sich ins-
besondere bei seltenen und typographisch aufwändigen Buchstabenverbindungen
manifestiert.
Bemühen ist auch feststellbar bei einzelnen Korrekturen, die tatsächlich die beab-
sichtigte Verbesserung des Textes erbracht haben. Als Beispiel dafür kann – obwohl
sie als verschollen gilt – die Inschrift CIL III 5339 genannt werden, wo im Prager
Codex in der ersten Zeile „M ACERIO“ zu lesen ist, was von Apianus/Amantius in
Analogie zu den Namensformen der dritten und vierten Textzeile („MACERIAE ET
MACERIO“) richtig gestellt wurde.1508
Andererseits sind im Druckwerk auch reine Phantasieergänzungen zu finden. So
weisen dort die letzten sechs Zeilen der Inschrift CIL III 4857 an ihrem jeweiligen
Ende (erfundene) Buchstabenreste auf.1509 Diese Form der Darstellung hat ebenfalls
ihren Ursprung im Prager Codex, wo am Rand eben dieser Zeilen folgende Bemer-
kung zu lesen ist: „His sequentibus sex versibus ultimae nonnullae litterae des(unt)“.1510
Bei der Erstellung des Druckwerkes wurde dieser Hinweis typographisch in Phan-
tasiebuchstaben umgewandelt, um dem Leser einen besseren Eindruck vom
Aussehen der Inschrift geben zu können. Vergleichbares ist auch bei CIL III 5233 und
CIL III 5314 festzustellen, wo in der Publikation erfundene Buchstabenreste an jenen
Stellen zu finden sind, an denen die jeweiligen Schreiber im Pergamentcodex zur
Kennzeichnung unleserlicher Passagen des Inschrifttextes Platz ausgespart hatten.1511
Wie aus dem oben dargelegten, detaillierten Vergleich des Prager Codex mit dem
Werk von Apianus/Amantius bzw. aus Tabelle 12.111512 hervorgeht, wurden die Orts-
angaben von den Herausgebern – von Druckfehlern und wenigen Zusätzen zur
Geschichte eines Ortsnamens abgesehen – meist nahezu unverändert aus dem Prager
Codex übernommen.1513 Konsequenterweise wurden auch Angaben wie „(in) eodem
loco“ oder „ibidem“ beibehalten. Dies führte die Herausgeber des CIL III bei der
Publikation der Inschrift 5268 unwissentlich zu einem kleinen Fehler, denn sie
wiesen das Denkmal mit Bezug auf Apianus/Amantius „Celeiae in ludo litterario“ zu,
1508 CP XIII G 14, fol. 198r,2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 292,2.
1509 Apianus/Amantius, Inscriptiones 399,2.
1510 CP XIII G 14, fol. 189v,2.
1511 CP XIII G 14, fol. 182v,2 (Hand I) bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 376,4 sowie CP XIII G 14,
fol. 226v,3 (Hand II = Fuchsmagen) bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 407,4.
1512 Siehe Anhang.
1513 Zur Vorgangsweise der Herausgeber in jenen Fällen, wo im Prager Codex keine Ortsangabe zu
finden ist, siehe Kap. 10.5.2 (Pkt. 3).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548