Page - 341 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Image of the Page - 341 -
Text of the Page - 341 -
Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 341
zurückzuführen ist1528, kann bei der zweiten keine eindeutige Quellzuweisung er-
folgen. Letztere weist zwar nicht zuletzt aufgrund derselben Fehler bei Ortsangabe
und Inschrifttext eine große Affinität zu Peutingers Handschrift1529 auf, enthält aber
mit dem zusätzlichen „COS“ in der letzten Zeile einen klaren Hinweis auf eine an-
derweitige Herkunft: „COS“ ist im CP XIII G 14 (fol. 204v–205r) richtigerweise in der
vorletzten Zeile enthalten anstelle von „CONIVGI“ bei Peutinger und Apianus/
Amantius. Offenbar stand diese Abkürzung als alternierende Schreibweise am Rand
der Vorlage und gelangte von dort versehentlich in den Text des Druckwerkes.
Auch bei den übrigen analog zu Peutinger überlieferten Inschriften liegt es im
Bereich des Möglichen, dass nicht sein Manuskript von Apianus/Amantius herange-
zogen wurde, sondern genau jene Abschriften, die dem Augsburger selbst zur
Verfügung standen. Insbesondere ist dabei an jene drei Inschriften zu denken, die in
einer Überlieferungsvariante mit der ungenauen Herkunftsangabe „ex limitibus
Patrimonialibus“ überschrieben sind (CIL III 5636, 5637 und 5638) und bei Peutin-
ger1530 – anders als bei übrigen sogenannten Antiquus-Austriacus-Inschriften – keine
sichtbare Verwandtschaft mit dem Prager Codex aufweisen, sondern vom Schriftbild
her einen etwas isolierten Eindruck machen.1531 Dieser Umstand weist meiner An-
sicht nach darauf hin, dass die relevanten Abschriften aus einer anderen (derzeit
nicht identifizierbaren) Quelle stammen.
Ähnliches könnte auch für den zweiten Beleg der Wiener Inschrift CIL III 4583 bei
Apianus/Amantius gelten. Sie wird im Anschluss an die ebenfalls im Stefansdom
befindliche Grabinschrift von Konrad Celtis überliefert.1532 Die mangelhafte Wieder-
gabe dieser beiden Inschriften lässt nur zwei Schlussfolgerungen zu: Entweder
stammen die zugrundeliegenden Abschriften von einer sehr unkundigen Person
oder sie wurden bereits mehrfach weitergereicht und die Inschrifttexte dadurch ent-
stellt. Die letztere Annahme kann ohne weiteres für die Inschrift CIL III 4583 zu-
treffen, da sie jedenfalls seit Bochensvanz bekannt war und gemeinsam mit CIL
V 1764, 1767, 1772 und 1848 mehrfach in zahlreichen italienischen, auch jucundischen
Sammlungen1533 sowie bei Peutinger1534 auftaucht. Eine genauere Quellen-
bestimmung ist daher in diesem Fall kaum möglich.
1528 Siehe die obenstehende Tabelle.
1529 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 85va,2.
1530 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 57ra,1–3.
1531 Siehe dazu Kap. 8.3.3.
1532 Apianus/Amantius, Inscriptiones 403,3. Zum Celtis-Epitaph siehe Cornelia Plieger, Repräsentation
und Memoria. Conrad Celtis und sein Epitaph im Wiener Stephansdom, in: Helmuth Grössing, Kurt
Mühlberger (Hrsg.), Wissenschaft und Kultur an der Zeitenwende. Renaissance-Humanismus, Natur-
wissenschaften und universitärer Alltag im 15. und 16. Jahrhundert, Göttingen 2012, 183–203 sowie
demnächst Zajic, Epigramm und Epitaph.
1533 So im CVP 3255*, fol. 77v–78v oder im Cod. Borg. Lat. 336, fol. 177v–178r. Vgl. Kap. 6.1.
1534 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 63rb. Vgl. Kap. 8.3.3.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548