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Johannes Fuchsmagen | 363
die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert nicht nur Inschriftenkopien mehrerer
Personen, sondern auch verschiedene Abschriften von jeweils denselben, meist leicht
zugänglichen Inschriftsteinen in Umlauf. Auf diese konnte der interessierte Augs-
burger Humanist zu verschiedenen Zeitpunkten zugreifen, bzw. sie wurden ihm zu
verschiedenen Zeitpunkten übermittelt.1649 Nur so lassen sich die teils größeren Ab-
weichungen zwischen Peutingers Cod. H 23 und H 24, aber auch jene zwischen dem
Cod. H 24 und Fuchsmagens Codex Pragensis befriedigend erklären. Gleichzeitig liegt
darin die Begründung, warum das eine Mal Peutingers Beleg, das andere Mal jener
von Fuchsmagen näher am Original steht.1650 Dass Fuchsmagen auch selbst als Über-
mittler von „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ an Peutinger aufgetreten ist, wie für
andere Inschriften, wo ihn Peutinger in seiner Handschrift explizit als Mittelsmann
nennt1651, kann zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen, aber nicht belegt
werden. Diese Annahme hat vor allem bei jenen Abschriften ihre Berechtigung, wo
zwischen den Codices von Peutinger und Fuchsmagen eine engere Verwandtschaft
festzustellen ist.1652
Bei Johannes Choler ist in Hinblick auf die Überlieferung der sogenannten Antiquus-
Austriacus-Inschriften sowie auf die Nähe zum Codex Pragensis XIII G 14 ein interes-
santes Bild gegeben. Der erste hiefür relevante Abschnitt seines CLM 394 (insgesamt
der dritte Abschnitt mit norischen Inschriften) geht offensichtlich auf dieselbe
Vorlage zurück wie die entsprechende Sequenz in Peutingers Codex.1653 Auch wenn
die Informationsflüsse in dieser Phase kollektiver Sammeltätigkeit schwerlich oder
kaum zu bestimmen sind, wird man nicht fehl gehen, die Begründung dafür in der
engen, sogar verwandtschaftlichen Beziehung zwischen den beiden Augsburger
Humanisten – Peutinger adressiert Choler in der Widmung eines Werkes als
„affinis“1654 – anzunehmen.
Drei Inschriften aus dem erwähnten Abschnitt des CLM 394 sind nun etwas weiter
hinten in Cholers Handschrift noch einmal zu finden.1655 Der Vergleich dieser Beleg-
paare führt dabei zunächst zu der Schlussfolgerung, dass offenbar zweimal aus dem-
selben Quellmaterial geschöpft worden ist, die Inschriften im hinteren Teil von
Cholers Manuskript jedoch Spuren einer Bearbeitung und zudem auffallende Paral-
lelen zum Prager Codex aufweisen. Ergänzend dazu hat sich auch bei der Gegen-
überstellung von Peutingers Handschrift H 24 (wo das Vergleichsmaterial in einer
sehr ursprünglichen Form vorliegt) mit dem Prager Codex gezeigt, dass die
„Antiquus-Austriacus-Inschriften“ im CP XIII G 14 den Charakter einer Überarbeitung
1649 Diese stammen nicht alle notwendigerweise direkt vom Original, sondern können ebenso auf eine
Zwischenstufe, d. h. auf die Abschrift eines Mittelsmannes zurückzuführen sein.
1650 Dazu ausführlich Kap. 8.3.3.
1651 Siehe dazu Kap. 8.2.
1652 Mitunter weist Peutingers Handschrift im Inschrifttext eine zweite, alternierende Variante auf, die
mit dem Beleg im Codex Pragensis ident ist. Siehe Kap. 8.3.3.
1653 CLM 394, fol. 135v,2–136r,3 bzw. SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 55rb,3–55va,4. Siehe auch Kap. 9.2.
1654 Vgl. Kap. 9.1.
1655 CIL V 5084, III 5630 und III 5219; vgl. Tab. 12.9 (Anhang). Siehe dazu und zum Folgenden
Kap. 9.2.2 und 9.2.3.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548