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364 | Johannes Fuchsmagen
tragen, und zwar vor allem in Hinblick auf ihre nunmehrige Anordnung nach topo-
graphischen Gesichtspunkten neben leicht geänderten Formulierungen bei den Orts-
angaben.1656
Als Choler seine eigene Inschriftensammlung nur wenig später neuerlich mit
„Antiquus-Austriacus-Inschriften“ ergänzen wollte, konnte er für fol. 138r–148v offen-
sichtlich bereits auf eine von Fuchsmagen überarbeitete Materialsammlung zurück-
greifen, was ganz besonders auch für seinen letzten Noricum-relevanten Abschnitt
(237r–240r) gilt. Dabei lag ihm aber noch nicht der Pergamentcodex selbst vor, wie
allein die Positionierung der relevanten Denkmäler in den beiden Handschriften
zeigt (Choler übernahm zuerst solche, die im CP XIII G 14 weiter hinten stehen),
jedoch die dafür erstellten Vorarbeiten.1657 Zu diesem Zeitpunkt waren die Inschriften
innerhalb der einzelnen Fundorte bereits neu gereiht, denn zwischen Cholers
CLM 394 und Fuchsmagens CP XIII G14 einerseits sowie dem Cod. H 24 Peutingers
andererseits sind diesbezügliche Unterschiede festzustellen. Bei den Inschriften aus
St. Veit an der Glan zeigt sich dabei ein interessantes Detail: Hier hat Choler nämlich
zwei Inschriften aus seiner Quelle (CIL III 4845 und 4775) aus Platzgründen
vertauscht, da er sonst mit seiner Gewohnheit, einen Inschrifttext auf einer Seite zu
beenden, hätte brechen müssen.1658 Darüber hinaus präsentieren sich die Orts-
angaben in Hinblick auf eine beabsichtigte Publikation bereits etwas überarbeitet
und vereinheitlicht.
Durch die Benutzung der überarbeiteten und erweiterten Sammlung fanden in
Cholers Manuskript zwar einerseits Inschriften Eingang, die in Peutingers Samm-
lung noch nicht enthalten sind1659, doch fehlen andererseits eine Vielzahl von epi-
graphischen Texten, die er eigentlich hätte abschreiben können. Ob hier Mommsens
Urteil zu bekräftigen ist, wonach Choler sehr selektiv gearbeitet hat1660, oder ob ihm
das Material nur teilweise zur Verfügung stand, kann derzeit nicht entschieden
werden, da die Kriterien, nach denen er ausgewählt haben müsste, in keiner Weise
nachvollziehbar sind.1661
Auch über die Herkunft der Abschriften, die Fuchsmagen zur Erweiterung seiner
Inschriftensammlung heranzog – abgesehen von wenigen Ausnahmen bei Choler
waren die entsprechenden Texte bisher nur aus dem Werk von Apianus/Amantius
bekannt – können derzeit keine sicheren Aussagen getroffen werden. Eine Beteili-
gung von Augustinus Tyfernus ist jedenfalls auf Basis einiger Indizien (Verwahrorte
1656 Vgl. auch Kap. 8.3.3.
1657 Ob man in diesem Zusammenhang ein Indiz für einen (Studien-)Aufenthalt Cholers im Jahr 1509
in Wien sehen darf, bleibt sehr spekulativ; vgl. Kap. 9.1.
1658 CLM 394, fol. 139v,2–140r,1.
1659 Es handelt sich dabei nicht alleine um Inschriften der sog. Antiquus-Austriacus-Erweiterung (die
Peutinger wie erwähnt ohnedies unter seinen „Augustiniana“ hat), sondern auch um weitere nori-
sche und oberpannonische Denkmäler wie CIL III 5235 aus Celeia (der Beleg Cholers wurde im CIL
III nicht verzeichnet). Siehe Kap. 9.2.3 mit Tab. 12.9 (Anhang).
1660 CIL III, S. 477a.
1661 Vgl. Kap. 9.2.3.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548