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374 | Johannes Fuchsmagen
ordentlichen Zuverlässigkeit der Abschriften und ihrer Ortsangaben, andererseits
aufgrund ihres geographischen Schwerpunktes als nicht unberechtigt erwiesen.1693
Zudem erinnert die Art der Formulierung einer Bereichsüberschrift des Prager
Codex stark an den Arbeitsstil von Augustinus Tyfernus: „Celeiae nunc Cilia vocatur
oppido inferioris Stiriae Epigrammata ne una quidem littera immutata“.1694 Vergleichbare
Äußerungen hat Tyfernus gerne und oft in seine Codices eingestreut, um sein Be-
mühen um korrekte Abschriften hervorzuheben.1695
Ungeachtet der Tatsache, ob nun (weitere) Abschriften von Tyfernus über die
Fuchsmagen-Sammlung CP XIII G 14 in die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis aufge-
nommen wurden, sind die Verdienste beider Humanisten für die Überlieferung
römerzeitlicher Inschriften, insbesondere aus Noricum und dem angrenzenden Pan-
nonia Superior in nahezu salomonischer Weise zu würdigen:
Bei Augustinus Prygl Tyfernus liegt die bemerkenswerte Leistung in seinen äußerst
zuverlässigen Inschriftenkopien, die als ebenbürtiger Ersatz für erhaltene Denkmäler
gewertet werden können, obwohl sie heute nur noch in Form von Abschriften vor-
liegen. Dadurch, dass er seinen Namen in die Aufzeichnungen mit eingefügt hat,
sind diese bereits seit Theodor Mommsen zuordenbar.1696
Zu Johannes Fuchsmagen konnten im Rahmen der vorliegenden Arbeit durch die
Untersuchung bisher wenig beachteter Handschriften, konkret des CVP 3255* und
des CP XIII G 14 in Verbindung mit den übrigen bekannten epigraphischen Samm-
lungen vom Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts neue Erkenntnisse ge-
wonnen werden, insbesondere, dass sich seine Sammeltätigkeit hinter Mommsens
Bezeichnung „Antiquus Austriacus“ verbergen muss. Leider hat uns Fuchsmagen im
Codex Pragensis XIII G 14 mit Ausnahme der Nennung des Otto von Freising1697 nicht
nur seine Quellen vorenthalten, sondern auch seinen eigenen Namen. Aus diesem
Grund erscheint es durchaus berechtigt, ihn als „graue Eminenz der frühen Inschrif-
tenüberlieferung“ zu bezeichnen, bei der viele „Fäden“ in Form von Inschriften-
kopien gebündelt, aufbereitet und letztlich unter dem Namen anderer im Druck
verbreitet wurden. Das Urteil von Alphons Lhotsky, der in Fuchsmagen eher einen
Bildungsgenießer als einen Schöpfer sah1698, ist in Hinblick auf seine Inschriften-
sammeltätigkeit und den daraus hervorgegangenen Pergamentcodex jedenfalls zu
relativieren. Es mag nur insofern zutreffen, als Fuchsmagen zweifellos überwiegend
die Abschriften Anderer gesammelt und verwertet hat, wobei ihm seine mannig-
faltigen Kontakte sehr zugute kamen.
1693 Siehe Kap. 7.4.3.
1694 CP XIII G 14, fol. 180r. Diese Überschrift wurde von Apianus/Amantius unverändert über-
nommen; siehe Kap. 10.5.2 (Pkt. 3).
1695 Vgl. Kap. 4.3.
1696 Siehe Kap. 4.1.
1697 Vgl. Kap. 7.3.2 und 7.5.
1698 Lhotsky, Quellenkunde 434; ganz ähnlich die Formulierung von Storczer, Leopoldsteppich 138.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548