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Vorwort und Inhalte
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den diskursiven Eigenheiten der verschiedenen Sprachräume (Deutsch / Eng-
lisch) keineswegs unmittelbar unterliegen, sondern vielmehr allgemein ver-
treten werden. Meine hierbei zentrale Annahme, die die folgenden Abschnitte
exegetisch vorbereitet, positioniert Hanslicks VMS-Traktat als die theoreti-
sche Grundlegung einer neuen akademischen Spezialdisziplin, der ‚objekti-
ven‘ Musikästhetik, die als perspektivische Betrachtungsweise der musikali-
schen Komposition charakterisiert werden könnte. Hanslicks Argument macht
daher keine universale Bestimmung des Objekts ‚Musik‘ unter jeder mögli-
chen Bedingung von Komposition, Reproduktion und Rezeption aus, son-
dern betrifft einen sorgfältig begrenzten wissenschaftlichen Anwendungs-
rahmen, der keinesfalls mit universalen Musikdefinitionen identifiziert werden
dürfte und der daher keine absolute Geltung besitzt. Kap.Â
2.1 erörtert zunächst
Hanslicks Verhältnis zur historischen Entwicklung des musikalischen ‚Mate-
rialstands‘ und ist vor allem gegen die geläufige Meinung gerichtet, dass eine
historische Konstitution des künstlerischen Gegenstandes von ihm regelrecht
übersehen wurde. Obwohl Hanslicks Definition der ‚objektiven‘ Musikästhe-
tik tatsächlich ahistorisch ist, da er die konsequente Orientierung an metho-
dischen Ãœberlegungen der empiristischen Wissenschaften offensiv ermutigt,
hat er die historische Kontingenz der musikalischen Grundelemente und der
geschichtlichen Einzelschönheit deutlich erkannt, was im Anschluss text-
lich gezeigt wird. Kap. 2.2 ist der klassischen Problematik einer vermeintli-
chen Unvereinbarkeit der Hanslick’schen Rezensionen und der ästhetischen
Abhandlung gewidmet, insofern Letztere die affektive Illustration von ‚reiner‘
Musik vorgeblich vollständig zurückweise, Erstere jedoch selbige wiederholt
einsetzen. Auch hier kann die von mir benannte Divergenz von Musikästhetik
und Musikbegriff eine plausible Erklärung erbringen, nach der eine spezifische
Eigenschaft ästhetisch irrelevant sein kann, ohne dass dies eine umfassende
Bestimmung der musikalischen Komposition unter jeden möglichen Umstän-
den impliziert. Kap. 2.3 führt diese entscheidende Qualifikation der ‚objekti-
ven‘ Musikästhetik von Hanslick aus und belegt anhand weiterer Beispiele –
wie der musikalischen Spezialästhetik oder auch seiner keinesfalls normativen
Einordnung von einzelnen Gattungen –, wie die unangemessene Verabsolutie-
rung seiner absichtlich begrenzten Konzeption diskursiv etablierte Irrtümer
generiert hat.
Kap. 3 behandelt daraufhin die ‚englische‘ Hanslick-Rezeption sowie deren
historische Entwicklung, wobei jedoch ‚englisch‘ generell eine sprachlich
bestimmte Diskursform bezeichnet und somit keine geographische Demarka-
tion charakterisiert. Kap. 3.1 ist den frühesten englischen Wiedergaben von
Hanslicks Arbeiten gewidmet, was bei seinen Kritiken auf die 1860er Jahre
datiert werden kann, als der Bostoner Kritiker John Sullivan Dwight die
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Title
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Subtitle
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Author
- Alexander Wilfing
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Size
- 16.0 x 24.0 cm
- Pages
- 434
- Keywords
- Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Category
- Biographien
Table of contents
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ãœbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
- 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423