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1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung
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kritischen Vergleich der KongressbĂ€nde zu Hanslicks TĂ€tigkeit bĂŒndig gezeigt
werden,10 wie dieser zweite Bruch bei der aktuellen Forschung nachwirkt und
welche EinflĂŒsse hierbei jeweils wirksam werden (Kap. 1.4).
Die folglich doppelte Trennlinie, die die moderne Forschung zwischen histo-
rischen Erhebungen und soziokulturellen Fragestellungen sowie âMusikologieâ
und Philosophie gebrochen changieren lÀsst und die nur relativ selten themati-
sche Ăberlappungen nach sich zog, soll durch meine interdisziplinĂ€re Arbeits-
methode ansatzweise ĂŒberwunden werden, die historische, musikalische, phi-
losophische, textanalytische, aber auch diskurskritische TeilĂŒberlegungen zum
Thema hat. HierfĂŒr musste aber auch ein bisher nahezu vollstĂ€ndig ignorier-
tes Themenfeld intensiv erörtert werden, dem die vorliegende Untersuchung
ebenfalls angehört und das die spÀrliche Forschung zur spÀteren Wirkung
Hanslicks erlĂ€utert, die Christoph Landerer als âvernachlĂ€ssigtâ charakteri-
siert hat.11 Wenn Landerers Diagnose aus dem Jahr 1993 auch nicht mehr völlig
passt, lÀsst sich trotz vereinzelter Ausnahmen prinzipiell festhalten, dass Hans-
licks VMS-Traktat sowie seine beachtenswerte Wirkungsgeschichte, die von
der Wiener Moderne (Popper, Wittgenstein) ĂŒber eine beginnende Musikfor-
schung (Adler, Halm, Kurth, Schenker) und zahlreiche Komponisten (Pfitzner,
Schönberg, Strawinsky) bis hin zu Nietzsche, Ingarden, Adorno, Langer und
der analytischen MusikÀsthetik rekonstruiert werden könnte, unverkennbar
unterforscht ist (Kap. 1.5).
Was Geoffrey Payzant bei der historischen Hanslick-Forschung beobach-
tete, betrifft ebenso die Rezeption von Hanslicks Argument: âAbout Eduard
Hanslick nobody knows very much because his writings have not yet been care-
fully studied and the secondary literature is sketchy and often intentionally
misleading.â12 Dies wird bereits dadurch bezeugt, dass Hanslicks VMS-Traktat
groĂteils mittelbar angefĂŒhrt wird, was bei der oft inkorrekten VerkĂŒrzung des
populĂ€rsten Grundsatzes âTönend bewegte Formen sind einzig und allein Inhalt
und Gegenstand der Musikâ (VMS, S. 75) auf âtönend bewegte Formâ speziell
auffĂ€llt (Kap. 1.6) und Karbusicky korrekt urteilen lieĂ, dass Hanslicks Hypo-
these âeher bekĂ€mpft denn gelesen wurdeâ.13 Um die DisparitĂ€t der aktuellen
10 Eduard Hanslick zum Gedenken. Bericht des Symposions zum Anlass seines 100. Todestages, hrsg.
von Theophil Antonicek, Gernot Gruber und Christoph Landerer, Tutzing 2010; Rethink-
ing Hanslick: Music, Formalism, and Expression, hrsg. von Nicole Grimes, SiobhĂĄn Donovan
und Wolfgang Marx, Rochester/Woodbridge 2013.
11 Christoph Landerer, âBernard Bolzano, Eduard Hanslick und die Geschichte des musik-
Àsthetischen Objektivismus. Zu einem Kapitel (alt)österreichischer Geistesgeschichte. II:
Hanslicks philosophisches Nachlebenâ, in Kriterion 3/6 (1993), S. 20â40, hier S. 20.
12 Geoffrey Payzant, Hanslick on the Musically Beautiful: Sixteen Lectures on the Musical Aes-
thetics of Eduard Hanslick, Christchurch 2002, S. 63.
13 Vladimir Karbusicky, Grundriss der musikalischen Semantik, Darmstadt 1986, S. 30.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Title
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Subtitle
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Author
- Alexander Wilfing
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Size
- 16.0 x 24.0 cm
- Pages
- 434
- Keywords
- Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Category
- Biographien
Table of contents
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die âidealistischeâ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die âösterreichischeâ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang â Hanslicks âtönend bewegte Form[en]â 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik â Ăsthetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ăbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang â Hanslickâsche Rezensionen in Dwightâs Journal of Music 176
- 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? â Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423