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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 32 markanteste Beispielfall seiner frĂŒhen Hegel’schen Ausrichtung kann dann im Aufsatz „Censur und Kunst-Kritik“ aus dem Jahr 1848 erblickt werden, der in der diesbezĂŒglichen SekundĂ€rliteratur hĂ€ufig zitiert wird: Die echte Kunstkritik wird sich bei Beurtheilung eines Kunstwerkes – stets vo- rausgesetzt, daß dessen Bedeutsamkeit einen höheren Maßstab aufruft –, nicht damit begnĂŒgen, in den Schacht des technischen Details hinabzusteigen, sie wird den Gipfel der Idee erklimmen. Sie wird darthun, wie die Idee, welche das einzelne Kunstwerk schuf, sich verhĂ€lt zu den Ideen, welche die ganze Mensch- heit bewegen; sie wird dem KĂŒnstler nicht bloß seinen höheren oder niederen Rang in der Kunstgeschichte anweisen, sondern vorerst seine Stellung prĂŒfen zur ganzen idealen Aufgabe der Zeit, und deren constituirenden Momenten: der Religion, der Geschichte, der Philosophie. Die Kunst wiederholt die durch rei- ne Contemplation aufgefaßten ewigen Ideen, das Bleibende und Wesentliche aller weltlichen Erscheinungen, und je nachdem der Stoff ist, in welchem sie wiederhohlt [sic], ist sie bildende Kunst, Musik oder Poesie. Die Kunst-Philoso- phie unserer Zeit sieht in der Kunst (Dank sei es vor Allem Hegel’s BemĂŒhun- gen!) nicht mehr ein bloßes Spielzeug zu sinnreichem Ergötzen, sie erkennt sie als eine Manifestation der Gottheit, als eine ebenbĂŒrtige Schwester der Religi- on, der Philosophie [
]. Wir sind ĂŒber die dĂŒrftige Anschauung hinaus, welche in einem MusikstĂŒcke nur eine symmetrische Aneinanderreihung angenehmer Töne und Tonfolgen sah, und die Definition des großen Philosophen Leibnitz [sic] ist eine nurmehr historische geworden. Die Werke der großen Tondichter sind mehr als Musik, sie sind Spiegelbilder der philosophischen, religiösen und poli- tischen Weltanschauung ihrer Zeit.70 Obwohl Hanslick den generellen Stellenwert dieser relativ ‚Àußerlichen‘ Teil- elemente der musikalischen Komposition selbst spĂ€ter niemals leugnet (vgl. VMS, S.  92f., und Kap.  2.1), ihnen jedoch niemals theoretische TragfĂ€higkeit zubilligt, scheinen derartige romantische DenkansĂ€tze mit der allgemeinen Ă€sthetischen Abhandlung schwerlich kompatibel. Besonders Hanslicks vehe- mentes politisches Engagement bei der Wiener Revolte im Jahr 184871 sowie seine getĂ€uschten Hoffnungen und die bestĂŒrzende Hinrichtung des Kollegen Alfred Julius Becher dĂŒrften jedoch bewirkt haben, dass sich Hanslicks Ansich- ten beizeiten wandelten72 und man im fertigen Traktat die folgende Passage 70 Eduard Hanslick, „Censur und Kunst-Kritik“, in Wiener Zeitung (24.03.1848), S.  1. Neu- erlich abgedruckt in: Strauß, Hanslick Schriften (wie Anm.  16), Bd.  1, S.  156f. 71 Zu Hanslicks Teilnahme, die von ihm hinterher kaschiert wurde (Aus meinem Leben [wie Anm.  17], S.  86), vergleiche prinzipiell: Payzant, Sixteen Lectures (wie Anm.  12), S.  135. 72 Dietmar Strauß, „Davidsbund“ (wie Anm.  24), S.  285; Martin Geck, Zwischen Romantik und Restauration. Musik im Realismus-Diskurs der Jahre 1848–1871, Stuttgart/Weimar/Kassel 2001, S.  177; Barbara Boisits, „Formalismus als österreichische Staatsdoktrin? Zum Kon- text musikalischer FormalĂ€sthetik innerhalb der Wissenschaft Zentraleuropas“, in Musi- cological Annual 40/1–2 (2004), S.  129–136, hier S.  136; GĂ€rtner, Hanslick versus Liszt (wie
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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