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1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie
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entdeckt: „Die ästhetische Betrachtung kann sich auf keine Umstände stützen,
die außerhalb des Kunstwerks selbst liegen“ (VMS, S. 108). Payzant konnte je-
doch auf die hegelianischen Zeitungskritiken des jungen Hanslick noch nicht
mühelos zugreifen, da sie erst seit den 1990er Jahren von Strauß ediert werden
und bisher nicht übersetzt worden sind.73 Die einzige größere Übertragung
der Hanslick’schen Rezensionen ins Englische ist bis heute Henry Pleasants’
Vienna’s Golden Years of Music aus dem Jahr 1950,74 die eine deutlich gekürzte
Fassung der elfteiligen Besprechung von Richard Wagners Tannhäuser aus der
Wiener Allgemeinen Musikzeitung (28.11.–29.12.1846) enthält, sonst jedoch einzig
spätere Kritiken ab dem Jahr 1854 bringt.75 Vereinzelte Fragmente der hegeli-
anischen „vormärzlichen Jugendsünden“76 sind zwar auch in der ‚englischen‘
Forschung vorhanden,77 aber eine umfassende Untersuchung der gewandelten
ästhetischen Einstellung Hanslicks ist weiterhin ausständig.78
Trotz solch widriger Umstände hat Payzant aber eine weitere zentrale Ins-
piration von Hanslicks Argument nennen können: Friedrich Theodor Vischer,
welcher neben einigen VMS-Stellen (VMS, S. 47, 108, 154 und 160) für diverse
andere Schriften eine ebenso wichtige Funktion aufweist.79 Eine These zum
prägenden Einfluss Vischers auf Hanslicks Musikbild wurde schon in Das
Anm. 39), S. 108f.; James Garratt, Music, Culture, and Social Reform in the Age of Wagner,
Cambridge 2010, S. 144f.; Landerer, „Österreichische Geistesgeschichte“ (wie Anm. 18),
S. 59f.; Bonds, Absolute Music (wie Anm. 31), S. 153f.
73 Zur nicht gerade rosigen Zukunft der deutschen Hanslick-Ausgabe vgl.: Dietmar Strauß,
„‚Eigentlich ein Skandal …‘ Die Situation der Gesamtausgabe der Schriften Eduard
Hanslicks“, in Die Tonkunst 1/3 (2007), S. 258–260.
74 Vienna’s Golden Years of Music, 1850–1900, übers. und hrsg. von Henry Pleasants, New York
1950. Zweite Auflage: Eduard Hanslick: Music Criticisms 1846–1899, übers. und hrsg. von
Henry Pleasants, Harmondsworth 1963.
75 Pleasants, Hanslick Criticisms (wie Anm. 74), S. 33–45. Für die deutsche Fassung vgl.:
Strauß, Hanslick Schriften (wie Anm. 16), Bd. 1, S. 57–94; Otto Brusatti, „Eduard Hans-
licks erste Wagner-Kritik“, in Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins 86–88 (1982–1984),
S. 595–632. Siehe hierzu primär: Dietmar Strauß, „Hanslicks Tannhäuser-Aufsatz im
rezeptionsgeschichtlichen Kontext“, in ders., Hanslick Schriften (wie Anm. 16), Bd. 1,
S. 315–322.
76 Eduard Hanslick, Aus dem Konzertsaal. Kritiken und Schilderungen aus den letzten 20 Jahren des
Wiener Musiklebens, Wien 1870, S. XII.
77 Siehe dazu etwa: Mark Evan Bonds, Music as Thought: Listening to the Symphony in the Age
of Beethoven, Princeton/Oxford 2006, S.Â
111 und einige Arbeiten direkt zu Hanslicks Kri-
tiken, die in der Bibliographie unter „Quellentexte (Englisch)“ erfasst wurden.
78 Payzant hat die betreffenden Betrachtungen in Hanslick and Berlioz (wie Anm. 8) auf die
Prager Episode aus dem Jahr 1846 beschränkt. Vgl. Kap. 2.
79 Eduard Hanslick, „Begegnungen mit Friedrich Theodor Vischer“, in Neue Freie Presse
(28.09.–29.09.1887). Neuerlich abgedruckt in: Die moderne Oper 5. Musikalisches und Litera-
risches. Kritiken und Schilderungen, Berlin 1889, S.Â
279–295; Aus meinem Leben (wie Anm.Â
17),
S. 432–443.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Title
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Subtitle
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Author
- Alexander Wilfing
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Size
- 16.0 x 24.0 cm
- Pages
- 434
- Keywords
- Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Category
- Biographien
Table of contents
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ãœbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
- 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423