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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 61 merkwürdigsten ist es, daß sich in Hanslicks Schriften verständnisvolle musi- kalische Analysen finden die jeder formalistischen Theorie ausgesprochen zu- widerlaufen.“219 Kneplers Ansicht teilt auch Zofia Lissa, die ebenfalls festhielt, dass Hanslicks Einstellung niemals uniform war und man bei ihm selbst einige inhaltliche Deutungen von ‚reiner‘ Musik finden könnte,220 was aus Fahlbuschs Perspektive darauf beruhe, dass ihm die „lebendige Musik […] bisweilen be- wußte oder unbewußte Zugeständnisse“ abgerungen hat.221 Dass diese angeb- lichen Divergenzen von Kritik und Ästhetik bei Hanslick, welche kontrovers diskutiert wurden, auf dem konsequenten Missverstehen von Hanslicks Me- thodik basieren dürften und somit keinen inhärenten Widerspruch in Hans- licks Musikbild darstellen, ist von obigen Autoren durchweg übersehen wor- den (Kap.  2.2). Wenn demnach konstatiert werden konnte, dass Hanslicks Musikkritik von der marxistischen Musikforschung positiv erörtert wurde, da sie die absolute Isolierung des ‚autonomen‘ Kunstwerks von ‚externen‘ Parametern durch- brach, ist VMS aus genau diesen Gründen ablehnend behandelt worden. Für die andere Hälfte der deutschsprachigen Musikwissenschaft galten jedoch kon- träre Prämissen: Dahlhaus war als der bedeutendste Repräsentant der west- deutschen Musikforschung nämlich bestrebt, den ‚klassischen‘ Musikkanon vor marxistischer Ideologiekritik sowie einer „sociopolitical interpretation“ abzuschirmen,222 welche einen „palpable threat to the integrity of the disci- pline“ darstellte.223 Dahlhaus’ Programm hat als methodisches Nebenprodukt auch eine intensivere Erforschung von Hanslicks VMS-Traktat begünstigt, die kritische Tätigkeit Hanslicks hierbei jedoch aus den vorstehend angeführten Beweggründen weitgehend übergangen.224 Wie Grimes prägnant resümiert: „Hanslick’s hermeneutic descriptions of music – be they poetic, sociopolitical, or even nationalistic – fit less comfortably in his system than a discussion of the formalist aspects of ‚Vom Musikalisch-Schönen‘.“225 Grimes konnte durch sol- che musikpolitische Beobachtungen die durchaus praktische Bedeutung einer Eduard Hanslick, hrsg. von Norbert Tschulik, Wien 1965, gingen dieser nämlich deutlich voraus. 219 Knepler, Musikgeschichte (wie Anm.  207), Bd.  2, S.  687. 220 Lissa, Fragen der Musikästhetik (wie Anm.  202), S.  332. 221 Fahlbusch, Musikkritiken (wie Anm.  218), S.  16. 222 Hepokoski, „Dahlhaus Project“ (wie Anm.  199), S.  222. 223 Shreffler, „Berlin Walls“ (wie Anm.  206), S.  499. 224 Zu Dahlhaus’ Wirkung sowie seiner prinzipiellen Methodologie vgl.: Carl Dahlhaus und die Musikwissenschaft. Werk, Wirkung, Aktualität, hrsg. von Hermann Danuser, Peter Gülke und Norbert Miller, Schliengen 2011. 225 Grimes/Donovan/Marx, Rethinking Hanslick (wie Anm.  4), S.  4.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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