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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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2. These und Exkurs: Hanslicks Methodik – Ästhetik versus Kritik 84 der Neoklassizismus und die Dodekaphonie aus der ersten Hälfte des 20.  Jahr- hunderts hinlänglich aufzeigten, dass Hanslicks VMS-Traktat im Vergleich zu Wagners Schriften als zeitgemäße Konzeption betrachtet werden könn- te (Kap.  1.5),311 blieb diese reservierte Bewertung Hanslicks bis in die späten 1960er Jahre nahezu bruchlos erhalten. Dabei waren jedoch die rezeptiven Vorzeichen diametral umgekehrt: Nach den verstörenden Erfahrungen mit der nazistischen Musikkritik und der ideologischen Verketzerung von modernen Musikstilen (Jazz, Songstil, Atonalität etc.) war man bei der normativen Be- sprechung von ‚Neuer Musik‘ generell befangen. Diese Lehre aus dem ‚Dritten Reich‘, die eine defensive Musikkritik nach sich zog, die jegliche negative Be- urteilung von neuartigen Musikstücken suspendierte, um eine nachträgliche Wider legung antizipativ abzuwehren, wurde dann auch mit der Wortbildung ‚Hanslick-Komplex‘ belegt,312 die die entsprechenden Diskussionen der 1960er Jahre weitgehend bestimmte.313 Zum gleichen Zeitpunkt wurde aber auch eine posthume Restitution Hans- licks zu einem immer stärkeren Anliegen: So trat etwa Weigel im Jahr 1965 für die erneute Publikation der Hanslick’schen Rezensionen ein, die erst eine adäquate Bewertung seiner gesamten Musiksicht gestatten würde.314 Clemens Höslinger hat eine derartige kritische Ausgabe beinahe zeitgleich gefordert,315 die auch noch Sponheuer als ein „dringendes Desiderat“ betrachtete.316 Eine solche wurde aber erst seit den 1990er Jahren von Dietmar Strauß besorgt, wobei selbige jedoch aufgrund mangelnder Förderungen momentan einge- stellt ist.317 Noch Greys Artikel im New Grove (2001), der – wie Gooley richtig betont – zahlreiche Vorurteile bezüglich Hanslicks Schriften kritisch benennt, kann eine weiterhin verbreitete Bewertung Hanslicks als „narrow, pedantic, 311 Strauß, „Musik der Zukunft“ (wie Anm.  243), S.  413; Bonds, Music as Thought (wie Anm.  77), S.  113; ders., Absolute Music (wie Anm.  31), S.  173–183. 312 Dieser Begriff findet sich etwa bei: Carl Dahlhaus, „Vom Elend der Musikkritik“, in Carl Dahlhaus. Gesammelte Schriften, hrsg. von Hermann Danuser, Laaber 2001, Bd.  2, S.  77–84, hier S.  79; Tschulik, Schriften Hanslick (wie Anm.  218), S.  5; Helmut A. Fiechtner, „Öster- reich“, in Symposion für Musikkritik, hrsg. von Harald Kaufmann, Graz 1968, S.  81. Siehe aber auch noch: Lutz Lesle, Notfall Musikkritik, Wiesbaden 1981, S.  140. 313 Wilfing, „Richard Wagner“ (wie Anm.  21), S.  156f. Für Hanslicks Bewertung in den 1950ern und 1960ern vergleiche prinzipiell: Hans Weigel, „Eduard Hanslick. Eine Ehren- rettung“, in Neues Forum – Österreichische Monatsblätter für kulturelle Freiheit 13 (1966), S.  413–418. 314 Hans Weigel, Apropos Musik. Unsystematische und laienhafte Versuche eines Liebhabers zur Heranführung an die Tonkunst in der zweiten Person Einzahl mit 18 imaginären Porträts von Hans Fronius, Zürich/Stuttgart 1965, S.  110. 315 Höslinger, „Thema Hanslick“ (wie Anm.  25), S.  543. 316 Sponheuer, Kunst und Nicht-Kunst (wie Anm.  61), S.  145. 317 Strauß, „‚Eigentlich ein Skandal …‘“ (wie Anm.  73).
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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