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2. These und Exkurs: Hanslicks Methodik – Ästhetik versus Kritik
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and backward-looking“318 oder auch als die „stodgy, pedantic spokesperson for
‚conservative‘ musical causes“319 belegen. Der rezente Verzicht auf die inzwi-
schen überkommene Vorstellung eines konstanten musikalischen ‚Fortschritts‘,
die diese pejorative Darstellung grundiert hatte, sorgte dafür, dass eine neue,
sachlichere Evaluierung der Hanslick’schen Publikationen möglich werden
konnte.320 Die beschriebene Leidenschaft im ‚deutschen‘ Musikdiskurs bewirkte
folglich, dass eine ernsthafte Erschließung der kritischen Tätigkeit Hanslicks
erst verzögert einsetzte und dass selbige anders als Hanslicks VMS-Traktat nur
sporadisch erforscht wurde. Zwar existieren zahlreiche Einzelstudien zu Hans-
licks Beziehung zu verschiedenen Komponisten – Verdi,321 Liszt,322 Brahms323
etc. –, aber eine umfassende Untersuchung seines ‚kritischen Verfahrens‘, das
seine sozialen, politischen, historischen oder auch literarischen Hintergründe
nuanciert aufdecken würde, ist bis heute nicht erfolgt.324 Der Band Rethink-
ing Hanslick (2013) entstand deswegen als nachträgliche Kompensation für die
defizitäre Forschung und sollte daher Hanslicks Tätigkeit möglichst komplett
318 Grey, „Hanslick, Eduard“ (wie Anm. 166), S. 830.
319 Gooley, „Hanslick Criticism“ (wie Anm. 164), S. 289.
320 Antonicek/Gruber/Landerer, Hanslick zum Gedenken (wie Anm. 10), S. 6f.
321 Für einige rezente Beispiele siehe hier etwa: Christian Springer, „Hanslick versus Verdi“,
in ders., Verdi-Studien, Wien 2005, S. 63–152; Michael Jahn, „‚Bei all’ seiner Intelligenz
eine gemeine Natur‘. Verdi in der Beurteilung Hanslicks“, in Antonicek/Gruber/
Landerer, Hanslick zum Gedenken (wie Anm.Â
10), S.Â
317–324; Sebastian Werr, „Fehlurteile?
Eduard Hanslick über Giuseppe Verdi“, in ÖMZ 68/1 (2013), S. 23–30.
322 Siehe hierzu primär Gärtners Arbeiten: „Rekonstruktion“ (wie Anm. 296); Hanslick ver-
sus Liszt (wie Anm. 39); „Der Hörer im Visier. Hanslicks und Liszts Prinzipienstreit über
die wahre Art, Musik zu verstehen“, in Strauß, Hanslick Schriften (wie Anm. 16), Bd. 5,
S. 457–468; „Kaleidoskop und Daguerrotyp. Positionen im Grundsatzstreit zwischen
Eduard Hanslick und Franz Liszt“, in Antonicek/Gruber/Landerer, Hanslick zum Geden-
ken (wie Anm.Â
10), S.Â
297–307. Vgl.: Nicole Grimes, „A Critical Inferno: Hoplit, Hanslick
and Liszt’s ‚Dante Symphony‘“, in JSMI 7 (2012), S. 3–22.
323 Für mehrere zentrale Analysen siehe hier etwa: Constantin Floros, „Das Brahms-Bild
Eduard Hanslicks“, in Brahms-Kongress Wien 1983. Kongressbericht, hrsg. von Susanne
Antonicek und Otto Biba, Tutzing 1988, S. 155–166; Hans-Joachim Hinrichsen, „‚Auch
das Schöne muß sterben‘ oder: Die Vermittlung von biographischer und ästhetischer Sub-
jektivität im Musikalisch-Schönen. Brahms, Hanslick und Schillers ‚Nänie‘“, in Johannes
Brahms oder die Relativierung der ‚absoluten‘ Musik, hrsg. von Hanns-Werner Heister, Ham-
burg 1997, S. 121–154; Gerd Rienäcker, „Auseinandersetzung unter Gleichgesinnten?
Hanslick über Brahms“, in Brahms-Studien 11 (1997), S. 9–17; Grimes, „German Huma-
nism“ (wie Anm. 163).
324 Hirschfelds Broschüre Das kritische Verfahren Eduard Hanslick’s, Wien 1885, behandelt
lediglich seine negative Haltung zur ‚Alten Musik‘. Eberhard Stanges Die Musikanschau-
ung Eduard Hanslicks in seinen Kritiken und Aufsätzen. Eine Studie zur musikalisch-geistigen
Situation des 19. Jahrhunderts, Dissertation Universität Münster 1954, ist einem bereits ver-
alteten Paradigma verpflichtet.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Title
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Subtitle
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Author
- Alexander Wilfing
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Size
- 16.0 x 24.0 cm
- Pages
- 434
- Keywords
- Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Category
- Biographien
Table of contents
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ãœbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
- 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423