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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 89 Moser, Stange oder Wellek finden, was die frĂŒhzeitige Verbreitung dieses Nar- rativs illustriert.342 Wie fest diese praktische Auslegung in der ‚deutschen‘ For- schung verankert scheint, belegt rezent auch Daniel Lettgen, der bei Hanslicks VMS-Traktat einen radikal „metahistorischen“ Schönheitsbegriff diagnosti- ziert und daraus folgert, dass Hanslick spĂ€ter „seinen Wunschtraum unzerstör- barer Schönheit“ widerwillig aufgeben musste.343 Sogar Kevin Karnes, der die kritische TĂ€tigkeit Hanslicks intensiv studierte, lĂ€sst ihn um das Jahr 1860 eine historische Wendung vollziehen, da er die geschichtliche Konstituierung von Ă€sthetischen Eigenschaften erst damals erfasst habe, die eben nicht „empirically verifiable“, sondern vielmehr historisch und geographisch eingebundene „pro- ducts of culture“ wĂ€ren.344 Der zentrale Auslöser fĂŒr eine derartige VMS-Les- art ist aber wohl die neuerliche Entdeckung von Herbart als angeblich wich- tigste Textquelle Hanslicks (Kap.  1.3), die von Dietmar Strauß forciert wurde: Der „invariante Schönheitsbegriff“, den Strauß bei Hanslick zu finden glaubte, sei aus dem Herbart’schen Formalismus bezogen worden.345 Seine These, dass Hanslicks VMS-Traktat in der Tradition Herbarts stĂŒnde, weicht aber klar von den eigenen frĂŒheren EinwĂ€nden zu SchĂ€fkes Theorien ab, die er im instruktiven Begleitband seiner kritischen VMS-Edition vorge- legt hat. Dort wird eine Wendung Hanslicks unter alleiniger Berufung auf Aus meinem Leben entschieden abgestritten, zumal dessen Ă€sthetische Abhandlung einige hĂ€ufig ĂŒberlesene Reflexionen auf die historisch wandelbare Beschaf- fenheit von konkreter Schönheit beinhalte, die SchĂ€fkes Deutung entschieden entkrĂ€ften.346 In der ersten Auflage wird etwa eine historische Qualifikation der musikalischen GefĂŒhlswirkung vorgebracht, deren spezifische Empfin- dung von Generation zu Generation anders ausfĂ€llt: „Jede Zeit und Gesittung bringt ein verschiedenes Hören, ein verschiedenes FĂŒhlen mit sich. Die Musik bleibt dieselbe, allein es wechselt ihre Wirkung mit dem wechselnden Stand- punkt conventioneller Befangenheit“ (VMS, S.  36). Die Idee der geschichtli- chen KonventionalitĂ€t wird dann auch auf das konkrete Material erweitert, 342 Paul Bekker, „Hanslick“, in MusikblĂ€tter des Anbruch 5/10 (1923), S.  283–292, hier S.  284f.; Hans Joachim Moser, Geschichte der deutschen Musik, Stuttgart/Berlin 1924, Bd.  3, S.  182; Stange, Musikanschauung Eduard Hanslicks (wie Anm.  324), S.  232f.; Albert Wellek, Musik- psychologie und MusikĂ€sthetik. Grundriß der systematischen Musikwissenschaft, Frankfurt 1963, S.  201. 343 Lettgen, Melancholie (wie Anm.  255), S.  269 und 533. 344 Karnes, Challenge of History (wie Anm.  131), S.  50. 345 Strauß, „Musik der Zukunft“ (wie Anm.  243), S.  414. Vgl.: ders., VMS Teil  2 (wie Anm.  22), S.  79 und 97, sowie einige seiner AufsĂ€tze in Hanslick Schriften (wie Anm.  16), Bd.  1, S.  266f., 285f. und 310 und Bd.  2, S.  399. 346 Strauß, VMS Teil  2 (wie Anm.  22), S.  9, 38, 74 und 106. Siehe spĂ€ter jedoch ebenso: ders., Hanslick Schriften (wie Anm.  16), Bd.  1, S.  310 und Bd.  3, S.  333.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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