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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick-Diskurse 133 legung hat Hanslick in der ersten Auflage 1854 umsichtig vorgebaut, in der sich auch eine weiterführende Konkretisierung seines überbewerteten Arabes- kenbildes findet: „Die Formen, welche sich aus Tönen bilden, sind nicht leere, sondern erfüllte, nicht bloße Linienbegrenzungen eines Vacuums, sondern sich von innen heraus gestaltender Geist.“ Er schließt sodann: „Der Arabeske gegenüber ist dennoch [i.e. demnach] die Musik in der That ein Bild, allein ein solches, dessen Gegenstand wir nicht in Worte fassen und unsern Begriffen unterordnen können“ (VMS, S.  78). Dieser Diskurs, der aus der ‚deutschen‘ Wagner-Debatte resultierte, ist im englischen Sprachraum nicht derart üblich, weshalb logisch scheint, dass beide Grove-Texte bei der Thematik ‚Arabeske‘ Hanslick nirgends anführen,550 das deutsche Pendant – die aktuelle MGG-Aus- gabe – selbigen dagegen dezidiert aufgreift,551 was auf Oesterles Überblick „Arabeske“ im Handbuch Ästhetische Grundbegriffe (2010) ebenso zutrifft, der sicherlich autoritative Wirksamkeit entfaltete.552 William Johnstons The Austrian Mind macht diese diskursiven Unter- schiede besonders einsichtig, da man im Original die folgende Textstelle fin- den konnte: „Hanslick postulated that music consists of ‚sounding forms set in motion‘ (‚tönend bewegte Formen‘), whose interrelations engender impressi- ons of beauty.“553 Otto Grohmas Übersetzung lautet dann aber: Hanslick „ver- langte, Musik müsse aus ‚tönend bewegten Formen‘ (Arabesken) [!] bestehen, deren Wechselbeziehungen Eindrücke von Schönheit hervorrufen“.554 Dass Hanslicks VMS-Traktat mit der musikalischen Arabeske gleichgesetzt wird, stellt daher ein vorrangig ‚deutsches‘ Phänomen dar, das der Wagner-Debatte entspringt und das sich erst spät sowie unter völlig divergenten Bedingungen im englischen Sprachraum antreffen lässt. Als zwei markante Ausnahmen der anglophonen Hanslick-Literatur können jedoch Welch und McAlpin genannt werden, wobei Ersterer Hanslicks Musikbild als „combination of arabesques Carrière, Ästhetik (wie Anm.  428), Bd.  2, S.  327; Eckardt, Vorschule Aesthetik (wie Anm.  429), S.  15; Stade, Vom Musikalisch-Schönen (wie Anm.  403), S.  11f.; Eugen Schmitz, Musikästhetik, Leipzig 1915, S.  2f. 550 Maurice J.  E. Brown, „Arabesque“, in New Grove, London 1980, Bd.  1, S.  512–513; ders. und Kenneth L. Hamilton, „Arabesque“, in New Grove², London 2001, Bd.  1, S.  794–795. 551 Lothar Schmidt, „Arabeske“, in MGG², Kassel u.a. 1994, Sachteil Bd.  1, Sp.  684–686, hier Sp.  685. Vgl.: Albert Wellek, „Ausdruck“, in MGG, Kassel/Basel 1949–1951, Bd.  1, Sp.  863–869, hier Sp.  865. 552 Günter Oesterle, „Arabeske“, in Barck u.a., Ästhetische Grundbegriffe (wie Anm.  355), Bd.  1, S.  272–286, hier S.  278 und 285. 553 Johnston, Austrian Mind (wie Anm.  166), S.  133. 554 William M. Johnston, Österreichische Kultur- und Geistesgeschichte. Gesellschaft und Ideen im Donauraum 1848 bis 1938, übers. von Otto Grohma, Wien/Köln/Weimar 42006, S.  143.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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