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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 189 Schönen in beiden Fällen auf dem gleichen Grundsatz aufbaut.922 Um nun Kunst als Kunst adäquat zu erfassen, muss man ihre kategoriale Einordnung registrie- ren, d.h. eine ästhetische Rezeption des künstlerischen Gegenstandes erfordert zwingend das Konzept ‚Kunst‘ und ist demnach geistiger beschaffen als die ästhe- tische Beurteilung von natürlicher Schönheit:923 Wenn aber der Gegenstand für ein Produkt der Kunst gegeben ist und als sol- ches für schön erklärt werden soll, so muß, weil Kunst immer einen Zweck in der Ursache (und deren Kausalität) voraussetzt, zuerst ein Begriff von dem zum Grunde gelegt werden, was das Ding sein soll; und da die Zusammenstimmung des Mannigfaltigen in einem Dinge zu einer inneren Bestimmung desselben als Zweck die Vollkommenheit des Dinges ist, so wird in der Beurteilung der Kunstschönheit zugleich die Vollkommenheit des Dinges in Anschlag gebracht werden müssen, wonach in der Beurteilung einer Naturschönheit (als einer sol- chen) gar nicht die Frage ist.924 Aber auch ohne die philosophischen Schwierigkeiten dieser beiden Schön- heits-Kategorien mit der vertrackten Beziehung zu Natur und Kunst prinzipi- ell abzuklären, macht Kants Ansatz fraglos deutlich, dass die reine Form eines gegebenen Gegenstands niemals genügt, um ihn als Kunstwerk auszuweisen. In Kants Worten ist „schöne Kunst […] eine Vorstellungsart, die für sich selbst zweckmäßig ist und, obgleich ohne Zweck, dennoch die Kultur der Gemüts- kräfte zur geselligen Mitteilung befördert“.925 Wenn der betreffende Gegen- stand diese minimale Vorgabe verfehlt, müsste dieser zwar nicht aus der Klas- se ‚Kunst‘ zwingend entfernt werden; er ist aber nicht mehr ‚schöne Kunst‘, sondern lediglich angenehmer Zeitvertreib, mithin einzig Kunst, die auf „die augenblickliche Unterhaltung, nicht auf einen bleibenden Stoff zum Nachden- ken oder Nachsagen angelegt ist“.926 Um vom Angenehmen zur wahrhaften Schönheit aufzusteigen, müsste ‚schöne Kunst‘ – neben ihrer formalen Ge- 922 Kant, Kritik der Urteilskraft (wie Anm.  40), S.  211 (§51, A320). Vgl.: Robert J. Yanal, „Kant on Aesthetic Ideas and Beauty“, in ders., George Dickie’s Philosophy (wie Anm.  437), S.  157– 183, hier S.  172–175; Christopher Dowling, „Zangwill, Moderate Formalism, and An other Look at Kant’s Aesthetic“, in Kantian Review 15/2 (2010), S.  90–117, hier S.  106– 108. 923 Stecker, „Free Beauty“ (wie Anm.  916), S.  89; Anthony Savile, „Kant’s Aesthetic The- ory“, in A Companion to Kant, hrsg. von Graham Bird, Malden/Oxford/Carlton 2006, S.  441–454, hier S.  443; Zuckert, „Aesthetic Formalism“ (wie Anm.  919), S.  603. 924 Kant, Kritik der Urteilskraft (wie Anm.  40), S.  198f. (§48, A311). Kant hatte zuvor eine begriffliche Bestimmung (§6, A211–212) und die klassische Kategorie der künstlerischen Vollkommenheit (§15, A 226–229) vom ästhetischen Geschmacksurteil ausdrücklich dif- ferenziert, was für künstlerische Gegenstände aber nicht mehr gilt. 925 Ebda., S.  191 (§44, A306). 926 Ebda., S.  191 (§44, A305).
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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